Kerstin Wischnewski ist Reinigungskraft und kämpft um jeden Auftrag. Als sie einige Kund*innen von einer Kollegin übernehmen kann, ist sie erleichtert. Eine Büroetage, die immer irgendwie anders ist; ein Künstler, den sie nie zu Gesicht bekommt; eine fünf-eigentlich sechsköpfige Familie mit
Drillingen und eine extravagante Villa stehen nun, zusätzlich zur dementen Frau Schmidtmeier, auf ihrem…mehrKerstin Wischnewski ist Reinigungskraft und kämpft um jeden Auftrag. Als sie einige Kund*innen von einer Kollegin übernehmen kann, ist sie erleichtert. Eine Büroetage, die immer irgendwie anders ist; ein Künstler, den sie nie zu Gesicht bekommt; eine fünf-eigentlich sechsköpfige Familie mit Drillingen und eine extravagante Villa stehen nun, zusätzlich zur dementen Frau Schmidtmeier, auf ihrem Plan. Dabei widerfährt Kerstin nicht nur allerhand Skurriles, sondern sie durchlebt auch eine Sinnkrise.
„Frau Putz“ von Julia Hoch ist ein herrlicher Abstecher in die Welt des Absurd-Normalen. Alle Begebenheiten, die Kerstin erlebt, können so passieren, auch wenn der Wunderlich-Regler hochgedreht ist. Und man darf den Roman keinesfalls darauf reduzieren, denn zwischen den Zeilen steckt so viel mehr: Care-Arbeit, die natürlich an den Frauen hängen bleibt; Geschlechterrollen; Menschen, die scheinbar alles haben, aber auch nicht glücklicher sind und der immerwährende Kampf über die Runden zu kommen in einer immer teurer werdenden Welt.
Ich bin vielleicht etwas eingenommen, denn ich kenne Julia persönlich, aber ich habe ihren Roman geliebt und verschlungen. Kerstins Leben war mir nah und auch ihre Probleme sind mir nicht fremd.
Außerdem finde ich die Botschaft des Romans unheimlich wichtig: dass wie die Menschen, die sich bereit erklären, unseren Dreck wegzumachen, die die Arbeit erledigen, die wir (meistens) nicht selbst machen wollen, mit Respekt entgegentreten, denn hinter dem Reinigungswagen steht ein Mensch. Das vermittelt Julia keineswegs mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit Leichtigkeit und Witz. Sprachlich versteht sie natürlich ihr Handwerk; es macht Freude, in den Text einzutauchen und irgendwann, nach Luft schnappend, wieder aufzutauchen.
Wirklich eine Herzensempfehlung.