Frau Mühlenbeck ist eine Meisterin im Erzählen ihrer Lebensgeschichte. Was sie auch erlebt, was immer ihr in Vergangenheit und Gegenwart begegnet ist: rund, schlüssig, pointiert, bedeutungsvoll weiß sie es zu erzählen. Virtuos beherrscht sie das Metier der Verknüpfung, der kunstvollen Verzögerung, der dramatischen Akzentsetzung. Und was sie zu erzählen hat, ist in der Tat eindrucksvoll, ist spannend, komisch oder bewegend; es stellt sich darin ein Leben dar.
Die Ich-Person des Romans dagegen, eine junge Lehrerin, ist extrem unbegabt in dieser Lebenskunst der allseits prägnanten Selbstdeutung. Gebannt lauscht sie der alltäglichen Magie von Frau Mühlenbecks Erzählungen. Ihr eigenes Leben erscheint ihr diffus und unordentlich. Ist ihre Rolle in der Schule nicht haltlos? Was macht Abgrenzung und Gemeinsamkeit so schwer in ihrem Verhältnis zum Freund? Warum bleibt ihr Verlangen nach einem elementareren Umgang mit der Natur unstillbar? Falsche Fragen? Ihr gelingt es nicht, das alles zu Herausforderungen an Charakter und Haltung zu erklären. Mit dieser Konstellation setzt die Autorin vor unseren Augen einen spannenden Prozeß in Gang. Die eine Figur, Frau Mühlenbeck, führt mit ihrer Lebenserzählung, ihren bunt-markanten Alltagsepisoden der anderen vor, wie unsere Wahrnehmungen zu lenken sind, wie Darstellungsformen sich zielen lassen auf Einschnitt, Ereignis, Endpunkt. Wir sehen zu, wie nun auch die Ich-Person, gleichsam im Schlepptau der Erzählkunst Frau Mühlenbecks, Realitätspartikel, Empfindungen zu einer Anordnung zu fügen beginnt, zu einer Zuspitzung ihrer Lage. In der gleichen Bewegung, aber gegenläufig, fixiert die Ich-Person die Frau Mühlenbeck in ihrer alltäglich-häuslichen Gegenwart, sieht sie im Netz ihrer festgewordenen Lebensstrukturen, ihrer Geschichten, die sie aus sich rausspinnt und in denen sie dann unantastbar, auch starr und eingeengt sitzt.
Hier der autobiographische Selbstentwurf der Frau Mühlenbeck, dort der ordnende Auflösungsprozeß, der die Ich-Person in die Krise treibt: - Wie weiß die Autorin bei dieser skeptischen Erzählanordnung, dieser Austreibung aller naiven Romanpsychologie und Stimmungsunschuld, unsere genuine Gier nach Geschichten zu befriedigen! Wie versteht sie es, aus dem Beängstigenden und Beklemmenden in der kühlen und doch nicht ironischen Draufsicht ästhetisch-sinnliches Vergnügen zu ziehen.
Die Ich-Person des Romans dagegen, eine junge Lehrerin, ist extrem unbegabt in dieser Lebenskunst der allseits prägnanten Selbstdeutung. Gebannt lauscht sie der alltäglichen Magie von Frau Mühlenbecks Erzählungen. Ihr eigenes Leben erscheint ihr diffus und unordentlich. Ist ihre Rolle in der Schule nicht haltlos? Was macht Abgrenzung und Gemeinsamkeit so schwer in ihrem Verhältnis zum Freund? Warum bleibt ihr Verlangen nach einem elementareren Umgang mit der Natur unstillbar? Falsche Fragen? Ihr gelingt es nicht, das alles zu Herausforderungen an Charakter und Haltung zu erklären. Mit dieser Konstellation setzt die Autorin vor unseren Augen einen spannenden Prozeß in Gang. Die eine Figur, Frau Mühlenbeck, führt mit ihrer Lebenserzählung, ihren bunt-markanten Alltagsepisoden der anderen vor, wie unsere Wahrnehmungen zu lenken sind, wie Darstellungsformen sich zielen lassen auf Einschnitt, Ereignis, Endpunkt. Wir sehen zu, wie nun auch die Ich-Person, gleichsam im Schlepptau der Erzählkunst Frau Mühlenbecks, Realitätspartikel, Empfindungen zu einer Anordnung zu fügen beginnt, zu einer Zuspitzung ihrer Lage. In der gleichen Bewegung, aber gegenläufig, fixiert die Ich-Person die Frau Mühlenbeck in ihrer alltäglich-häuslichen Gegenwart, sieht sie im Netz ihrer festgewordenen Lebensstrukturen, ihrer Geschichten, die sie aus sich rausspinnt und in denen sie dann unantastbar, auch starr und eingeengt sitzt.
Hier der autobiographische Selbstentwurf der Frau Mühlenbeck, dort der ordnende Auflösungsprozeß, der die Ich-Person in die Krise treibt: - Wie weiß die Autorin bei dieser skeptischen Erzählanordnung, dieser Austreibung aller naiven Romanpsychologie und Stimmungsunschuld, unsere genuine Gier nach Geschichten zu befriedigen! Wie versteht sie es, aus dem Beängstigenden und Beklemmenden in der kühlen und doch nicht ironischen Draufsicht ästhetisch-sinnliches Vergnügen zu ziehen.