Der 17-jährige Freudenberg spricht nurgezwungenermaßen mit seiner Umwelt, fühlt sich fremd in ihr. Er hat Sehnsüchte, Phantasien, Träume - doch ihm fehlen die Worte, um sich verständlich zu machen. Also treffen andere die Entscheidungen für ihn. Während eines Familienurlaubs an der polnischen Ostseeküste bietet sich unverhofft die Chance, sein fremdbestimmtes Leben hinter sich zu lassen: An einem verlassenen Strandabschnitt findet er den Leichnam eines Jungen, der von der Steilküste ab-gestürzt ist. Freudenberg vertauscht Kleidungsstücke, Brieftaschen und Ausweise, inszeniert seinen eigenen Tod und nimmt eine neue Identität an. Doch schon bald überfordert ihn die neu gewonnene Freiheit und er kehrt in die elterliche Kleinstadt zurück, wo man ihn gerade beerdigt hat. Ein Gerüst aus Lügen soll ihm den Rückweg in sein altes Leben ermöglichen, aber dieses Gerüst trägt nicht.In seinem sprachlich fulminanten Romandebüt erzählt Carl-Christian Elze von einem fast erwachsenen Kind, das anders ist als die anderen, erzählt von Schuld, Verdrängung und dem unstillbaren Wunsch, ein anderer zu sein.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensent Nico Bleutge bekommt mit Carl-Christian Elzes Roman ein Buch von beträchtlicher erzählerischer Kraft. Die Geschichte eines Identitätstausches an der polnischen Ostseeküste erzählt der Autor laut Bleutge mit viel Sinn für Lücken und Schwebezustände. Dass Elze aus der Story weder einen Krimi noch einen Coming-of-age-Roman macht, sondern surreal-fantastische Elemente nutzt und Erwartungshaltungen des Lesers unterläuft, findet Bleutge reizvoll, auch wenn er über die ein oder andere unmotivierte Handlung und stereotype Formulierung im Text stolpert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Carl-Christian Elze erzählt von einem Teenager, der eine Identität wechselt, seinem Leben entflieht, aber dann doch zurück möchte. Was aber tun, wenn man plötzlich auf der eigenen Beerdigung steht? Skurril und tiefgründig, ein Roman, der gekonnt aus der Zeit fällt." MDR Kultur "Carl-Christian Elzes Roman entfaltet eine ganz eigene erzählerische Kraft. Klug sind hier Lücken und Sprünge in die Erzählung eingebaut. Vor allem aber zeigt er, dass der Wunsch, ein anderer zu werden, nicht nur einen euphorischen Fluchtpunkt hat. Vielmehr kann diese Idee mit großer Gewalt verbunden sein." DLF Kultur "Immer wieder entschlüpft Freudenberg sich selbst und hinterlässt einen Rest Unheimliches, Ungesagtes. Uns Leser:innen, auch dem Autor entgleitet er letztendlich - und bleibt einem gerade dadurch noch lange über die Lektüre hinaus im Gedächtnis." Tagesspiegel