Jeder hat doch irgendetwas Hilfreiches aus seinem Elternhaus mitgenommen, so meint man. Jeder? Bei den Freak Sisters reduziert sich dies auf die Information, dass ein Mix aus klaren Schnäpsen abtreibend wirkt, und auf fließende Lateinkenntnisse.
Dieser Roman verwandelt ein modernes doppeltes
Wolfskind-Experiment, in dem überhaupt nichts zum anderen passen mag, in eine Reise des tiefen…mehrJeder hat doch irgendetwas Hilfreiches aus seinem Elternhaus mitgenommen, so meint man. Jeder? Bei den Freak Sisters reduziert sich dies auf die Information, dass ein Mix aus klaren Schnäpsen abtreibend wirkt, und auf fließende Lateinkenntnisse.
Dieser Roman verwandelt ein modernes doppeltes Wolfskind-Experiment, in dem überhaupt nichts zum anderen passen mag, in eine Reise des tiefen Vertrauens, vom Leben irgendwie getragen zu sein. Den Freak Sisters bleibt es vollständig erspart, von dem Wahnsinn gestutzt und gemästet zu werden, den wir gemeinhin Gesellschaft nennen.
Sie haben die Chance, das Leben und ihre genialen Talente frei fliegend zu entdecken, nicht zwischen Eltern, von denen irgendetwas anzunehmen nicht einmal sie verrückt genug sind. Aber in einer anarchischen Gesellschaft von Aussteigern, die ihnen schenken, was jedes Kind bräuchte: Anregungen, ein Durcheinander ungebundener Lebenswelten und einen, dem sie vertrauen können.
Und siehe da: Es braucht gar keine Kontrolettis, pädagogischen Konzepte, nicht einmal einen Ponyhof: Die kleinen Wildgänse lernen, das zu entfalten, was in ihnen steckt. Für den Leser ist es dabei gut, dass das Buch aus Seiten und Druckerfarbe besteht, denn besonders gut waschen tun sich die Schwestern dabei nicht.
Passend zu den von ihr erschaffenen Antiheldinnen beglückt Christine Sterly-Paulsen den Leser damit, keinerlei literarischen Kaugummiblasen aus Creative-Writing-Kursen auf ihn loszulassen. Die Erzählung entfaltet sich von innen heraus, und Wendepunkte entstehen aus dem, was eben in diesen Leben geschieht. Die Freak Sisters, das ist deutlich, führen ein höchst eigenwilliges Eigenleben, das Sterly-Paulsen versucht, in den Rahmen von Sprache und Buchstaben zu fügen.
Ein Buch für alle, die als Kinder an der Bushaltestelle darauf gewartet haben, von ihren wirklichen Eltern, vielleicht Außerirdischen, abgeholt zu werden. Für alle, die denken: Keine Macht für niemand. Und für alle, die außergewöhnliche Geschichten lieben. Danke, genial!