1 "Urbanisierung" des Landes, "Industrialisierung" der Landwirtschaft, "Ratio nalisierung" des Wirtschaftsdenkens, "Dynamisierung" der Lebensformen, "Moder nisierung" der Familienverhältnisse, -unter solchen und ähnlichen Schlagwörtern werden häufig jene Prozesse angesprochen, die sich in den letzten Jahrzehnten auf dem Land und in der Landwirtschaft abgespielt haben. Es handelt sich dabei nicht um neutral-beschreibende Begrifflichkeiten. Vielmehr drückt sich hierin eine Per spektive aus, die den Fortschritt am Modell und Maßstab stadtzentrierter, industrie kapitalistischer Entwicklung mißt, von diesem Blickwinkel aus traditionale Le bens- und Arbeitsverhältnisse als archaisch-zurückgeblieben und unzeitgemäß ein stuft und deren Anpassung an die modernen Zeiten fordert. Nur ein Fortschreiten in dieser Richtung erscheint als gut und wünschenswert, ist "Fortschritt" an sich. So gesehen trägt die Entwicklung, die seit der Gründung der Bundesrepu blik die Landwirtschaft in besonders raschem Tempo erfaßt hat, alle Zeichen des "Fortschritts". Die Landwirtschaft wurde umfassend maschinisiert und elektrifi ziert, kapitalisiert und industrialisiert!. Der Traktorenbestand verzehnfachte sich in den Jahren zwischen 1950 und 1970; 1973 gab es dreimal soviele Mähdrescher wie 1960. In den letzten dreißig Jahren hat sich der Energieverbrauch verfünfzehn facht. Dies kostete zwar enorm viel, - die Ausgaben für Vorleistungen der Land wirtschaft stiegen von 3. 3 Mrd. DM im Jahr 1949/50 auf das Zehnfache, nämlich 2 33. 1 Mrd. DM im Jahr 1978/79 Aber die Ergebnisse waren auch überwältigend: Die Weizenproduktion vervierfachte sich; es wurde weit mehr als doppelt soviel 3 Rind- und Schweinefleisch produziert, und die Milchproduktion stieg um 60% an .
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