Frankreich, Ende des 18. Jahrhunderts: Im Schloss von Versailles wird dem jungen Ingenieur Jean-Baptiste Baratte von höchster Stelle ein Auftrag erteilt. Er soll den Friedhof der Unschuldigen demolieren, der, mitten in Paris gelegen, Hunderttausende von Toten beherbergt und dessen Ausdünstungen die Stadt langsam vergiften, so dass der Wein in den Kellern zu Essig wird, Fleisch binnen Minuten verfault. Aber es soll möglichst unauffällig geschehen, der Pöbel ist abergläubisch und will die Totenruhe nicht gestört sehen. Miller erzählt diese Geschichte vom Vorabend der Revolution und den widerstreitenden Kräften des Alten und des Neuen in einer kühnen, eleganten Prosa.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.07.2013Abrissbirnen der Aufklärung
Andrew Millers historischer Roman hält einen Vergleich mit Patrick Süskind und Hilary Mantel aus
Der Friedhof im Mittelalter war, wie Philippe Ariès in seiner "Geschichte des Todes" schreibt, ein Brennpunkt des sozialen Lebens: Freistatt und Zufluchtsort, lärmender Markt-, Arbeits- und Spielplatz für Gauner, Straßenkinder und Prostituierte. Friedhofsruhe kehrte erst ein, als zu Beginn der Neuzeit der medizinisch-hygienische Diskurs mit dem Tod und den Toten auch die Gottesacker alten Typs aus dem öffentlichen Raum verdrängte. Um Gesundheit und Moral der Pariser vor Leichengift, Fäulnis, Gestank und "allgemeiner Verpestung" zu schützen, wurden 1786 die Privatgrüfte und Armengräber des Cimetière des Innocents aufgehoben. Die Umbettung der Toten war generalstabsmäßig geplant, die Arbeit gefährlich, grob und makaber, aber auf Ängste, alte Besitzstände oder Gefühle der Pietät nahmen die Behörden keine Rücksicht. Die bösen Geister der Vergangenheit hatten dem hellen Licht der Vernunft zu weichen, und der Wutbürger schlummerte noch im Schoß der Geschichte.
Der englische Autor Andrew Miller macht aus einigen wenigen Absätzen aus Ariès' "Geschichte des Todes" einen farbigen historischen Roman, in dem neben den Toten auch die Überlebenden der rationellen Leichenschändung zu Wort kommen: die flämischen Bergarbeiter, die Ohnmacht, Beklemmung und Erschöpfung mit Tabakrauch, Grog und wildem Sex dämpfen, Anwohner, die aus ihren Häusern vertrieben werden, Huren und Händler, die zwischen den Gräbern ihr Auskommen fanden. Drei Jahre vor der großen Revolution forderte die Ausrottung des Aberglaubens ihre ersten Opfer. Der Pfarrer verfällt nach der Zerstörung seiner Kirche dem Wahnsinn, Armand, der philosophische Organist, spielt Bach für die Fledermäuse.
Auch der junge, ehrgeizige Ingenieur aus der Normandie, der vom Minister mit der Projektleitung betraut wird, nimmt Schaden an Leib und Seele. Jean-Baptiste Baratte gehört zweifellos zur "Partei der Zukunft": Er liest Buffon, Rousseau und Voltaire, hört im Palais Royal aufmerksam Robespierres Hetzpredigten und im Theater die Frivolitäten eines Beaumarchais. Aber die Demolition eines großstädtischen Friedhofs ist für einen eher scheuen, stillen Provinzler eine harte Bewährungsprobe. Die Arroganz des Ancien Régime beleidigt seinen bäuerlichen Stolz, das Murren und Meutern der Totengräber seinen technokratischen Optimismus, die Verzweiflung der Vertriebenen zehrt an seinen Nerven. Lecoeur, der Projektleiter, bezichtigt seinen Studienfreund des Verrats an den Utopien ihrer Jugend; die Monnards, die ihm Wohnung, Familienanschluss und ihre Tochter Ziguette anboten, fühlen sich betrogen; selbst die Dienstboten lassen den Abrissunternehmer ihre Abneigung spüren.
