Produktdetails
- Verlag: Olzog
- ISBN-13: 9783789282829
- Artikelnr.: 34145751
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.02.2012Freiheit oder Knechtschaft?
Gerd Habermanns Handlexikon für liberale Streiter
Stumpfe Waffen treiben jeden Streiter in die Defensive. Das gilt auch für geistige Auseinandersetzungen. Mit seinem Handlexikon für liberale Streiter will Gerd Habermann diesem Missstand ein Ende bereiten und allen "Desorientierten - auch unter den Liberalen - die geistigen Waffen geben, die sie ermutigen und befähigen, den Kampf um die Deutungshoheit der Theorie des Liberalismus aufzunehmen." Zu diesem Zweck hat er eines seiner früheren Lexika um 100 Lemmata erweitert. In den mehr als 400 Einträgen entzaubert er vernebelnde Euphemismen und gibt entstellten Begriffen ihre ursprüngliche Klarheit zurück. Die meisten der antiliberalen Kampfbegriffe sind in Gänsefüßchen gesetzt, seien sie euphemistisch (wie "Antidiskriminierung", "Arbeitsförderung") oder dysphemistisch gemünzt (wie "Manchesterkapitalismus" oder "Raubtierkapitalismus"). Ein genauer Blick durch das Register zeigt, dass es dazu Gegenstücke aus liberalen Arsenalen gibt, wenn auch nur wenige (wie "Gutmenschen", "Klimareligion").
Das Lexikon enthält nicht nur Einträge zu dezidiert liberalen oder antiliberalen Begriffen. Gelegentlich nutzt der Autor Einträge, um liberalen Etikettenschwindel bei renommierten Denkern wie etwa John Rawls aufzudecken. Zudem gibt es zahlreiche Einträge zu wichtigen Vordenkern und Vorreitern liberaler Politik (Frédéric Bastiat, Friedrich August von Hayek und Ludwig von Mises, Ludwig Erhard oder Margaret Thatcher) sowie zu den modernen Verfechtern liberalen Gedankenguts. Hier, in der Reihe von Roland Baader, Detmar Doering, Karen Horn, Robert Nef, Gerard Radnitzky und Gerhard Schwarz, fehlt indes ein Eintrag. Doch der kann vom Autor schwerlich selbst vorgeschlagen werden: Gerd Habermann.
Besonders eindrucksvoll sind die Erläuterungen, wo er auf den Bumerangeffekt gutgemeinter Gesetze mit bösen Folgen verweist. So gesteht Habermann dem Mieterschutz einerseits zu, als ein gut gemeinter staatlicher Schutz des Mieters vor Wuchermieten und ähnlichem gedacht zu sein, doch habe er sich gegen die zu Schützenden gewendet. Denn: "Entfernen sich die Schutzbestimmungen zu weit von Markt und Vertragsfreiheit, werden weniger Mietwohnungen gebaut, die vorhandenen nur zögerlich vermietet, die Atmosphäre zwischen Eigentümern und Mietern vergiftet." Besonders nützlich sind die weiterführenden Lesetipps, die viele Einträge abschließen. Hilfreich ist auch das Personenregister.
Stephen Holmes' Epilog über "Die Entstellung der Begrifflichkeit" betont die eigentliche Aufgabe des Lexikons: Entlarvung von Begriffsmissbrauch und -umdeutung sowie klare Bestimmung dessen, was den liberalen Kern eines Begriffs betrifft - eben eine Orientierungshilfe in der von fehlbesetzten Begriffen gebeutelten Diskussionskultur. Dabei geht es dem Autor nicht um ein vermeintlich "objektives" Wörterbuch - vielleicht auch deshalb nicht, weil Lexika dieser Art den Sprachmissbrauch im Gewand der Objektivität lediglich verschleiern, statt ihn zu enttarnen.
Habermann stellt zu Beginn klipp und klar fest, dass es ihm nicht um ein solches "objektives" Lexikon ging, sondern um ein "dezidiert liberales Soziallexikon ..., das im Namen der ,Werte des Westens' (Freiheit, Personalität, Subsidiarität) die schönfärberischen Begriffsverfälschungen sozialer Demagogie aufdecken will." Wie weit soziale Demagogie hierzulande um sich greift, lässt auch Habermanns Essay über die Ökonomie und Sprache des Neids erahnen, sowie - nicht weniger plastisch - Günter Ederers Vorwort über die von Konrad Lorenz geprägte "Verhausschweinung" der Gesellschaft.
HARDY BOUILLON.
Gerd Habermann: Freiheit oder Knechtschaft?
