Mit Ausrufung der Republik 1918 wurden die Kirchen vor die Notwendigkeit eines Neuanfangs gestellt. Das Gros der Kirchenmänner lehnte die Revolution ab. Dennoch wurde in Dessau 1920 eine Kirchenverfassung verabschiedet, die den Gläubigen große Freiheit einräumte und demokratische Prinzipien realisierte - und dabei so weit ging wie keine zweite. Auch wenn sie später geändert wurde, so ist diese Verfassung bis heute die Rechtsgrundlage der Evangelischen Landeskirche Anhalts geblieben. Im vorliegenden Buch werden ihre Merkmale herausgearbeitet und in einen Kontext gestellt. Dabei wird, unter Einschluss der Vorgeschichte, vor allem auf die Akteure und ihre politischen wie theologischen Zielvorstellungen geschaut. Eine Edition der Verfassung rundet den Band ab. Für die Gesellschaft 1919/20 war, das zeigt sich, die Frage nach Gott noch immer von politischer Relevanz. Doch auch die Spannung aus Freiheit und Bekenntnis, die in den Verfassungsdebatten zum Tragen kam, ist heute bedeutsam: Sie verweist auf die Frage, wie in einer Demokratie Vielfalt in einer Einheit zusammengehalten werden kann.