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Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Wie kann mein Leben gelingen? So kann man die Grundfragen einer umfassenden praktischen Philosophie formulieren. Nach der vorliegenden philosophischen Theorie sind die Antworten in der Liebe und der Freundschaft zu suchen. Sie begreift Liebe als den Grundvollzug der Hinwendung bewussten Seins zu anderem bewusstem Sein, der sich in den Momenten des Erkennens, des Begehrens, des Anerkennens und des Wohlwollens artikuliert und in der Erwiderung seine Vollendung findet.Die Mehrzahl der herkömmlichen Ethiken beruft sich entweder auf allgemeingültige,…mehr

Produktbeschreibung
Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Wie kann mein Leben gelingen? So kann man die Grundfragen einer umfassenden praktischen Philosophie formulieren. Nach der vorliegenden philosophischen Theorie sind die Antworten in der Liebe und der Freundschaft zu suchen. Sie begreift Liebe als den Grundvollzug der Hinwendung bewussten Seins zu anderem bewusstem Sein, der sich in den Momenten des Erkennens, des Begehrens, des Anerkennens und des Wohlwollens artikuliert und in der Erwiderung seine Vollendung findet.Die Mehrzahl der herkömmlichen Ethiken beruft sich entweder auf allgemeingültige, unwandelbare Prinzipien, denen es pflichtgemäß zu folgen gilt, oder auf das Eigeninteresse, das durch individuelle wie gemeinschaftliche Zweckvernunft befördert wird. Die "Theorie der Freundschaft" nimmt dagegen das freundschaftliche Lieben zur Grundlage, das in zeitlich bedingten, endlichen Vollzügen Glücksstreben und Verbindlichkeit vereint. Aus ihm erheben sich moralische Verpflichtungen wie auch die Wege zu gelungenem Leben.
Autorenporträt
Konrad Utz, Dr. phil., geb. Studium der Philosophie und Theologie in Tübingen und Pune (Indien), seit 2008 Dozent für theoretische Philosophie an der Universidade Federal do Ceará in Fortaleza (Brasilien).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Hannah Lühmann ist hingerissen: Konrad Utz, Kinderbuchautor und Professor für theoretische Philosophie in Brasilien, hat ein ganz "altmodisches", von Neurowissenschaften unbeeindrucktes Buch über Freundschaft geschrieben. Von Artistoteles ausgehend betrachte Lutz Freundschaft als etwas Natürliches, eine Selbstverständlichkeit, die niemandem erklärt werden muss, weil jeder sie kennt. Erst von diesem Punkt aus kann man etwas über ihr Wesen sagen. Zum Beispiel, dass man unter ihrem Einfluss den anderen Gutes will wie für sich selbst. Aus diesem Grund ignoriert Utz auch Facebook, erklärt Lühmann. Für Utz sind virtuelle Freundschaften ein Ding der Unmöglichkeit. Schade, findet Lühmann, die gern etwas von Utz über Facebook gelesen hätte. Aber dann hat sie der Idealismus von Utz wieder so bezaubert, dass sie ihm sogar seinen  "phänomenologiegeschwängerten Jargon" verzeiht.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 31.05.2012

Vom Glück der
Verbindlichkeit
Konrad Utz entwirft eine
„Theorie der Freundschaft“
Freundschaft kann wie bei Schiller Tyrannenherzen bezwingen, ihr wunderbarer Beginn kann wie in „Casablanca“ über den selbstaufopfernden Verzicht auf eine Frau hinwegtrösten, und mittlerweile kann man sie per Mausklick schließen. Schon Aristoteles hat ihr in seiner „Nikomachischen Ethik“ weite Passagen gewidmet und sie unterschieden in Nutzfreundschaft, Lustfreundschaft und Tugendfreundschaft. Das alltägliche Phänomen der Bindung zwischen Menschen, das einschränkenderweise häufig durch die Abwesenheit von Erotik in der Paarbeziehung definiert wird, das die Dichter von jeher besungen haben und das häufig als vorrangiger, „reiner“, tugendhafter gilt als die romantische Liebe, war von Cicero über Montaigne bis hin zu Harry Frankfurt immer wieder Gegenstand philosophischer Betrachtungen und ist es noch.
Konrad Utz, derzeit Professor für theoretische Philosophie in Brasilien und Autor des gefeierten Kinderbuches „Geschichten von Drachen und Bär“, hat der Freundschaft nun eine grundsätzliche Untersuchung gewidmet, mit dem bescheiden-anspruchsvollen Titel: „Freundschaft – eine philosophische Theorie“. Utz schreibt, er wolle „mit Aristoteles über Aristoteles hinausgehen“ und weist in sympathischer Bescheidenheit auf die Abgedroschenheit dieser Floskel hin. Das wäre nicht nötig gewesen, denn seine Aktualisierung der aristotelischen Grundgedanken ist höchst gelungen und mitunter berührend.
