Die Radikalität von Thomas Manns Montage-Verfahren erreicht seinen Höhepunkt in der Reflektiertheit des fiktiven Erzählers Serenus Zeitblom. Diese Studie macht es sich zum Ziel, die Aufmerksamkeit auf eine Quelle des Romans zu lenken, der man bisher nicht nachgegangen ist. Sie untersucht, wie das im Roman als "kongeniale Berührung" bezeichnete Verhältnis des Komponisten Adrian Leverkühn zu dem Werk Clemens Brentanos im Faustus-Roman dargestellt wird und zeigt das Ausmaß seiner leitmotivischen Behandlung. Diese Reflexivität des Erzählens zeigt auch die Modernität von Thomas Manns parodistischem Gebrauch des Zitats und beleuchtet erneut die Frage: "Adrian Leverkühn: Representant o. Antipode?"
"Mit seltenem Spürsinn wird dem Leser in diesem Buch der Zugang zu einem Netzwerk von literarischen Zusammenhängen eröffnet, die für Thomas Manns Thematik von grundlegender Bedeutung sind. Reinhard Mayer verfügt über eine geistige Sensibilität, die dem theologisch-religiösen Kontext in Leben und Werk Brentanos ebenso gerecht wird wie der Tragödie von Manns Sünder, 'Faustus', und der ironischen Legende seines heiligen 'Gregorius'. Indem der Interpret Manns erstaunliche Montagen auf ihren labyrinthischen Wegen verfolgt, illustriert und diskutiert er Formen und Fragen der Erzähl-Technik, die von bleibendem Interesse sind." (Peter Heller, Professor Emeritus of German and Comparative Literature, SUNY/Buffalo)