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Martin Mayer hat die Bildhauerei immer als eine Kunst der menschlichen Gestalt verstanden, er hat nie Zweifel, dass diese Kunst ihre Gesetze kenne, jedoch hat er nie einen klassischen Kanon als ihre Voraussetzung gesehen - immer das Leben selbst. Er richtete, ohne darüber Worte zu machen, von Beginn seine Augen unmittelbar auf Lebensäußerungen, auf Haltungen und Gestik im Raum, nie auf die gestellte, abgewogene Pose, auf den lehrhaften Kontrapost oder die in den Proportionen kalkulierte Statuarik. Frauenbilder, Frauenbildnisse und Frauenbildwerke stehen im Zentrum seines Lebenswerkes. Dieses…mehr

Produktbeschreibung
Martin Mayer hat die Bildhauerei immer als eine Kunst der menschlichen Gestalt verstanden, er hat nie Zweifel, dass diese Kunst ihre Gesetze kenne, jedoch hat er nie einen klassischen Kanon als ihre Voraussetzung gesehen - immer das Leben selbst. Er richtete, ohne darüber Worte zu machen, von Beginn seine Augen unmittelbar auf Lebensäußerungen, auf Haltungen und Gestik im Raum, nie auf die gestellte, abgewogene Pose, auf den lehrhaften Kontrapost oder die in den Proportionen kalkulierte Statuarik.
Frauenbilder, Frauenbildnisse und Frauenbildwerke stehen im Zentrum seines Lebenswerkes. Dieses Hauptthema und Leitmotiv bestimmt seine Kunst seit mehr als fünfzig Jahren ohne jede Ermüdungserscheinung. Henry Moore sagte einmal über seine Frauengestalten: Wenn irgendein Diktator ihm sagte, er solle sich nur noch diesem einen Thema widmen, würde es ihn nicht irritieren, denn es enthielte mehr an Möglichkeiten, als sich in seinem Leben verwirklichen ließe.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.06.2002

Nicht nur der Ball ist rund
Die flimmernden Härchen auf der Haut, der Glanz eines im Morgenlicht wippenden Schenkels – Vladimir Nabokov, dieser Liebhaber der Nymphchen, wusste genau, dass die Verführung jenseits der Pose liegt. Und vielleicht sind eine zur Wange gleitende Hand oder ein kaum merklicher Blick, der gar nicht verführen will, erst eigentlich schön.
Auch die Zeichnungen und Bronzefiguren des Bildhauers Martin Mayer leben vom Einfrieren der Bewegung, vom Festhalten kleiner Gesten und Hautpartien (Martin Mayer: Frauen. Bronzen – Zeichnungen – Fotografien. Wachter Verlag, Heidelberg. 454 Seiten, 75,50 Euro). Als hätte er sich die bildstarken Beschreibungen Nabokovs zum Vorbild genommen, skizziert er mit dem Bleistift die Körper seiner Modelle: wie sie sich ausziehen, auf einen Stuhl kauern, wie sie sich räkeln oder den eigenen Körper berühren. Meist sind es harte, dicke Striche, die für Kontur sorgen, grobe Schraffuren verleihen den Bildern die nötige Tiefe. Mayers Figuren haben nichts zu tun mit der gängigen Vorstellung vom asketischen Körper. Voluminös sind sie, stellen die Rundungen aus, die Kurven der Beine und der Popos.
Wenn die Skizzen festgehalten sind, fertigt Mayer Gipsmodelle an und lässt sie in Bronze gießen. So kann, wer in diesem Bildband blättert, noch eine andere Verwandlung beobachten: von den Bildern zu Figurationen im Raum, vom Schwarz der Bleistifte zum Schimmern der bronzenen Oberflächen. Dort sind die Formen noch üppiger, das Material zeigt Scharten und Rillen. Man sieht den Skulpturen ihr Gewicht an. Und trotzdem bleibt das Leichte der Bewegungen erkennbar. Die Köpfe blicken scheinbar gelangweilt nach unten oder zur Seite, doch die Körper balancieren im Raum, schwerelos. Sie zeigen sich selbst, ruhen aus über den Augen des Bildhauers. Fast sieht man die Härchen flimmern. nibl
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Zwei Stadien von Martin Mayers Frauenfiguren stellt dieser Bildband aus: die Bleistiftzeichnungen zum einen, die Bronzegüsse zum anderen. Anschaulich beschreibt der Rezensent (Kürzel nibl.) die "harten, dicken Striche" und die "groben Schraffuren" der Bleistiftzeichnungen, den Übergang in den dreidimensionalen Raum, vom Gips zur Bronze und denkt dabei an "die bildstarken Beschreibungen Nabokovs". Die Figuren selbst erinnern, wenn man liest, was der Rezensent schreibt, eher an Rubens: "voluminöse" Körper, Bronze von Gewicht. Dennoch behalten oder bekommen sie, im zur Seite gewandten Blick, eine gewisse Schwerelosigkeit. Davon ist der Rezensent ohne Frage sehr angetan.

© Perlentaucher Medien GmbH