London 1851
Sie sind die einzige Hoffnung für die Kinder, die unter mysteriösen Umständen in der Themse verschwinden. Nachts treten sie als schaurige Attraktionen in einer Freakshow auf. Aber bei Tage ermitteln sie. Und bald finden Sheba, das Wolfsmädchen, Sister Moon, die schneller ist als der Blitz, der Riese Gigantus und Monkeyboy, die menschliche Stinkbombe, eine erste Spur. Doch wer ist der geheimnisvolle Fremde, der die Freaks plötzlich verfolgt? Was haben Baupläne für eine Maschine in Krabbenform damit zu tun? Und welche Rolle spielt die verschleierte Frau in Schwarz? Die Freunde dürfen keine Zeit verlieren ...
Sie sind die einzige Hoffnung für die Kinder, die unter mysteriösen Umständen in der Themse verschwinden. Nachts treten sie als schaurige Attraktionen in einer Freakshow auf. Aber bei Tage ermitteln sie. Und bald finden Sheba, das Wolfsmädchen, Sister Moon, die schneller ist als der Blitz, der Riese Gigantus und Monkeyboy, die menschliche Stinkbombe, eine erste Spur. Doch wer ist der geheimnisvolle Fremde, der die Freaks plötzlich verfolgt? Was haben Baupläne für eine Maschine in Krabbenform damit zu tun? Und welche Rolle spielt die verschleierte Frau in Schwarz? Die Freunde dürfen keine Zeit verlieren ...
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.07.2013Krabbe mit Schornstein
Kieran Larwood besucht die Nachtseite von London
"Alle sagten, dass sie schöne Haare hatte", so steht es im ersten und dann noch einmal im letzten Kapitel dieses Buchs. Doch das Mädchen Sheba hat nicht nur schöne, sondern auch sehr viele Haare überall an ihrem Körper. Weil sie zudem über eine feine Witterung verfügt, ihre Fingernägel in Momenten der Gefahr oder Erregung zu Krallen mutieren und Sheba dann über eine enorme Kraft verfügt, gleicht das Waisenmädchen eher einem Werwolf, ganz unabhängig von der jeweiligen Mondphase.
Kieran Larwoods Roman "Freaks in geheimer Mission" spielt 1851, im Jahr der berühmten Weltausstellung in Londons Hyde Park, und Sheba, die zu Beginn einem Kuriositätenkabinett zugesellt wird, klärt mit den übrigen Sensationen dieser Freakshow im Eastend einen Fall auf: das Verschwinden armer Kinder im Schlick der Themse. Dabei helfen ihr ein Riese (der heimlich sentimentale Gesellschaftsromane schreibt), eine kindliche Ninja-Kämpferin, ein dreckstarrender Affenjunge und eine Rattendompteuse. Dass jeder von ihnen über besondere Fähigkeiten verfügt, die in der actionreichen Handlung immer wieder zum Einsatz kommen, überrascht dabei nicht, und Larwood erzählt derlei solide und effizient. Auch die genretypischen Steampunk-Elemente fügen sich etwa in Gestalt einer riesigen dampfbetriebenen Krabbe gelungen in die Erzählung ein.
In seinem Kern aber verhandelt das Buch eine zeitlose moralische Frage, die irgendwann auch an Sheba herangetragen wird: Wie weit geht jemand, der unter seinem Äußeren leidet und seine gesamte Existenz als abweichend, von welcher Norm auch immer, betrachtet, wenn er die Chance dazu erhält, sich dieser Norm wieder anzunähern? Hier heißt das: Würde Sheba den Tod anderer Menschen in Kauf nehmen, um dafür ihren Pelz zu verlieren und nicht mehr als "Freak" begafft zu werden?
Dass für das Wundermittel "Zellen des Hirnstamms" nötig sind, die von Kindern stammen müssen, lässt ahnen, an welche gegenwärtige Diskussion Larwood dabei denkt. In seinem Buch vereiteln letztlich diejenigen, die davon profitieren könnten, den Durchbruch des Verfahrens.
TILMAN SPRECKELSEN
Kieran Larwood: "Freaks in geheimer Mission".
Aus dem Englischen von Frank Böhmert. Chicken House, Hamburg 2013. 280 S., geb., 15,99 [Euro]. Ab 12 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Kieran Larwood besucht die Nachtseite von London
"Alle sagten, dass sie schöne Haare hatte", so steht es im ersten und dann noch einmal im letzten Kapitel dieses Buchs. Doch das Mädchen Sheba hat nicht nur schöne, sondern auch sehr viele Haare überall an ihrem Körper. Weil sie zudem über eine feine Witterung verfügt, ihre Fingernägel in Momenten der Gefahr oder Erregung zu Krallen mutieren und Sheba dann über eine enorme Kraft verfügt, gleicht das Waisenmädchen eher einem Werwolf, ganz unabhängig von der jeweiligen Mondphase.
Kieran Larwoods Roman "Freaks in geheimer Mission" spielt 1851, im Jahr der berühmten Weltausstellung in Londons Hyde Park, und Sheba, die zu Beginn einem Kuriositätenkabinett zugesellt wird, klärt mit den übrigen Sensationen dieser Freakshow im Eastend einen Fall auf: das Verschwinden armer Kinder im Schlick der Themse. Dabei helfen ihr ein Riese (der heimlich sentimentale Gesellschaftsromane schreibt), eine kindliche Ninja-Kämpferin, ein dreckstarrender Affenjunge und eine Rattendompteuse. Dass jeder von ihnen über besondere Fähigkeiten verfügt, die in der actionreichen Handlung immer wieder zum Einsatz kommen, überrascht dabei nicht, und Larwood erzählt derlei solide und effizient. Auch die genretypischen Steampunk-Elemente fügen sich etwa in Gestalt einer riesigen dampfbetriebenen Krabbe gelungen in die Erzählung ein.
In seinem Kern aber verhandelt das Buch eine zeitlose moralische Frage, die irgendwann auch an Sheba herangetragen wird: Wie weit geht jemand, der unter seinem Äußeren leidet und seine gesamte Existenz als abweichend, von welcher Norm auch immer, betrachtet, wenn er die Chance dazu erhält, sich dieser Norm wieder anzunähern? Hier heißt das: Würde Sheba den Tod anderer Menschen in Kauf nehmen, um dafür ihren Pelz zu verlieren und nicht mehr als "Freak" begafft zu werden?
Dass für das Wundermittel "Zellen des Hirnstamms" nötig sind, die von Kindern stammen müssen, lässt ahnen, an welche gegenwärtige Diskussion Larwood dabei denkt. In seinem Buch vereiteln letztlich diejenigen, die davon profitieren könnten, den Durchbruch des Verfahrens.
TILMAN SPRECKELSEN
Kieran Larwood: "Freaks in geheimer Mission".
Aus dem Englischen von Frank Böhmert. Chicken House, Hamburg 2013. 280 S., geb., 15,99 [Euro]. Ab 12 J.
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"Freaks in geheimer Mission ist eine besonders verrückte, aber auch abenteuerliche und spannende Geschichte, die zum Schmunzeln einlädt und jede Menge Lesespaß bringt", auszeit-magazin.com, 01.06.2013