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Wie unter dem Vergrößerungsglas erschließt sich in Dieckmanns Dokumentarerzählung ein Schriftstellerleben in den Bedrängnissen und den Anforderungen seiner Zeit. Schiller, der Briefschreiber, tritt neben den öffentlichen Autor, Begebenheiten naher und ferner Politik fallen ebenso in die Erzählung wie häusliche Umstände, Freund- und Feindschaften; in der Sprache der Zeit malt sich das Klima der Epoche.Schillers Abschied vom Drama, von der Dichtung fällt in das Jahr 1790; eine Jenaer Professur zehrt die Kräfte des etablierten Rebellen auf. Bis zur Wiederkehr des Dramas braucht es acht Jahre, in…mehr

Produktbeschreibung
Wie unter dem Vergrößerungsglas erschließt sich in Dieckmanns Dokumentarerzählung ein Schriftstellerleben in den Bedrängnissen und den Anforderungen seiner Zeit. Schiller, der Briefschreiber, tritt neben den öffentlichen Autor, Begebenheiten naher und ferner Politik fallen ebenso in die Erzählung wie häusliche Umstände, Freund- und Feindschaften; in der Sprache der Zeit malt sich das Klima der Epoche.Schillers Abschied vom Drama, von der Dichtung fällt in das Jahr 1790; eine Jenaer Professur zehrt die Kräfte des etablierten Rebellen auf. Bis zur Wiederkehr des Dramas braucht es acht Jahre, in denen das Drama der Epoche sich auf der französischen Revolutionsbühne vollzieht. Im Jahre 1798 ist es dann soweit: Wallensteins Lager kommt am Weimarer Hoftheater zur Uraufführung; im folgenden Jahr rundet sich die dreiteilige Tragödie, mit der Schiller an Goethes Hand wieder auf die Bühne findet. Ein Realdrama, das sich an den ungebärdigen Professor Fichte heftet, überlagert die theatralische Szene; am Ende des Jahres stehen Das Lied von der Glocke und Die Worte des Wahns. In Weimar, wohin er mit seiner Frau und inzwischen drei Kindern im Dezember 1799 übergesiedelt ist, verbringt Schiller den letzten Abend des alten Jahrhunderts bei Goethe; am andern Morgen begrüßt man sich brieflich »zum neuen Jahr und neuen Säkulum«.
Autorenporträt
Friedrich Dieckmann, Dr.phil.h.c., wurde 1937 in Landsberg/Warte geboren. Nach dem Studium der Germanistik, Philosophie und Physik arbeitete er von 1972 bis 1976 als Dramaturg am Berliner Ensemble. Er hat Bücher über Friedrich Schiller, Franz Schubert, Richard Wagner, Bertolt Brecht und Karl von Appen veröffentlicht sowie den Roman eines Theaterhelden (Die Geschichte Don Giovannis. 1991), einen Band mit Essays zur deutschen Oper von Mozart bis Wagner und vier Essaybände aus dem und über den Prozess der deutschen Vereinigung (drei davon in der edition suhrkamp: Vom Einbringen. Vaterländische Beiträge. 1992; Temperatursprung. Deutsche Verhältnisse. 1995; Was ist deutsch? Eine Nationalerkundung. 2003). Friedrich Dieckmann ist Träger des Heinrich-Mann- und des Johann-Heinrich-Merck-Preises und Mitglied der Akademien der Künste in Berlin, Dresden und Leipzig sowie der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. 1989/90 war er Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. 1994 bis 2000war Friedrich Dieckmann Sprecher der Deutschen Literaturkonferenz e.V. und von 2002 bis 2012 Mitglied des Sächsischen Kultursenats.
Heute lebt Friedrich Dieckmann als Schriftsteller und Publizist in Berlin-Treptow.

Mitgliedschaften:

Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste
Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung
Mitglied der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg
Mitglied der Freien Akademie der Künste zu Leipzig
Mitglied des Internationalen P.E.N.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.06.2010

Dramatische Auszeit
Auf Holz gegründet: Friedrich Dieckmanns biographische Schiller-Studie

Innerhalb weniger Monate gibt es in den Jahren 1798 und 1799 gleich drei vielbeachtete Schiller-Premieren am Weimarer Theater: Auf "Wallensteins Lager" folgen "Die Piccolomini" und schließlich, als Abschluss der Trilogie, "Wallensteins Tod". Schiller meldet sich damit eindrucksvoll als Dramatiker zurück und wird bis zu seinem Lebensende auch vornehmlich als solcher wahrgenommen, nachdem er zuvor mehr als zehn Jahre lang kein neues Stück mehr vollendet hat. Der Abstand zu seinen frühen Sturm-und-Drang-Dramen ist gleichwohl immens.

