Frevel, Historienthriller von Nora Kain, 385 Seiten, erschienen im dtv-Verlag.
Die blutigen Anfänge der Rechtsmedizin.
Frankfurt im Jahr 1800, die Zeit der Aufklärung. Die ganze Stadt ist in Aufruhr, es werden drei schrecklich zugerichtete Leichen gefunden. Bald wird gemunkelt, dass es sich um
religiöse Ritualmorde handeln könnte. Doch der Zeitungsredakteur Johann und Manon die Tochter des…mehrFrevel, Historienthriller von Nora Kain, 385 Seiten, erschienen im dtv-Verlag.
Die blutigen Anfänge der Rechtsmedizin.
Frankfurt im Jahr 1800, die Zeit der Aufklärung. Die ganze Stadt ist in Aufruhr, es werden drei schrecklich zugerichtete Leichen gefunden. Bald wird gemunkelt, dass es sich um religiöse Ritualmorde handeln könnte. Doch der Zeitungsredakteur Johann und Manon die Tochter des Rechtsmediziners. erkennen die wahren Hintergründe. Die Morde tragen die Handschrift des vor Jahren hingerichteten Massenmörders – der Aal. Sie ermitteln auf eigene Faust und kommen dadurch selbst in Gefahr.
Das Buch ist in 12 Kapitel gegliedert. Jedes Kapitel trägt das Datum, den Wochentag, die Uhrzeit oder die Tageszeit. Die chronologische Abfolge ist dadurch gewährleistet. Vor jedem Kapitel sind in kursiver Schrift Auszüge aus dem Werk Medicina forensis von Theophil Pontus. Zwischen den Kapiteln ebenfalls kursiv, und mit der Überschrift „Irgendwann“, die Erlebnisse einer jungen Frau in den Händen eines Verbrechers, weil hier keine genaue Zeitangabe erfolgt, haben mich diese Szenen sehr lange hinters Licht geführt. Diese Zwischeneinschübe befeuern die Spannung des Buches enorm, Dass das Buch in der Zeit der Aufklärung spielt, nämlich die Zeit in der ein neues Menschen- und Weltbild entsteht, wird ganz klar deutlich, Morde sollen anhand der Gerichtsmedizin aufgeklärt werden, Frauen wollen nicht länger schönes Beiwerk sein, sondern sich Wissen aneignen, etc. dies ist der Autorin hier hervorragend gelungen, bildmalerisch und flüssig. Und doch schont Nora Kain ihre Leserschaft nicht, denn schon zu Beginn, darf der Leser bei einer Hinrichtung dabei sein. Auch werden die Auffinde-Situationen der Leichen genau beschrieben, da sollte man schon einiges ertragen können. Ebenso hatte ich vor diesem Buch noch nie etwas von einer Lungenschwimmprobe als Ermittlungsmethode gehört und nun wird zeitgleich in zwei verschiedenen Büchern davon berichtet.
Anfangs habe ich gerätselt und eigene Theorien zum Täter aufgestellt, das Buch bietet dazu genügend Fakten doch erst zum Ende kam ich der Auflösung näher, das ist sehr raffiniert gemacht, eine endgültige Aufklärung jedoch, entsteht erst zeitgleich mit dem Ermittlerduo. Ein atmosphärisch sehr dichter Roman.
Viel Freude haben mir auch die verschiedenen charakterlich gut beschriebenen Akteure gemacht. Allen voran natürlich die taffe Manon, eine moderne wissensdurstige Frau, die Tochter des forensischen Arztes, die durch ihre Art nicht nur ihre Schwester vor den Kopf stößt. Als Gegenpart der empfindsame Johann, Redakteur mit einem Geheimnis um seine Herkunft, ihm ist es wichtig, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Mit dabei das gesamte Personal im Buch. Uffenbach z.B., dem es nur um die Auflagestärke seiner Zeitung geht, da kann mit falschen Beschuldigungen gar nicht wild genug veröffentlicht werden. Sybille, der Aal, die Leiterin, des Waisenhauses, Ester und ihr Bruder, alles Figuren die ich mir super vorstellen konnte. Selbst Theophil Pontus, der Gerichtsmediziner, ein toller Wissenschaftler aber ein wenig betriebsblind was den Alltag betrifft. Und in mir gibt es eine Hoffnung, dass es weitergehen könnte, dass Johann und Manon, die auch nicht voneinander abgeneigt scheinen, weitere Fälle gemeinsam lösen könnten, und ich dabei der einen oder anderen Figur noch einmal begegnen könnte.
Ein spannender historischer Thriller, man sollte für die Lektüre schon einiges wegstecken können. Ich fühlte mich gut unterhalten, konnte miträtseln und war von der Lösung überrascht. Auch die Charaktere haben mich überzeugt. Nachvollziehbar und flüssig geschrieben. Das Cover hat mich an 1793, 1794 und 1795 erinnert. Wer solche Geschichten mag, ist hier richtig. 5 Sterne