1000 places to see - and die! Die gefährlichsten Reisen der Welt
Indonesische Fähre gesunken. Peruanischer Bus stürzt Abhang hinab. Überfall auf afrikanischen Zug. Knappe Zeitungsmeldungen, die gerne überlesen werden. Der Reisejournalist Carl Hoffman machte sich auf zu einer gefährlichen Mission. Er umkreiste den Erdball in den gefährlichsten Fortbewegungsmitteln. Er reiste in die entlegensten Orte und in die Megacitys dieser Welt: von Havanna nach Bogotá in einem alten sowjetischen Flugzeug. Quer durch Indonesien und Bangladesch auf überfüllten Fähren, die jährlich 1.000 Reisende das Leben kosten. In Pendlerzügen durch Mumbai, in die sich so viele Menschen quetschen, dass tagtäglich dutzende darin umkommen. Und durch Afghanistan, als die Taliban das Land heimsuchten. Hoffman erlebte das Reisen dort, wo Fortbewegung kein Vergnügen, sondern notwendiges Übel ist. Er schreibt über berührende Schicksale, amüsante Missverständnisse, außergewöhnliche Menschen und über die Großzügigkeit mittelloser Fremder. Ein aufschlussreicher, urkomischer Blick auf unseren Planeten, auf dem Milliarden von Menschen ständig in Bewegung sind, um ihr Glück zu finden.
Indonesische Fähre gesunken. Peruanischer Bus stürzt Abhang hinab. Überfall auf afrikanischen Zug. Knappe Zeitungsmeldungen, die gerne überlesen werden. Der Reisejournalist Carl Hoffman machte sich auf zu einer gefährlichen Mission. Er umkreiste den Erdball in den gefährlichsten Fortbewegungsmitteln. Er reiste in die entlegensten Orte und in die Megacitys dieser Welt: von Havanna nach Bogotá in einem alten sowjetischen Flugzeug. Quer durch Indonesien und Bangladesch auf überfüllten Fähren, die jährlich 1.000 Reisende das Leben kosten. In Pendlerzügen durch Mumbai, in die sich so viele Menschen quetschen, dass tagtäglich dutzende darin umkommen. Und durch Afghanistan, als die Taliban das Land heimsuchten. Hoffman erlebte das Reisen dort, wo Fortbewegung kein Vergnügen, sondern notwendiges Übel ist. Er schreibt über berührende Schicksale, amüsante Missverständnisse, außergewöhnliche Menschen und über die Großzügigkeit mittelloser Fremder. Ein aufschlussreicher, urkomischer Blick auf unseren Planeten, auf dem Milliarden von Menschen ständig in Bewegung sind, um ihr Glück zu finden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.06.2012NEUE REISEBÜCHER
Für die Tasche Reisen ist qualvoll. Und damit ist nicht gemeint, dass die Deutsche Bahn zehn Minuten zu spät kommt, sondern dass die meisten Menschen in überfüllten Zügen, Schiffen, Flugzeugen und Bussen reisen - Todesrisiko inbegriffen. Der amerikanische Journalist Carl Hoffman reiste in 159 Tagen 2008 und 2009 um die Welt, mit den gefährlichsten Transportmitteln, unter anderem in Kolumbien, Peru, Mali, Indien, Indonesien, Afghanistan und der Mongolei: "Ich wollte genauso um die Welt reisen, wie die meisten Menschen es tun, die jedes Mal ihr Leben aufs Spiel setzten." Im Original heißt das Buch "The Lunatic Express" - der Zug der Wahnsinnigen, benannt nach der tausend Kilometer langen Strecke zwischen Mombasa in Kenia und Kampala in Uganda, deren Bau vor mehr als 100 Jahren viele Menschen das Leben kostete. Der deutsche Titel lautet "Frauen und Kinder zuerst! Die gefährlichsten Reisen der Welt".
Hoffman nimmt den Nachfolgeflug der abgestürzten TAM 3058 von Porto Alegre nach São Paulo und zitiert die letzten Worte der Piloten, bevor das Flugzeug von der Landebahn schlitterte und fast 200 Menschen in den Tod riss. Von Dakar in Senegal reist er auf einem Schiff, das die untergegangene "Joola" ersetzt: Die "Joola" war für 580 Menschen zugelassen; mehr als 1860 waren an Bord, als sie kenterte. Bei dem Schiffsunglück 2002 starben mehr Menschen als beim Untergang der "Titanic" - Hoffman trifft einen der sieben Überlebenden. In Indien fährt er Zug mit einem ehemaligen Drogendealer und besucht ein Leichenschauhaus, in dem die täglichen Opfer der Zugunglücke obduziert werden.
