Nicht ohne Grund gibt es Freimaurerei seit mehreren Jahrhunderten. Ihre Ursprünge lassen sich im komplexen Geflecht der neuen Denkweisen und gesellschaftlichen Entwicklungen des 17. Jahrhunderts verorten, die vom Geist des Humanismus getragen sind. Von dort aus wurde sie - abhängig von Zeit und Umgebung - unterschiedlich gestaltet, gelebt und an die nächsten Generationen weitergegeben. Sie unterlag immer wieder Veränderungen durch äußere Bedingungen oder interne Entwicklungsprozesse und präsentiert sich deshalb variantenreich. Es gibt nicht "die" Freimaurerei.Ein innerer Kern aber verbindet die Vielfalt. Er hat Revolutionen, Kriege, gesellschaftliche Veränderungen, Technisierungs- und Industrialisierungsprozesse überdauert und ist erfolgreich in der Medienwelt angekommen. Es ist die Idee,den einzelnen Menschen anzuregen, mehr aus sich zu machen, um daran mitzuwirken, wie menschliche Lebensbedingungen besser werden können.Unter Stichworten wie Freiheit, Individualisierung, humane Bildung, Vernunft, Gleichwertigkeit, Toleranz, Verantwortung, Selbstorganisation, Kommunikation auf gleicher Ebene, vernetzte Gesellschaften, staatsbürgerschaftliches Engagement etc. trugen sowohl Frauen wie Männer aus dem Kontext freimaurerischer Arbeit ihren Anteil zur Entwicklung der europäischen Geistesgeschichte und der liberalen Gesellschaften bei. Ihre Ideen und Ideale bleiben als humanistisches Erbe für Frauen und Männer von stets neuer Dringlichkeit.Die vorliegende Schrift soll einen Beitrag leisten zu der immer wieder neu zu stellenden Frage: "Was kann Freimaurerei sein und bewirken?" Die Beschreibungen und Erklärungen stützen sich auf kulturwissenschaftliche Forschungsergebnisse der Gegenwart sowie auf eine langjährige Ritual- und Logenpraxis. Sie verstehen sich als Impulse zum Mit- und Nachdenken und laden an der Freimaurerei interessierte Leserinnen und Leser dazu ein, Einblick in die Möglichkeiten freimaurerischer Arbeit zu nehmen und vielleicht auch selbst Lust zur Mitwirkung zu bekommen.