Sandra K. ist 21 Jahre alt. So wie sie im Gerichtssaal sitzt, würde man ihr nicht mal einen Ladendiebstahl zutrauen. Doch sie hat ihren 28jährigen Freund mit Küchenmesser und Schere ermordet. 150 mal stieß sie voller Wut zu. Was hat sie dazu gebracht, wo liegen die tieferen Ursachen? Brigitte Biermann besucht seit Jahren im Auftrag der Frauenzeitschrift Brigitte Gerichtsverfahren gegen Frauen in allen Teilen der Republik. Sie beobachtet tagelang das Verhalten der Angeklagten, spricht mit den Anwälten, analysiert die Gutachten. Zwanzig ihrer so entstandenen Reportagen sind in diesem Band zusammengestellt, die das ganze Spektrum weiblicher Kriminalität umfassen: von Betrug und Erpressung über Heiratsschwindelei und Drogenhehlerei bis hin zu schwerem Raub und Mord. Immer geht es der Autorin um die Motive für die kriminellen Handlungen, um die Spezifik weiblichen Handelns. In vielen Fällen werden dabei erschütternde Lebenswege sichtbar, die von psychischen und physischen Gewalterfahrunge n der angeklagten Frauen vor ihren Taten zeugen. Nicht selten geschahen die kriminellen Handlungen auch in Tateinheit mit ihren Partnern oder aber als Akt der Befreiung von gewalttätigen Ehemännern, von denen sie zuvor seelisch gequält und körperlich mißhandelt worden waren. Die Haft erscheint manchen als das kleinere Übel. In einem Nachwort wird aus wissenschaftlicher Sicht der Frage nachgegangen, wodurch sich Straftaten von Frauen grundsätzlich von denen der Männer unterscheiden, wie verschieden der Haftverlauf ist und welche besonderen Rückfallquoten es gibt.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Hans Holzhaider sieht in diesen Gerichtsreportagen vorbildlich die Balance zwischen "Mitgefühl und Distanz" gewahrt. Ihm gefällt es, dass der Leser hier - anders als bei kurzen Zeitungsberichten - viel über die Geschichte von Verbrecherinnen erfährt, ohne dass Biermann dabei irgendetwas beschönigt oder sentimental wird. "Einfühlsam, präzise" habe die Autorin das Leben der Frauen beleuchtet, wobei der Rezensent "betreten zur Kenntnis" genommen hat, dass es fast immer Männer sind, die hinter einem von einer Frau begangenen Verbrechen stehen. 'Ich hatte Angst, den Norbert zu verlieren', gab etwa ein Frau zu Protokoll, die zugelassen hatte, dass ihr Lebensgefährte ihren Sohn misshandelte, erzählt Holzhaider, der der Autorin bescheinigt, bei ihren Schilderungen ohne "jeden feministischen Eifer" vorzugehen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Gerichtsreportagen sind wie Kriegsreportagen. Es geht um Grenzerfahrungen, und es gibt Verletzte und Tote. Es ist die Rede von Elend und Hoffnungslosigkeit, von Schuld und Wiedergutmachung.Brigitte Biermann berichtet über zwanzig Prozesse, die sie verfolgt hat. Herausgekommen sind Reportagen, die unter die Haut gehen." (Die Weltwoche (Zürich), 10.5.01)
"Ohne zu psychologisieren, geschweige denn selbst zu urteilen - dies überlässt die Autorin den Richtern -, schildert Biermann die Biografien der Täterinnen und ihre nicht selten rätselhaften Beziehungen zu den Opfern. Aus den Lebenssituationen wird oft deutlich, wie es zu den Verbrechen kommen konnte." (Nürnberger Zeitung, 26.4.01)
"Einfühlsam, präzise und ohne falsche Sentimentalität erzählt Brigitte Biermann die Geschichten von Frauen, die gestohlen, betrogen oder gemordet haben. Ihre Reportagen halten das empfindliche, für den Gerichtsreporter unentbehrliche Gleichgewicht zwischen Mitgefühl und Distanz. Sie beschönigt nichts,aber die Täterinnen, die sie beschreibt, entstehen vor dem Auge des Lesers als Menschen, nicht als Betrügerin, Heiratsschwindlerin oder Mörderin." (Süddeutsche Zeitung, 3.7.01)
"Nicht nur die Angeklagten und Zeugen werden anschaulich beschrieben und sorgfältig beobachtet, sondern auch Richter, Staatsanwalt und Verteidiger. Deshalb ist das Buch hervorragend geeignet, auch demjenigen Prozessverlauf und die Rolle der Prozessbeteiligten nahe zu bringen, der die Geschehnisse aus dem Gerichtssaal sonst nur aus den Medien kennt." (Richter ohne Robe, 1/2002)
"Ohne zu psychologisieren, geschweige denn selbst zu urteilen - dies überlässt die Autorin den Richtern -, schildert Biermann die Biografien der Täterinnen und ihre nicht selten rätselhaften Beziehungen zu den Opfern. Aus den Lebenssituationen wird oft deutlich, wie es zu den Verbrechen kommen konnte." (Nürnberger Zeitung, 26.4.01)
"Einfühlsam, präzise und ohne falsche Sentimentalität erzählt Brigitte Biermann die Geschichten von Frauen, die gestohlen, betrogen oder gemordet haben. Ihre Reportagen halten das empfindliche, für den Gerichtsreporter unentbehrliche Gleichgewicht zwischen Mitgefühl und Distanz. Sie beschönigt nichts,aber die Täterinnen, die sie beschreibt, entstehen vor dem Auge des Lesers als Menschen, nicht als Betrügerin, Heiratsschwindlerin oder Mörderin." (Süddeutsche Zeitung, 3.7.01)
"Nicht nur die Angeklagten und Zeugen werden anschaulich beschrieben und sorgfältig beobachtet, sondern auch Richter, Staatsanwalt und Verteidiger. Deshalb ist das Buch hervorragend geeignet, auch demjenigen Prozessverlauf und die Rolle der Prozessbeteiligten nahe zu bringen, der die Geschehnisse aus dem Gerichtssaal sonst nur aus den Medien kennt." (Richter ohne Robe, 1/2002)