Die Covid-19-Pandemie hat zu einer moralischen und rechtlichen Kontroverse über das Verhältnis von Freiheit und Leben geführt, wie es sie in dieser Schärfe bisher nicht gegeben hat. In den beiden zentralen Fragen ist dabei bis heute keine Einigkeit erzielt worden: Kommt dem Leben ein prinzipieller Vorrang gegenüber der Freiheit zu? Und: Wie tief darf der Staat zum Schutz des Lebens in individuelle Freiheiten eingreifen? Bei der Bewältigung des Klimawandels - so zeichnet sich bereits ab - werden sich diese Fragen erneut stellen. Der vorliegende Band diskutiert mögliche Leitvorstellungen aus den Perspektiven von Rechtswissenschaft, Philosophie und Soziologie. Eingeleitet wird er durch einen Essay von Jürgen Habermas.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent René Schlott rät, sich bei dem von Klaus Günther und Uwe Volkmann herausgegebenen Band über die Pandemiedebatten um Schutz und Freiheit nicht so sehr auf den Titel zu konzentrieren. Die hier vorgestellte Dichotomie unterlaufen die Beiträge des Workshop-Bandes von Soziologen, Philosophen und Politikwissenschaftlern laut Schlott mit Differenziertheit und Genauigkeit. Etwa, indem sie den ebenfalls enthaltenen Habermas-Text zur historischen Quelle der Zeitgeschichte runterstufen (Günter Frankenberg), weil Habermas so vorauseilend "staatlichen Lebensschutz" forderte. So, durch klare Sicht auf rechtliche Sachfragen, könnte die Aufarbeitung der letzten drei Jahre funktionieren, glaubt Schlott.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Auf diesem hohen, respektvollen, an der Sache orientierten Niveau sollte das notwendige gesellschaftliche Gespräch unbedingt fortgesetzt werden.« René Schlott Frankfurter Allgemeine Zeitung 20230411