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Als charismatisches Unikum, als anarchischer Freiheitskämpfer und geselliger Trunkenbold galt Brendan Behan als »größter Dubliner Star seiner Zeit«. Mit drei Jahren konnte er lesen, mit acht wurde er Mitglied der IRA und mit 24 hatte er bereits ein Drittel seines Lebens im Gefängnis verbracht. Auf den Bühnen des Londoner Westend und in den Inszenierungen Peter Zadeks waren seine Stücke mit ihrem unbändigen Witz Riesenerfolge.Die nun veröffentlichten brillanten Texte widmen sich den großen Themen Liebe, Leid und Tod voller Übermut. Als genauer Beobachter des Arbeitermilieus mit einem Gespür für…mehr

Produktbeschreibung
Als charismatisches Unikum, als anarchischer Freiheitskämpfer und geselliger Trunkenbold galt Brendan Behan als »größter Dubliner Star seiner Zeit«. Mit drei Jahren konnte er lesen, mit acht wurde er Mitglied der IRA und mit 24 hatte er bereits ein Drittel seines Lebens im Gefängnis verbracht. Auf den Bühnen des Londoner Westend und in den Inszenierungen Peter Zadeks waren seine Stücke mit ihrem unbändigen Witz Riesenerfolge.Die nun veröffentlichten brillanten Texte widmen sich den großen Themen Liebe, Leid und Tod voller Übermut. Als genauer Beobachter des Arbeitermilieus mit einem Gespür für Dubliner Redewendungen und surreale Begebenheiten beschreibt Behan seine Figuren in ihrer ganzen Respektlosigkeit und Unangepasstheit. Seine Texte strotzen vor Anspielungen, Liedern und Sprichwörtern und zeichnen das Bild eines wilden, kämpferischen Irlands, das es so heute nicht mehr gibt.
Autorenporträt
Brendan Behan, geboren, aufgewachsen und gestorben in Dublin (1923¿1964), war einer der bedeutendsten irischen Autoren seiner Zeit. Neben autobiografischen Glossen und Prosatexten schrieb er vor allem Dramen, die bei Wagenbach teils in dem Band »Die Geisel und andere Stücke« (1977) erschienen. Als Symbol der Revolte wurde er dutzendfach verhaftet.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Jan Wiele liest in diesem Sammelband hervorragende Kurzprosa des irischen Raufbolds Brendan Behan. Die Texte des Dubliner Schriftstellers, bekannt als "Knast- und Kneipen-Faktotum" und IRA-Mitglied, zeichnen sich durch eine explosive Mischung aus "Drastik und Lyrismen" aus, schreibt der Kritiker, vor allem aber durch ihre exakten, manchmal lakonischen, manchmal erschütternden Schilderungen des irischen Arbeitermilieus. Auch der "bestechenden" Übersetzung von Hans-Christian Oeser ist es zu verdanken, dass man in Deutschland nun endlich auch die Prosa des vor allem als Dramatiker bekannten Behan lesen kann, freut sich Wiele. Bei so viel Talent bedauert der Kritiker nur, dass der Ire seinen einzigen Roman nicht fertig schreiben konnte und sich die Leser mit dessen hier ebenfalls abgedruckten Fragmenten begnügen müssen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.04.2023

In diesem Vestibül riecht es eindeutig nach Whiskey
Das Lotterleben schadete seiner Literatur nicht: Kleine Prosa des großen Brendan Behan

Den Ruf als "Bad Boy der irischen Literatur", den auch der Klappentext des vorliegenden Wagenbach-Schmuckbuches weiterverbreitet, hat Brendan Behan sich redlich verdient: Als Jugendlicher schloss er sich der IRA an, landete aber im Gefängnis, bevor er Schlimmeres tun konnte. Die Erlebnisse in einer englischen Besserungsanstalt verarbeitete er später zu seinem Roman "Borstal Boy" (1958); jene einer längeren Haft in Dublin wegen Beteiligung an einem Mordversuch an einem irischen Polizisten, während der er auch Gälisch lernte, inspirierten verschiedene andere Werke.