Trost und eine Art von Liebe findet Baratte bei der Prostituierten Héloïse, väterlichen Rat und medizinische Hilfe bei Doktor Guillotin. Aber gegen die üblen Dünste aus den Gräbern und das Schuldgefühl des rücksichtslosen Sanierers können auch eine schöne, kluge Hure und der Pionier der industrialisierten Hinrichtung wenig ausrichten. Die Atmosphäre wird immer gereizter. An den Wänden tauchen revolutionäre Graffiti auf; die von morbider Luft und Lust hysterisierte Ziguette schlägt Baratte halbtot, Lecoeur vergewaltigt Jeanne, die engelhafte Tochter des Küsters, und erschießt sich, die Arbeiter brennen die Kirche nieder.
Andrew Millers Roman "Friedhof der Unschuldigen" ist eine Parabel auf die Schattenseiten von Fortschritt und Vernunft. Doktor Guillotins Fallbeil hängt wie ein Damoklesschwert über dem Friedhof der Unschuldigen. "Wir sind die Männer, die Paris reinigen werden", prahlt Lecoeur. "Wir werden die Vergangenheit beseitigen. Die Geschichte hat uns lange genug behindert." Baratte will die Welt verbessern, ein schöneres, reineres (im englischen Original heißt Millers Roman "Pure") vernünftigeres Paris bauen, aber am Ende bereitet er nur den Boden für eine neue Diktatur: Über den Katakomben werden Jahrzehnte später die Hallen errichtet, das kalte Herz der vollends aufgeklärten Welt.
Wölfe mitten in Paris, Elefanten, die in den Verliesen von Versailles mit Burgunder getränkt und von wilden Hunden bedroht werden, ein unter Kopfschmerzen und Wortblindheit leidender Ingenieur, ein verrückter Priester, der als Phantom des Friedhofs in der zerstörten Sakristei spukt, Charlotte, die unverweslich schöne Mädchenleiche: Miller spart nicht an aufdringlicher Symbolik und Gothic-Effekten. Aber er beschreibt auch nüchtern Arbeitsabläufe und Organisation der Grabungen und verwickelt seine Protagonisten immer wieder in philosophische Debatten. Wie Patrick Süskind in seinem "Parfum" beschwört Miller mit großer Sinnlichkeit die zersetzenden Miasmen und dunklen Abgründe von Paris, wie Hilary Mantel in ihrer meisterlichen Tudor-Trilogie zoomt er die Vergangenheit durch das erzählerische Präsens ganz nah heran.
Ausgerechnet seine Hauptfigur aber bleibt blass: Baratte, der Experte in allen technischen Fragen, ist als Menschenfreund, Liebhaber und Revolutionär ein blutiger Laie, zerrissen zwischen Zukunft und Vergangenheit. Er schätzt die Enzyklopädisten, aber im Notfall benutzt er La Mettries "L'homme machine" als Klopapier. Er betet vor dem Einschlafen den "Katechismus der Selbstvergewisserung", aber in seinen opiumgeschwängerten Albträumen wird er von den Geistern der Toten heimgesucht. Miller lässt die Helden seiner historischen Romanen fast immer gestärkt aus Krisen hervorgehen. In seinem Erstling wurde ein fühlloses Monster, ein Bruder von Süskinds Jean-Baptiste Grenouille, durch "Die Gabe des Schmerzes" zum philanthropischen Wundarzt; in "Eine kleine Geschichte, die meist von der Liebe handelt" ging Casanova nach einer peinlichen erotischen Niederlage in London in sich: "Ändere dich oder stirb." So endet auch Millers sechster Roman nicht ohne Hoffnung: Über den Gräbern wachsen Blumen, am Himmel zeigt sich ein Lichtstreif.