Olzog, München 2011, 256 Seiten, 26,90 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Gerd Habermanns Handlexikon für liberale Streiter
Stumpfe Waffen treiben jeden Streiter in die Defensive. Das gilt auch für geistige Auseinandersetzungen. Mit seinem Handlexikon für liberale Streiter will Gerd Habermann diesem Missstand ein Ende bereiten und allen "Desorientierten - auch unter den Liberalen - die geistigen Waffen geben, die sie ermutigen und befähigen, den Kampf um die Deutungshoheit der Theorie des Liberalismus aufzunehmen." Zu diesem Zweck hat er eines seiner früheren Lexika um 100 Lemmata erweitert. In den mehr als 400 Einträgen entzaubert er vernebelnde Euphemismen und gibt entstellten Begriffen ihre ursprüngliche Klarheit zurück. Die meisten der antiliberalen Kampfbegriffe sind in Gänsefüßchen gesetzt, seien sie euphemistisch (wie "Antidiskriminierung", "Arbeitsförderung") oder dysphemistisch gemünzt (wie "Manchesterkapitalismus" oder "Raubtierkapitalismus"). Ein genauer Blick durch das Register zeigt, dass es dazu Gegenstücke aus liberalen Arsenalen gibt, wenn auch nur wenige (wie "Gutmenschen", "Klimareligion").
Das Lexikon enthält nicht nur Einträge zu dezidiert liberalen oder antiliberalen Begriffen. Gelegentlich nutzt der Autor Einträge, um liberalen Etikettenschwindel bei renommierten Denkern wie etwa John Rawls aufzudecken. Zudem gibt es zahlreiche Einträge zu wichtigen Vordenkern und Vorreitern liberaler Politik (Frédéric Bastiat, Friedrich August von Hayek und Ludwig von Mises, Ludwig Erhard oder Margaret Thatcher) sowie zu den modernen Verfechtern liberalen Gedankenguts. Hier, in der Reihe von Roland Baader, Detmar Doering, Karen Horn, Robert Nef, Gerard Radnitzky und Gerhard Schwarz, fehlt indes ein Eintrag. Doch der kann vom Autor schwerlich selbst vorgeschlagen werden: Gerd Habermann.
Besonders eindrucksvoll sind die Erläuterungen, wo er auf den Bumerangeffekt gutgemeinter Gesetze mit bösen Folgen verweist. So gesteht Habermann dem Mieterschutz einerseits zu, als ein gut gemeinter staatlicher Schutz des Mieters vor Wuchermieten und ähnlichem gedacht zu sein, doch habe er sich gegen die zu Schützenden gewendet. Denn: "Entfernen sich die Schutzbestimmungen zu weit von Markt und Vertragsfreiheit, werden weniger Mietwohnungen gebaut, die vorhandenen nur zögerlich vermietet, die Atmosphäre zwischen Eigentümern und Mietern vergiftet." Besonders nützlich sind die weiterführenden Lesetipps, die viele Einträge abschließen. Hilfreich ist auch das Personenregister.
Stephen Holmes' Epilog über "Die Entstellung der Begrifflichkeit" betont die eigentliche Aufgabe des Lexikons: Entlarvung von Begriffsmissbrauch und -umdeutung sowie klare Bestimmung dessen, was den liberalen Kern eines Begriffs betrifft - eben eine Orientierungshilfe in der von fehlbesetzten Begriffen gebeutelten Diskussionskultur. Dabei geht es dem Autor nicht um ein vermeintlich "objektives" Wörterbuch - vielleicht auch deshalb nicht, weil Lexika dieser Art den Sprachmissbrauch im Gewand der Objektivität lediglich verschleiern, statt ihn zu enttarnen.
Habermann stellt zu Beginn klipp und klar fest, dass es ihm nicht um ein solches "objektives" Lexikon ging, sondern um ein "dezidiert liberales Soziallexikon ..., das im Namen der ,Werte des Westens' (Freiheit, Personalität, Subsidiarität) die schönfärberischen Begriffsverfälschungen sozialer Demagogie aufdecken will." Wie weit soziale Demagogie hierzulande um sich greift, lässt auch Habermanns Essay über die Ökonomie und Sprache des Neids erahnen, sowie - nicht weniger plastisch - Günter Ederers Vorwort über die von Konrad Lorenz geprägte "Verhausschweinung" der Gesellschaft.
HARDY BOUILLON.
Gerd Habermann: Freiheit oder Knechtschaft?
Olzog, München 2011, 256 Seiten, 26,90 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main