Die Anekdoten über Behans Alkoholmissbrauch und sein rowdyhaftes Verhalten sind zahlreich - zu den kurioseren gehört ein Brief des Leuchtturmwärters am nordirischen St. John's Point aus dem Jahr 1950 an die zuständige Behörde in Dublin. Behan, der den betreffenden Leuchtturm anstreichen sollte, wird darin als nachlässig, schmutzig und respektlos geschmäht, er habe unter anderem eine Wand ruiniert und sei "das schlimmste Exemplar" eines Menschen, das dem Wärter in dreißig Jahren Dienst begegnet sei.

Das Lotterleben schmälerte nicht Behans literarische Ambition: In Paris 1948, wo er unter anderem als Journalist arbeitete, wollte er unbedingt Samuel Beckett kennenlernen, was auch gelang. Ein Behan-Biograph berichtet, dass Beckett später mehrmals Kaution für Behan gestellt habe. In den verbleibenden Jahren bis zu seinem frühen Tod schaffte Behan dennoch den Sprung vom Knast- und Kneipen-Faktotum zum weltweit gefeierten Autor.

Was deutsche Ausgaben seiner Werke angeht, ist es in den vergangenen Jahrzehnten um Behan allerdings still geworden. 2019 wurde Curt Meyer-Clasons Übersetzung von "Borstal Boy" bei KiWi wiederaufgelegt. Der in erster Linie als Dramatiker Bekannte (in den Sechzigerjahren auch in Deutschland) ist in Vergessenheit geraten, erst recht als Prosa-Autor. Das kann empören angesichts der vorliegenden Sammlung: Sie zeigt, in bestechender Übersetzung von Hans-Christian Oeser, Behans nicht nur von Sprengstoff handelnde, sondern oft wie Sprengstoff wirkende Mischung aus Drastik und Lyrismen, aus Humor und Hardboiled-Sound: "Die Briten hatten zwei Iren, allerdings nicht die Richtigen, verhaftet und aufgehängt."

Einmal springt Behan in die Perspektive eines kleinen Jungen ("An meinem fünften Geburtstag sagte Mrs. Murphy, wir müssten zu Sportler-Jimmy und einen heben"), und obwohl die besagte alte Frau, in deren "Vestibül" es in den Worten einer karikierten Krankenschwester "eindeutig nach Whiskey" riecht, eine böse Zunge hat, geht es zu Herzen, wenn man begreift, dass sie gerade ihren wohl letzten Umzug antritt, den ins Hospiz. Ein anderes Mal beschreibt Behan die Totenwache bei einer Krebspatientin, und in der Titelgeschichte sagt ein Priester: "Nicht wann man stirbt, sondern wie man stirbt, ist wichtig."

Inspiriert von der Ansicht Norman Mailers, Behan habe gewusst, "dass er den Tod in sich trug", vermutet Hans-Christian Oeser in seinem Nachwort: "Vielleicht war das unablässige Reden und Singen, für das Behan bekannt und berühmt war, immer auch ein Anreden und Ansingen gegen den Tod." Besonders drastisch setzt Behan sich mit diesem in der, wie auch Oeser anmerkt, an Brechts "Maßnahme" erinnernden Erzählung "Die Hinrichtung" auseinander. In äußerster Lakonie und mit einem erschütternden Schluss beschreibt sie, wie IRA-Mitglieder einen Kameraden ermorden, der sie verraten hat. So meisterlich die Kurzprosa ist, es bleibt bedauerlich, dass Behan einen Roman mit dem Titel "Die Katakomben", hier im Fragment abgedruckt, nicht mehr abschließen konnte. JAN WIELE

Brendan Behan: "Frau ohne Rang und Namen".

Aus dem Englischen

und Irischen, mit einem Nachwort von Hans-Christian Oeser. Wagenbach Verlag, Berlin 2023. 144 S., geb., 22,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Gegen Helden und Patrioten kann man sich nur durch Gelächter wehren. Brendan Behan beweist: Ulk ist die einzige wirksame Polemik.« Peter Zadek