_ Ausgezeichnet mit dem Kirsten-Boie-Preis _
Niemand weiß, warum es mitten im Dörfchen Elend eine Grenze gibt. Seit Frieda denken kann, machen die Nord- und Südelender sich gegenseitig das Leben schwer. Nun bringt auch noch Kuh Angela aus Südelend genau auf der Grenze ihr Kälbchen zur Welt - und Kalbsvater ist Bronco aus Nordelend! Beide Seiten melden Besitzansprüche an, es kommt zu einer Kalbsentführung, Gülleschlacht und Dauerstress. Friedas Freund Nikki ist total genervt von den Streitereien. Als er eines Tages plötzlich mit dem Kalb verschwindet, müssen sich Nord- und Südelender gemeinsam auf die Suche machen ...
Mit vielen großartigen Illustrationen von Maja Bohn!
»Uticha Marmon erzählt scharfsinnig, eindringlich und komisch von großen Themen im Kleinen, von Krieg und Frieden, Besitzansprüchen und Geheimnissen.«
Aus der Jurybegründung für den Kirsten-Boie-Preis
Urkomisch, mit ganz viel Herz und herrlich schrägen Figuren!
Niemand weiß, warum es mitten im Dörfchen Elend eine Grenze gibt. Seit Frieda denken kann, machen die Nord- und Südelender sich gegenseitig das Leben schwer. Nun bringt auch noch Kuh Angela aus Südelend genau auf der Grenze ihr Kälbchen zur Welt - und Kalbsvater ist Bronco aus Nordelend! Beide Seiten melden Besitzansprüche an, es kommt zu einer Kalbsentführung, Gülleschlacht und Dauerstress. Friedas Freund Nikki ist total genervt von den Streitereien. Als er eines Tages plötzlich mit dem Kalb verschwindet, müssen sich Nord- und Südelender gemeinsam auf die Suche machen ...
Mit vielen großartigen Illustrationen von Maja Bohn!
»Uticha Marmon erzählt scharfsinnig, eindringlich und komisch von großen Themen im Kleinen, von Krieg und Frieden, Besitzansprüchen und Geheimnissen.«
Aus der Jurybegründung für den Kirsten-Boie-Preis
Urkomisch, mit ganz viel Herz und herrlich schrägen Figuren!
"ein[e] moderne, lustige und manchmal etwas schräge Abenteuergeschichte" KLÄX 20240912
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.03.2024Wer vertraut, gewinnt
Wie Uticha Marmon ein gespaltenes Dorf wiedervereint
In Elend ist die Welt noch in Ordnung. Jedenfalls aus der Sicht der Menschen, die in Elend wohnen, die einen in Süd-, die anderen in Nordelend. Sie wissen, was sie voneinander zu halten haben - nämlich nichts. Sie wissen, was sie vom jeweils anderen zu befürchten haben - nämlich alles. Und natürlich wissen sie, dass die Dinge genauso, wie sie liegen, ihre Richtigkeit haben.
An eine Zeit vor dem Kleinkrieg, der das Dorf in dem jüngsten, mit dem Kirsten-Boie-Preis 2022 ausgezeichneten Buch von Uticha Marmon spaltet, kann sich ohnehin niemand mehr erinnern. Seit jeher zieht sich eine Grenze durch das Dörfchen Elend, die nur überschritten wird, wenn ein neuer Streit vom Zaun gebrochen werden muss. Oder wenn es Mittagessen gibt, denn zu Mittag isst Frieda stets im Bacchus-Eck, der Dorfkneipe, die, weil sie die einzige des Dorfes ist, allen offen steht. Sie ist, das offenbart sich den Einwohnern wie den Lesern allerdings erst am Ende des Buches, der Dreh- und Angelpunkt im ganzen Elend.
