„Freundschaft kommt auf leichten Füßen“ von Katie Clapham ist ein frisches und humorvolles Jugendbuch, das von drei Mädchen handelt, die über das Laufen unerwartet zueinander finden. Sie schlagen sich mit typischen Problemen für dieses Alter herum – sind meine Freundinnen eigentlich noch meine
Freundinnen, bin ich gut genug, wer bin ich eigentlich und welche Art Mensch möchte ich sein? Das hat…mehr„Freundschaft kommt auf leichten Füßen“ von Katie Clapham ist ein frisches und humorvolles Jugendbuch, das von drei Mädchen handelt, die über das Laufen unerwartet zueinander finden. Sie schlagen sich mit typischen Problemen für dieses Alter herum – sind meine Freundinnen eigentlich noch meine Freundinnen, bin ich gut genug, wer bin ich eigentlich und welche Art Mensch möchte ich sein? Das hat mich direkt auf das Buch neugierig gemacht und auch wenn ich anfangs etwas skeptisch war: das Laufen verleiht den Gefühlen und Erlebnissen der Geschichte perfekt Ausdruck. Eine sehr gelungene Kombination.
Der Roman punktete bei mir besonders mit den authentischen und liebenswerten Figuren. Sie haben glaubwürdige Probleme und Sorgen, zu denen man als Leser:in einen Bezug aufbauen kann. Alice möchte Laufen lernen, doch beobachten soll sie dabei niemand, das wäre ihr unangenehm. Schließlich läuft sie nicht so mühelos wie Minnie oder Lena. Also übt sie heimlich, was sowieso niemandem auffällt, da sich ihre Freundinnen immer öfter zu zweit treffen – ohne sie. Lena hingegen läuft, um ihrem Vater, einem Personal Trainer, zu gefallen. Er ist sportlich, treibt sich und seine Tochter zum Training an und Lena möchte ihn nicht durch schlechte Leistungen enttäuschen. Ihre eigenen Gefühle und Wünsche stellt sie dabei hintenan, stattdessen kämpft sie für Ziele, die am Ende gar nicht ihre eigenen sind? Minnies Leistungen sind hingehen immer gut, sie spielt Netball und läuft mit Leichtigkeit allen den Rang ab. Doch als sie sich die Schulter bricht, gerät ihr gesamtes Leben aus den Fugen. Sie beginnt sich zu fragen, ob der Sport überhaupt das ist, was sie wirklich will oder ob sie nur Netball spielt, weil sie eben zufällig gut darin ist.
Bei allen drei Mädchen steht die Suche nach der eigenen Identität im Mittelpunkt. Wer bin ich? Was will ich? Was mag ich? Erst folgen sie Idealen und/oder Zielen, die eigentlich nicht ihren eigenen Wertvorstellungen und Wünschen entsprechen. Später hinterfragen sie Freundschaften, nehmen Abschied von Menschen und Hobbys, finden dafür neue Freunde und widmen sich neuen Interessen. Dieser Prozess, dieses Aufwachen, ist feinfühlig ausgearbeitet. „Freundschaft kommt auf leichten Füßen“ ist außerdem eine starke Geschichte über Freundschaft. Was es bedeutet, Freunde zu sein, sich gegenseitig aufzufangen und zu trösten, zu stärken und zu motivieren. Am Rande geht es auch um die erste Liebe, das Thema drängt sich jedoch nie in den Vordergrund, die Liebe oder Verliebtheit definieren letztendlich nicht, wie die Mädchen denken oder handeln. Dies ist in anderen Jugendbüchern gelegentlich der Fall, hier war ich sehr positiv überrascht, dass dies nicht ansatzweise der Fall ist.
All diese Themen werden durch das Laufen miteinander verbunden. Es steht als Sinnbild für verschiedene Gefühle, ein „Weiter“, ein „Davonlaufen“ aber auch ein „sich eine stille Auszeit nehmen“. Mich hat dieses Bild so sehr überzeugt. Neben dem Inhalt ist auch die Gestaltung toll. Die Geschichte wird im Wechsel aus der Sicht der drei Protagonistinnen erzählt. Jedes Kapitel trägt den Namen der jeweiligen Figur und darunter folgt eine Statusmeldung analog derer in Sozialen Netzwerken oder Chats. Ebenso unterhaltsam sind die Namen der insgesamt sechs Akte, in die „Freundschaft kommt auf leichten Füßen“ unterteilt ist, zum Beispiel „Teil 1: Warm-up“, „Teil 2: Verfolgung“ oder „Teil 5: Höhenflug“. Sie bieten Orientierung und einen Vorgeschmack auf das, was Leser:innen erwartet.
Überhaupt lässt sich der Roman schnell und angenehm lesen, er hat für die Zielgruppe und die Art der Geschichte eine ideale Länge. Auch sprachlich passt hier alles, die Dialoge sind glaubwürdig jugendlich und wenn ab und an ein Wort oder Satz in Versalien geschrieben ist, ist das herrlich stimmig. „ICH. LAUFE!!! […] WIR. LAUFEN!!!“