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Mit Beginn der neunziger Jahre lassen sich auch in Deutschland verstärkt bedenkliche Auswirkungen des Bemühens um "politische Korrektheit" registrieren. Was als Antidiskriminierungsstrategie gedacht war und gesell schaftliche Minderheiten schützen wie auch sozial Benachteiligten helfen sollte, entpuppt sich unversehens als Sprachregelungsanspruch, wenn nicht gar als Denkverbot und führt häufig zu vorauseilender Selbstzensur. Die Gefahr besteht insbesondere dann, wenn historische Analysen der Entstehung und Entwicklung sozialer und politischer Bewegungen zu Zwecken der Traditionsstiftung…mehr

Produktbeschreibung
Mit Beginn der neunziger Jahre lassen sich auch in Deutschland verstärkt bedenkliche Auswirkungen des Bemühens um "politische Korrektheit" registrieren. Was als Antidiskriminierungsstrategie gedacht war und gesell schaftliche Minderheiten schützen wie auch sozial Benachteiligten helfen sollte, entpuppt sich unversehens als Sprachregelungsanspruch, wenn nicht gar als Denkverbot und führt häufig zu vorauseilender Selbstzensur. Die Gefahr besteht insbesondere dann, wenn historische Analysen der Entstehung und Entwicklung sozialer und politischer Bewegungen zu Zwecken der Traditionsstiftung mißbraucht werden. Mit (un)schöner Regelmäßigkeit werden die dunklen Kapitel verdrängt, es wird geklittert und abgeleugnet. Eine Legende entsteht. Dieses Buch leistet einer Legendenbildung um Ursachenzusammenhänge der Frauenbewegung nicht nur keinen Vorschub, es thematisiert ausdrücklich jene Diskrepanzen, Ambivalenzen und Widersprüche der scheinbar unverträglichen Kombination rassenhygienisch-eugenischen und frauenemanzipatorischen Denkens der als "Radikale" bezeichneten 'linken' Gruppierung der Ersten deutschen Frauenbewegung. Um die Amalgamierung fortschrittlicher frauenpolitischer und konserva tiv-rassistischer Elemente in der Position der "Radikalen" schwerpunktmä- Vorwort 10 ßig am Beispiel Helene Stöckers analysieren zu können, werden vorab auch heute heftig umstrittene Themen des rassenhygienisch-eugenischen Diskurses erörtert. Nach der Darstellung der historischen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Grundlagen von Rassenhygiene und Eugenik und ihrer Entwicklung in Wilheminischer Zeit und in der Weimarer Republik wird im Gegensatz zur weit verbreiteten Sichtweise der soziologische Hintergrund des üblicherweise einseitig als biologistischesLegitimationsmuster etikettierten Sozialdarwinismus betont und der Nachweis des Wissenschaftschaftscharakters von Rassenhygiene und Eugenik geführt. Nach der Rekonstruktion des Zusammenwirkens dieser Wissenschaften mit Sozialpolitik, Sozialkontrollinstanzen und Gesellschaftspolitik als moderner Form von Herrschaftsausübung erfolgt eine Darlegung der gesellschaftssanitär-"ausmerzenden" Zielsetzungen im Rahmen der politisch fortschrittlichen Gesundheitspolitik.
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