Frieda, die neun oder zehn Jahre alt sein dürfte, hat die Lebenslogiken ihres Dorfes bereits verinnerlicht. Nicht im Traum käme sie auf die Idee, mit Jelle, Adil und Bo, den drei Kindern aus Nord-Elend, ein anderes als feindseliges Verhältnis zu pflegen. Ihr einziger Freund ist seit kurzem Nikki, der eine schlimme Kindheit hatte und nun bei Pflegemüttern in Süd-Elend gelandet ist. Was genau schlimm in seiner Kindheit war, erfährt man zwar nicht. Aber es reicht, ihm dabei zuzusehen, wie er, sich in einem Zeugenschutzprogramm wähnend, auf der Suche nach einem Einhorn durch Wiesen und Weiden stapft, um zu verstehen, dass er sein Geheimnis für sich behalten muss. Offensichtlich weiß er, was Krieg ist. Deswegen weiß er auch um die Notwendigkeit eines echten Friedens. Und für den kann seiner Überzeugung nach nur ein Einhorn sorgen.
Es geht um Vorurteile und Klischees, um diffuse Ängste und soziale Kontrolle, um sich verstetigende Konflikte, die keinem anderen Zweck mehr dienen als dem Selbstzweck. In seinen Themen weist das Buch von Uticha Marmon weit über sich hinaus und öffnet den gedanklichen Weg zu allen möglichen Konfliktfeldern, die zwar andere Sujets, aber ähnliche Strukturen aufweisen. Zugleich aber bleibt das Buch immer ganz bei sich, im kleinen Elend.
Dort geraten die Dinge in Bewegung, als Frieda sich ihrer annimmt, getreu dem bewährten Motto: Was den großen nicht gelingt, das schaffen die kleinen Menschen. Denn erst wird das Kalb entführt, das eine Hüfner-Hof-Kuh genau auf der Grenze zwischen Norden und Süden zur Welt gebracht hat. Dann verschwindet auch Nikki spurlos. Ist das Zufall oder Absicht? Frieda ist jedenfalls offen genug, in alle Richtungen zu denken, deswegen nimmt sie auch wahr, dass sich der Ton in der Stimme ihrer Feindin Jella plötzlich verändert, als die sich nach Nikkis Verschwinden erkundigt. Außerdem ist Frieda mutig genug, sich auf das Wagnis des Vertrauens einzulassen.
Von diesem Moment an nimmt die Erzählung Fahrt auf, entstehen Spannung für die Leser und ein Sog für die Figuren, die gar nicht anders können, als sich zu den immer neuen Enthüllungen zu verhalten, und zwar so, wie es ihnen von den kindlichen Protagonisten vorgemacht wird - also konstruktiv. Viele von diesen Figuren hat die Illustratorin Maja Bohn in meist halbseitigen, schwarz-weiß gehaltenen Zeichnungen ins Bild gesetzt - und zwar ganz ähnlich der Art, in der Uticha Marmon sie beschrieben hat: Als Menschen, denen trotz aller Grimmigkeit ein sympathischer Zug eigen ist. LENA BOPP
Uticha Marmon: "Frieda, Nikki und die Grenzkuh". Roman.
Mit Bildern von Maja Bohn. Carlsen Verlag, Hamburg 2024. 176 S., geb., 14,- Euro. Ab 9 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wie Uticha Marmon ein gespaltenes Dorf wiedervereint
In Elend ist die Welt noch in Ordnung. Jedenfalls aus der Sicht der Menschen, die in Elend wohnen, die einen in Süd-, die anderen in Nordelend. Sie wissen, was sie voneinander zu halten haben - nämlich nichts. Sie wissen, was sie vom jeweils anderen zu befürchten haben - nämlich alles. Und natürlich wissen sie, dass die Dinge genauso, wie sie liegen, ihre Richtigkeit haben.
