Mandevilles Reisen (um 1370) stehen für eine Vielzahl handschriftlicher und gedruckter Überlieferungen in nahezu allen europäischen Volkssprachen und sind ein für die europäische Wahrnehmung des Fremden grundlegendes Narrativ. Aus dezidiert christlicher Perspektive beschreiben sie die Welt des späten Mittelalters und bedienen sich dabei in einer raffinierten Zusammenlesung anderer Texte des tradierten Wissens über fremde Länder, Völker, Sitten und Religionen.
Die Untersuchung widmet sich der Darstellung des fremden Religiösen und analysiert, unter Berücksichtigung der Relationen zwischen der Topographie und der in ihr situierten Religionen und Rituale, die Semantisierungs-, Wertungs- und Reflexionsprozesse, über die in Handschriften und Frühdrucken das Verhältnis zwischen Fremdem und Eigenem unterschiedliche Akzente erfährt. Dabei zeigt sich erstens, dass je nach Entstehungskontext und Überlieferungsform die Textlogiken der einzelnen Versionen stark variieren, und zweitens, dass die Reisen bei weitem nicht so tolerant dem fremden Religiösen gegenüber sind, wie bisher von der Forschung angenommen wurde. Vielmehr setzen sie sich kritisch mit dem Glauben der Fremden und den Praktiken und Institutionen der eigenen Kirche auseinander.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Die Untersuchung widmet sich der Darstellung des fremden Religiösen und analysiert, unter Berücksichtigung der Relationen zwischen der Topographie und der in ihr situierten Religionen und Rituale, die Semantisierungs-, Wertungs- und Reflexionsprozesse, über die in Handschriften und Frühdrucken das Verhältnis zwischen Fremdem und Eigenem unterschiedliche Akzente erfährt. Dabei zeigt sich erstens, dass je nach Entstehungskontext und Überlieferungsform die Textlogiken der einzelnen Versionen stark variieren, und zweitens, dass die Reisen bei weitem nicht so tolerant dem fremden Religiösen gegenüber sind, wie bisher von der Forschung angenommen wurde. Vielmehr setzen sie sich kritisch mit dem Glauben der Fremden und den Praktiken und Institutionen der eigenen Kirche auseinander.
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"Zuvorderst verdeutlicht Christina Henss, dass die Parameter der Bewertungen von Andersartigkeit sich in den entsprechenden mittelalterlichen Texten sehr wohl greifen und darstellen lassen, und dass diese einem Muster folgen, das durch manche der literarischen 'Annäherungen' eher im Sinne einer paradoxen Kontrastierung verstärkt werden. [...] Die gewählte Herangehensweise lässt - wie bereits angedeutet - durchaus auch einen Blick in die Gegenwart zu. Die Synopse ausgewählter Textstellen macht den Zugang zum Thema leichter und ist einer der Pluspunkte des Buches. Die umfangreiche Bibliographie sowie ein adäquates Register steigern den 'Gebrauchswert' in dankenswerter Weise. Und für die optische Auflockerung des doch recht umfangreichen Werks sorgen die Abbildungen originaler Manuskriptseiten." Jörg Füllgrabe in: literaturkritik.de, Ausgabe Juni 2019
"[...] die Arbeit von Ch. Henss [stellt] einen ganz besonderen Glücksfall dar - werden hier doch nicht bloß die in der Einleitung formulierten zentralen Fragestellungen beispielhaft beantwortet und dies in einer (zumindest für den Rezensenten) angenehmen Form sowohl der Darstellung als auch der hierfür gewählten Sprache. Mehr noch wird mit den Verweisen auf und in die verschiedenen deutschsprachigen Versionen von de Mandevilles "Reisen" (etwa dann, wenn geradezu beiläfig auf die in den frühen Fassungen noch formulierte Kritik am eigenen Religiösen und deren weitgehende Unterdrückung im frühen Velser-Druck verwiesen wird) ein überragender Gesamtüberblick, der weit über die von der Vf.in gesteckten Ziele hinausreicht, geliefert."
Michael Knüppel in: Anthropos 114 (2019), 259-260
"[...] die Arbeit von Ch. Henss [stellt] einen ganz besonderen Glücksfall dar - werden hier doch nicht bloß die in der Einleitung formulierten zentralen Fragestellungen beispielhaft beantwortet und dies in einer (zumindest für den Rezensenten) angenehmen Form sowohl der Darstellung als auch der hierfür gewählten Sprache. Mehr noch wird mit den Verweisen auf und in die verschiedenen deutschsprachigen Versionen von de Mandevilles "Reisen" (etwa dann, wenn geradezu beiläfig auf die in den frühen Fassungen noch formulierte Kritik am eigenen Religiösen und deren weitgehende Unterdrückung im frühen Velser-Druck verwiesen wird) ein überragender Gesamtüberblick, der weit über die von der Vf.in gesteckten Ziele hinausreicht, geliefert."
Michael Knüppel in: Anthropos 114 (2019), 259-260