Essay aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Geschichte - Sonstiges, Note: 1,3, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Geschichtswissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Ob Angela Merkel von der politischen Rechten eine Meinungsdiktatur vorgeworfen wird oder die politische Linke Recep Tayyip Erdogan als Diktator kritisiert; in aktuellen Debatten wird der Diktaturbegriff durch fast alle politischen Richtungen hinweg als eine Form der Kritik verwendet. Auch in der Diktaturforschung wird der Begriff niemals wertneutral eingesetzt. Diese negative Konnotation festigte sich nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges und den Schrecken, den diktatorisch geführten Bewegungen des Faschismus und Bolschewismus über Europa und die Welt gebracht hatten. Wie aber wurde die Diktatur von Historikern und Intellektuellen bewertet, denen der Zweite Weltkrieg noch bevor stand, die aber gleichzeitig in einem Europa lebten, in dem zahlreiche Staaten von autokratischen Regimen geführt wurden? Ein Beispiel ist der österreichisch-polnische Historiker Otto Forst de Battaglia (1889-1965), der 1930 einen Sammelband namens Prozess der Diktatur veröffentlichte, in dem er die Diktatur als das beherrschende Problem "unserer politischen Gegenwart" bezeichnete. Forst-Battaglia machte der Diktatur in einem abschließenden Kapitel gar einen imaginierten Prozess mit dem interessanten Urteil: "Freispruch im Prozess der Diktatur." Wie kommt ein Mann, der später als Erasmus seiner Zeit und als wertkonservativer, katholischer Liberaler galt, zu einem solchen, aus heutiger Perspektive bemerkenswerten Ergebnis?
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.