An eine Zeit vor dem Kleinkrieg, der das Dorf in dem jüngsten, mit dem Kirsten-Boie-Preis 2022 ausgezeichneten Buch von Uticha Marmon spaltet, kann sich ohnehin niemand mehr erinnern. Seit jeher zieht sich eine Grenze durch das Dörfchen Elend, die nur überschritten wird, wenn ein neuer Streit vom Zaun gebrochen werden muss. Oder wenn es Mittagessen gibt, denn zu Mittag isst Frieda stets im Bacchus-Eck, der Dorfkneipe, die, weil sie die einzige des Dorfes ist, allen offen steht. Sie ist, das offenbart sich den Einwohnern wie den Lesern allerdings erst am Ende des Buches, der Dreh- und Angelpunkt im ganzen Elend.
Frieda, die neun oder zehn Jahre alt sein dürfte, hat die Lebenslogiken ihres Dorfes bereits verinnerlicht. Nicht im Traum käme sie auf die Idee, mit Jelle, Adil und Bo, den drei Kindern aus Nord-Elend, ein anderes als feindseliges Verhältnis zu pflegen. Ihr einziger Freund ist seit kurzem Nikki, der eine schlimme Kindheit hatte und nun bei Pflegemüttern in Süd-Elend gelandet ist. Was genau schlimm in seiner Kindheit war, erfährt man zwar nicht. Aber es reicht, ihm dabei zuzusehen, wie er, sich in einem Zeugenschutzprogramm wähnend, auf der Suche nach einem Einhorn durch Wiesen und Weiden stapft, um zu verstehen, dass er sein Geheimnis für sich behalten muss. Offensichtlich weiß er, was Krieg ist. Deswegen weiß er auch um die Notwendigkeit eines echten Friedens. Und für den kann seiner Überzeugung nach nur ein Einhorn sorgen.
Es geht um Vorurteile und Klischees, um diffuse Ängste und soziale Kontrolle, um sich verstetigende Konflikte, die keinem anderen Zweck mehr dienen als dem Selbstzweck. In seinen Themen weist das Buch von Uticha Marmon weit über sich hinaus und öffnet den gedanklichen Weg zu allen möglichen Konfliktfeldern, die zwar andere Sujets, aber ähnliche Strukturen aufweisen. Zugleich aber bleibt das Buch immer ganz bei sich, im kleinen Elend.
Dort geraten die Dinge in Bewegung, als Frieda sich ihrer annimmt, getreu dem bewährten Motto: Was den großen nicht gelingt, das schaffen die kleinen Menschen. Denn erst wird das Kalb entführt, das eine Hüfner-Hof-Kuh genau auf der Grenze zwischen Norden und Süden zur Welt gebracht hat. Dann verschwindet auch Nikki spurlos. Ist das Zufall oder Absicht? Frieda ist jedenfalls offen genug, in alle Richtungen zu denken, deswegen nimmt sie auch wahr, dass sich der Ton in der Stimme ihrer Feindin Jella plötzlich verändert, als die sich nach Nikkis Verschwinden erkundigt. Außerdem ist Frieda mutig genug, sich auf das Wagnis des Vertrauens einzulassen.
Von diesem Moment an nimmt die Erzählung Fahrt auf, entstehen Spannung für die Leser und ein Sog für die Figuren, die gar nicht anders können, als sich zu den immer neuen Enthüllungen zu verhalten, und zwar so, wie es ihnen von den kindlichen Protagonisten vorgemacht wird - also konstruktiv. Viele von diesen Figuren hat die Illustratorin Maja Bohn in meist halbseitigen, schwarz-weiß gehaltenen Zeichnungen ins Bild gesetzt - und zwar ganz ähnlich der Art, in der Uticha Marmon sie beschrieben hat: Als Menschen, denen trotz aller Grimmigkeit ein sympathischer Zug eigen ist. LENA BOPP
Uticha Marmon: "Frieda, Nikki und die Grenzkuh". Roman.
Mit Bildern von Maja Bohn. Carlsen Verlag, Hamburg 2024. 176 S., geb., 14,- Euro. Ab 9 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main