Hoffmans Buch ist jedoch kein reißerischer Report über Gefahr, Angst und Tod. Es ist ein Buch über den Alltag: Millionen Menschen reisen nicht zur Entspannung und Suche nach Abenteuern; sie reisen, um Handel zu treiben und ihre Familie zu ernähren. Diese Menschen werden zu Hoffmans Begleitern, Beschützern, Freunden auf Zeit und hätten mehr Bonusmeilen als jeder Vielflieger verdient. Das traurigste Kapitel ist überraschenderweise jenes über Carl Hoffmans Wiederkehr, seiner Busfahrt von Los Angeles nach Washington D.C. Hier geschieht, was Hoffman in all den fernen Ländern nicht erlebt hat. Seine Mitreisenden entäußern ihre Privatsphäre durch laute Telefongespräche über finanzielle Potenz und Teilnahme an Sexchats über das Handy. Der Busfahrer schreit Hoffman an, er könne ihn nicht ausstehen. Letztlich ist die gefährlichste Reise die zu sich selbst.
eve
Carl Hoffman: "Frauen und Kinder zuerst! Die gefährlichsten Reisen der Welt". btb 2011, 350 Seiten, 14,99 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Für die Tasche Reisen ist qualvoll. Und damit ist nicht gemeint, dass die Deutsche Bahn zehn Minuten zu spät kommt, sondern dass die meisten Menschen in überfüllten Zügen, Schiffen, Flugzeugen und Bussen reisen - Todesrisiko inbegriffen. Der amerikanische Journalist Carl Hoffman reiste in 159 Tagen 2008 und 2009 um die Welt, mit den gefährlichsten Transportmitteln, unter anderem in Kolumbien, Peru, Mali, Indien, Indonesien, Afghanistan und der Mongolei: "Ich wollte genauso um die Welt reisen, wie die meisten Menschen es tun, die jedes Mal ihr Leben aufs Spiel setzten." Im Original heißt das Buch "The Lunatic Express" - der Zug der Wahnsinnigen, benannt nach der tausend Kilometer langen Strecke zwischen Mombasa in Kenia und Kampala in Uganda, deren Bau vor mehr als 100 Jahren viele Menschen das Leben kostete. Der deutsche Titel lautet "Frauen und Kinder zuerst! Die gefährlichsten Reisen der Welt".
Hoffman nimmt den Nachfolgeflug der abgestürzten TAM 3058 von Porto Alegre nach São Paulo und zitiert die letzten Worte der Piloten, bevor das Flugzeug von der Landebahn schlitterte und fast 200 Menschen in den Tod riss. Von Dakar in Senegal reist er auf einem Schiff, das die untergegangene "Joola" ersetzt: Die "Joola" war für 580 Menschen zugelassen; mehr als 1860 waren an Bord, als sie kenterte. Bei dem Schiffsunglück 2002 starben mehr Menschen als beim Untergang der "Titanic" - Hoffman trifft einen der sieben Überlebenden. In Indien fährt er Zug mit einem ehemaligen Drogendealer und besucht ein Leichenschauhaus, in dem die täglichen Opfer der Zugunglücke obduziert werden.
Hoffmans Buch ist jedoch kein reißerischer Report über Gefahr, Angst und Tod. Es ist ein Buch über den Alltag: Millionen Menschen reisen nicht zur Entspannung und Suche nach Abenteuern; sie reisen, um Handel zu treiben und ihre Familie zu ernähren. Diese Menschen werden zu Hoffmans Begleitern, Beschützern, Freunden auf Zeit und hätten mehr Bonusmeilen als jeder Vielflieger verdient. Das traurigste Kapitel ist überraschenderweise jenes über Carl Hoffmans Wiederkehr, seiner Busfahrt von Los Angeles nach Washington D.C. Hier geschieht, was Hoffman in all den fernen Ländern nicht erlebt hat. Seine Mitreisenden entäußern ihre Privatsphäre durch laute Telefongespräche über finanzielle Potenz und Teilnahme an Sexchats über das Handy. Der Busfahrer schreit Hoffman an, er könne ihn nicht ausstehen. Letztlich ist die gefährlichste Reise die zu sich selbst.
eve
Carl Hoffman: "Frauen und Kinder zuerst! Die gefährlichsten Reisen der Welt". btb 2011, 350 Seiten, 14,99 Euro
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