Daniel Brecher, geboren 1951, wuchs als Sohn einer im Zweiten Weltkrieg verfolgten jüdischen Familie in Düsseldorf auf. Hin- und hergerissen zwischen dem Diasporaleben im Land der Täter und dem Ruf der Zionisten, entscheidet er sich für ein Leben in Israel. Die Realitäten des jungen Staates - das Beharren auf seinem ausschließlich jüdischen Charakter, die alltägliche Diskriminierung der arabischen Bevölkerung, der ständige Kriegszustand - desillusionieren ihn bald. Als Historiker in der Armee beginnt Brecher sich kritisch mit der Geschichte Israels auseinanderzusetzen. Deutlich spürt er den Konformitätsdruck, der die Gesellschaft prägt. Schließlich verläßt er das Land. Um seine Zukunft zu sichern, so Daniel Brechers Ausblick, muß Israel den Zionismus überwinden und sich grundlegend erneuern.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Dem einigermaßen nationalistischen Sprachgebrauch in Israel zufolge ist einer, der das Land verlässt, ein "Absteiger" - und ein solcher ist dann gewiss auch Daniel Cil Brecher. Der nämlich wanderte erst ein, stieg auf bis zum Direktor des Leo-Baeck-Instituts in Jerusalem und verließ Israel einigermaßen desillusioniert. Heute lebt er in den Niederlanden. In diesem Buch nun, das zwischen "individuellem Bericht und politischer Reflexion" gelagert ist, analysiert er seine Erfahrungen und spart nicht mit Kritik an den Mythen, mit denen sich Israel im Konflikt mit den Palästinensern als Opfer stilisiert. Kein Wunder, dass er in seiner zeitweiligen Heimat als "Nestbeschmutzer" betrachtet wird. Der Rezensent Carsten Hueck findet jedoch die Analysen nicht nur nachvollziehbar, sondern lobt sowohl die Argumentation als auch den sehr angenehmen Stil des Buches.
© Perlentaucher Medien GmbH
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