Die vielbeschworene dramatische Auszeit Schillers und ihre Überwindung durch das monumentale Wallenstein-Projekt bilden den Dreh- und Angelpunkt der Studie von Friedrich Dieckmann, der bereits im letzten Schiller-Jahr 2005 mit einer Darstellung zum jungen Schiller hervorgetreten ist. Er selbst bezeichnet sein Werk als "erzählendes Buch". Sein zweimaliges Experimentieren mit inneren Monologen aus der Sicht Schillers und der essayistische Duktus mögen dem entsprechen, trotzdem hätte dem Buch angesichts der Vielzahl an Zitaten und breiter analytischer Partien ein Nachweisverzeichnis gut angestanden.

Der Aufbau ergibt sich aus der Sache. Auf den "Abschied vom Drama", eine Skizzierung von Schillers äußerer Lage und geistiger Verfasstheit in den Jahren nach 1789, folgt die "Wiederkehr des Dramas", eine dichte Nachzeichnung der Biographie von Herbst 1798 bis Ende 1799. Ein Kernanliegen ist das Aufzeigen von zeitgeschichtlichen Zusammenhängen. "Wallenstein" bedeutet keine Flucht in die Geschichte, sondern ist für Dieckmann ein Zeitstück von geradezu bestürzender Aktualität. Wallensteins Sichergeben in die Verhältnisse setzt er mit Schillers Resignation angesichts der Entwicklung der Französischen Revolution und der Lage Deutschlands gleich, wie damals droht ein "ruinöser Epochenkrieg" oder ist bereits am Laufen. Der Fortschrittsoptimismus der Universalgeschichtsvorlesung, der am Beginn von Schillers Karriere als Historiker stand, ist gründlich verflogen, selbige endete bezeichnenderweise vorzeitig mit der um die breite Würdigung des Westfälischen Friedens beschnittenen Darstellung der Geschichte des Dreißigjährigen Kriegs.

Manchen Detailwertungen wird man sich nicht ohne weiteres anschließen wollen. Ob sich im zaudernden Wallenstein die Situation des jungen Regimentsmedikus Schiller vor seinem "Abfall" vom württembergischen Herzog widerspiegelt, ist so fraglich wie die These, Schillers Schweigen auf dem Theater habe damit zu tun, "dass er, selbst eine Familie gründend, das Feld der Sohnestragödien hinter sich gelassen hatte, ohne zu einer Vatertragödie schon befähigt gewesen zu sein". Der Hang zu pointierten Zuspitzungen läuft oftmals seltsam ins Leere, so wenn auf die Auswertung eines Briefes, in dem von Schillers Brennholzbedarf die Rede ist, die Aussage folgt: "Jene exzeptionelle Periode der deutschen Literatur, die später mit dem Ehrennamen einer klassischen bedacht wird, ist energetisch auf Holz gegründet."

Neben einer gewissen Überambitioniertheit stört der Hang zur Weitschweifigkeit immer wieder den Gedankengang. Oftmals wirkt es so, als wollte Dieckmann dem Leser keine seiner literatur- oder kulturgeschichtlichen Lesefrüchte vorenthalten, und so gibt es breite Exkurse zu historischen Phänomenen oder einzelnen Personen, die dem Text stellenweise etwas seltsam Mäanderndes verleihen. Das Stilmittel des inneren Monologs schließlich wirkt fast zu ängstlich eingesetzt, denn am Schluss taucht es nicht mehr auf, wo man es der Anlage des Buches nach mit einiger Wahrscheinlichkeit wieder erwarten dürfte. Schade, dass Dieckmann seiner Darstellung nicht eine konzentriertere Form verliehen hat, die die ebenso beeindruckende wie anregende Materialfülle besser zu bündeln vermocht hätte.

THOMAS MEISSNER.

Friedrich Dieckmann: "Freiheit ist nur in dem Reich der Träume". Schillers Jahrhundertwende. Insel Verlag, Frankfurt am Main 2009. 464 S., geb., 34,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Friedrich Dieckmanns Studie über Schillers Schaffen von 1789 bis 1799 zwischen Abwendung vom und Rückbesinnung auf das Drama, stellt sich für Thomas Meissner nicht zuletzt als Problem der Form dar. Dieckmann nennt seine Studie ein "erzählendes Buch" und experimentiert, in den Augen des Rezensenten allerdings zu halbherzig, mit dem inneren Monolog. Daneben aber biete der Autor so viele Zitate und Textanalysen, dass hier ein Register unbedingt nötig gewesen wäre, beschwert sich Meissner. Nicht mit allen Interpretationen Dieckmanns ist er einverstanden, so meldet er Zweifel an der Deutung an, Wallensteins Zaudern spiegele Schillers eigene Lage als "Regimentsmedikus" beim württembergischen Herzog wider, oder seine zehn Jahre währende Abstinenz vom Drama sei damit zu erklären, dass er als frischgebackener Familienvater noch nicht zu einer "Vatertragödie" bereit gewesen sei. Meissner stört sich aber auch an überambitionierten Formulierungen, weitschweifiger Darstellung und "ins Leere laufenden" Pointen, so dass er am Ende bedauert, dass Dieckmann seine an sich inspirierende und faszinierende Fülle an Material nicht konzentrierter verarbeitet hat.

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