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Unter den hohen Schornsteinen eines wuchernden Industriegebiets liegt unerwartet eine Gruppe von Seen mit unberührten Pfaden und Aussichtsbanken. Die Touristen dazwischen wirken wie winzige Flecken. Das ist die Lausitz, die bald zur großten künstlichen Seenlandschaft Europas werden soll. Im Osten Deutschlands gelegen zahlte diese Gegend zu denen mit der landesweit schlimmsten Umweltverschmutzung. Seit über 100 Jahren wurden hier Walder abgeholzt und Dorfer evakuiert, um Platz für riesige Braunkohle-Abbaugebiete zu schaffen, die das Gesicht der Gegend allmahlich veranderten. Aber seit den…mehr

Produktbeschreibung
Unter den hohen Schornsteinen eines wuchernden Industriegebiets liegt unerwartet eine Gruppe von Seen mit unberührten Pfaden und Aussichtsbanken. Die Touristen dazwischen wirken wie winzige Flecken. Das ist die Lausitz, die bald zur großten künstlichen Seenlandschaft Europas werden soll. Im Osten Deutschlands gelegen zahlte diese Gegend zu denen mit der landesweit schlimmsten Umweltverschmutzung. Seit über 100 Jahren wurden hier Walder abgeholzt und Dorfer evakuiert, um Platz für riesige Braunkohle-Abbaugebiete zu schaffen, die das Gesicht der Gegend allmahlich veranderten. Aber seit den 1970er-Jahren, und verstarkt seit der Wiedervereinigung, werden alte Tagebaugruben geflutet, um künstliche Seen zu schaffen. Heute werden ungefahr zehn von ihnen touristisch genutzt, weitere sind geplant und eine keimende Touris- musbranche hat begonnen, das Land neu zu nutzen. Freya Najade war von der quasi-industriellen Atmosphare der Lausitz und der gemessenen, aber entschlossenen Gangart des Wandels fasziniert. Ihre Bilder - betitelt Jazorina, nach dem niedersorbischen Wort für »Seenland« - sind stille, durchdachte Objekte, von Licht durchflutet, die zu spekulieren scheinen, was früher war und was noch kommen mag. (Lucy Davies)
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.06.2016

REISEBUCH
Nasses
Neuland
Vom Tagebau zum Badesee:
Freya Najade zeigt den Umbau
der Lausitz zur Ferienregion
VON STEFAN FISCHER
Wie eine deutsche Landschaft sieht die Lausitz nicht aus. Jedenfalls nicht auf etlichen von Freya Najades Fotografien. Eher assoziiert man amerikanische Szenerien: Death Valley kommt einem in den Sinn, Lake Powell und Alaska, dort, wo Ölsande abgebaut werden. Wobei das der Wahrheit sehr nahe rückt: Denn Welzow-Süd ist ebenfalls Tagebau-Gebiet, nur wird hier Braunkohle abgebaut. Nach wie vor.
  Viele andere Lausitzer Tagebaue sind geschlossen. Und die Löcher, die sie in der Landschaft hinterlassen haben, sind länger schon oder werden derzeit geflutet. In der Lausitz wird die größte künstliche Seenplatte Europas entstehen. Diesen Prozess der Transformation dokumentiert Freya Najade mit ihren Fotografien. Die Lausitz ist mindestens dreimal neu erfunden worden als Kulturlandschaft. Den Wäldern und Sümpfen haben die Menschen Wiesen und Dörfer abgetrotzt. Dann wurde aus der Agrar- eine Industrielandschaft. Seit den 1970er-Jahren und verstärkt nach der Wiedervereinigung findet der Umbau in eine Freizeitlandschaft statt. Unter die Räder gekommen ist bei diesen Umwälzungen die Kultur der Sorben. Diese westslawische Minderheit wird in der Lausitz immer kleiner. Najade nennt ihren Bildband beinahe trotzig „Jazorina“, das ist das sorbische Wort für Seenland.
  Was vor der industriellen Umwälzung war, ist weitgehend verschwunden. Deren Monumente aber werden erhalten, etwa die Förderbrücke in Klettwitz-Nord. Najade inszeniert sie als das, was sie sind: ein identitätsstiftender Teil der neuen Freizeitregion. Die offenbart noch viel Unfertiges. Die meisten der zum Baden freigegebenen Seen werden bislang wenig besucht. Noch gibt es nur für wenige Menschen ein Auskommen im Tourismus, die Abwanderung hält an. Aber die Bewohner, die Najade porträtiert, glauben an das Seenland.
Freya Najade: Jazorina. Land of Lakes. Kehrer Verlag, Heidelberg 2016. 104 Seiten, 35 Euro.
Die Mehrzahl der Badegäste sind bislang keine Touristen, sondern Einheimische wie Cyrill, der mit seinen Eltern häufig an den Bärwalder See kommt.
Die 500 Meter lange Förderbrücke in Klettwitz-Nord ist eine der größten Bergbaukonstruktionen, die je errichtet wurden. Anwohner haben die Verschrottung verhindert.
Fotos: Freya Najade
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