Das Schöne an diesem Buch: Es hält sich nicht damit auf, zusammenzutragen, was Freundschaft alles sein kann, weil es ihm selbstverständlich erscheint. Und diese der Freundschaft innewohnende Selbstverständlichkeit ist es, die Utz für seine Philosophie fruchtbar macht. Eigentlich hat er ein Plädoyer für die Notwendigkeit einer Philosophie des Geistes geschrieben, welche die Erforschung der Grundgegebenheiten unseres Bewusstseins nicht der Wissenschaftstheorie oder den Neurowissenschaften überlassen will.
Wie er von der Freundschaft zur Bewusstseinsphilosophie kommt? Der Vollzug freundschaftlicher Beziehungen ist für Utz immer-schon-Stattfindendes, er ist ein so grundlegender Bestandteil des Menschen, das von seiner Analyse ausgehend etwas über sein Wesen gesagt werden kann. Denn wenn wir – freundschaftlich – lieben, dann richten wir unser Erkennen auf den Anderen, der in einem Prozess, den Utz etwas umständlich als „Konversion“ bezeichnet, irreduzibler Bestandteil des „Für mich“ wird. Wenn mir eine Neurowissenschaftlerin zwar erklären kann, welcher Schaltkreis in meinem Gehirn beim Erfahren eines bestimmten Gefühls aktiviert ist, so kann sie mir doch nicht erklärend das Erleben, das Wissen darum abnehmen, dass ich es bin, die hier denkt, fühlt, erlebt. Das freundschaftliche Gerichtetsein auf einen anderen ist Teil unserer ursprünglichen Bewusstseinsstruktur. Sie ist wohlwollend, ihr gelungener Vollzug ist Güte. Indem ich das „Wohlsein“ des Geliebten „für diesen selbst“ will, verwandle ich mein Wollen (des Guten) für ihn in einen Teil meines Wollens „für mich“.
Utz’ Theorie der Freundschaft ist ein im besten Sinne altmodisches Buch. Der Autor schreibt konsequent vorbei an pragmatischen Theorien, die in der Freundschaft eine Interessengemeinschaft sehen. Und er schreibt noch an etwas anderem vorbei, das man von einem im Jahr 2012 erschienenen Buch zum Thema Freundschaft eigentlich erwartet: An der Thematisierung des heutzutage inflationären Gebrauchs der Worte „Freund“ oder „Freundschaft“, etwa durch soziale Onlinenetzwerke. Aber Utz stellt das Instrumentarium bereit, solche Scheinbegriffe analysierend zu entlarven. Denn wenn mein auf den Freund gerichtetes Wollen unauflösbar verflochten ist mit dem Gemüt, dann ist sie etwas Leibliches. „Leib“ meint nicht den menschlichen Körper, sondern seine „physische Verfasstheit“. In dieser wird ein Mensch vom anderen „betroffen“. Also könnte es für Utz so etwas wie einen „virtuellen Freund“ gar nicht geben, der Freundschaftsbegriff ist hier nicht anwendbar. Konsequenterweise müsste man Facebookfreunde vielleicht „Kontakte“ nennen, nicht „Freunde“, denn solche Netzwerke fingieren eine Habbarkeit des anderen per Profilaufruf. Das auf einen geliebten Freund gerichtete Wollen aber ist durchbrochen von der Andersheit des anderen, für den ich zwar wollen, den ich mir aber nicht einverleiben kann.
So schön Utz’ Betrachtungen sind – dass er sich hier selbst die Möglichkeit abgräbt, eine aktuelle Gesellschaftsdiagnose zu wagen, ist schade. Aber man kann es ihm verzeihen, ebenso, wie man ihm seinen phänomenologiegeschwängerten Jargon verzeihen kann, der zwischen Antike und frühem zwanzigsten Jahrhundert pendelt. Endlich: eine idealistische Philosophie, die sich dennoch die Unmöglichkeit einer letztendlichen normativen Begründung ethischen Handelns eingesteht. Und das Freundschaftliche, ohne jegliches plaudernde Aufzählen, zum Grundzug des menschlichen Wesens macht.
HANNAH LÜHMANN
KONRAD UTZ: Freundschaft. Eine philosophische Theorie. Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2012. 346 Seiten, 39,90 Euro.
Kann es „virtuelle Freunde“
geben oder sind das
lediglich „Kontakte“?
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