Das Licht der Aufklärung fällt freilich auf Ruinen und Leichen. Der Ingenieur bezahlt seinen Triumph teuer: Niederlagen und Verluste, Hass, Gewalt und untröstliche Trauer - Miller hat seinen Roman seinem verstorbenen Vater, einem Arzt, gewidmet - pflastern seinen Weg. Lasset die Toten ihre Toten begraben? Man kann Knochen ausbuddeln und Gebeine umbetten, aber der Tod lässt sich nicht ungestraft aus Öffentlichkeit und Bewusstsein verdrängen. Die hygienisch-moralische Entsorgung der Vergangenheit ist für Baratte ein Gebot der erhabenen Vernunft, eine Ehrensache, bei der er seine Unschuld verliert.
MARTIN HALTER
Andrew Miller: "Friedhof der Unschuldigen". Roman.
Aus dem Englischen von Nikolaus Stingl. Zsolnay Verlag, Wien 2013. 383 S., geb., 21,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Andrew Millers historischer Roman hält einen Vergleich mit Patrick Süskind und Hilary Mantel aus
Der Friedhof im Mittelalter war, wie Philippe Ariès in seiner "Geschichte des Todes" schreibt, ein Brennpunkt des sozialen Lebens: Freistatt und Zufluchtsort, lärmender Markt-, Arbeits- und Spielplatz für Gauner, Straßenkinder und Prostituierte. Friedhofsruhe kehrte erst ein, als zu Beginn der Neuzeit der medizinisch-hygienische Diskurs mit dem Tod und den Toten auch die Gottesacker alten Typs aus dem öffentlichen Raum verdrängte. Um Gesundheit und Moral der Pariser vor Leichengift, Fäulnis, Gestank und "allgemeiner Verpestung" zu schützen, wurden 1786 die Privatgrüfte und Armengräber des Cimetière des Innocents aufgehoben. Die Umbettung der Toten war generalstabsmäßig geplant, die Arbeit gefährlich, grob und makaber, aber auf Ängste, alte Besitzstände oder Gefühle der Pietät nahmen die Behörden keine Rücksicht. Die bösen Geister der Vergangenheit hatten dem hellen Licht der Vernunft zu weichen, und der Wutbürger schlummerte noch im Schoß der Geschichte.
Der englische Autor Andrew Miller macht aus einigen wenigen Absätzen aus Ariès' "Geschichte des Todes" einen farbigen historischen Roman, in dem neben den Toten auch die Überlebenden der rationellen Leichenschändung zu Wort kommen: die flämischen Bergarbeiter, die Ohnmacht, Beklemmung und Erschöpfung mit Tabakrauch, Grog und wildem Sex dämpfen, Anwohner, die aus ihren Häusern vertrieben werden, Huren und Händler, die zwischen den Gräbern ihr Auskommen fanden. Drei Jahre vor der großen Revolution forderte die Ausrottung des Aberglaubens ihre ersten Opfer. Der Pfarrer verfällt nach der Zerstörung seiner Kirche dem Wahnsinn, Armand, der philosophische Organist, spielt Bach für die Fledermäuse.
Auch der junge, ehrgeizige Ingenieur aus der Normandie, der vom Minister mit der Projektleitung betraut wird, nimmt Schaden an Leib und Seele. Jean-Baptiste Baratte gehört zweifellos zur "Partei der Zukunft": Er liest Buffon, Rousseau und Voltaire, hört im Palais Royal aufmerksam Robespierres Hetzpredigten und im Theater die Frivolitäten eines Beaumarchais. Aber die Demolition eines großstädtischen Friedhofs ist für einen eher scheuen, stillen Provinzler eine harte Bewährungsprobe. Die Arroganz des Ancien Régime beleidigt seinen bäuerlichen Stolz, das Murren und Meutern der Totengräber seinen technokratischen Optimismus, die Verzweiflung der Vertriebenen zehrt an seinen Nerven. Lecoeur, der Projektleiter, bezichtigt seinen Studienfreund des Verrats an den Utopien ihrer Jugend; die Monnards, die ihm Wohnung, Familienanschluss und ihre Tochter Ziguette anboten, fühlen sich betrogen; selbst die Dienstboten lassen den Abrissunternehmer ihre Abneigung spüren.
Trost und eine Art von Liebe findet Baratte bei der Prostituierten Héloïse, väterlichen Rat und medizinische Hilfe bei Doktor Guillotin. Aber gegen die üblen Dünste aus den Gräbern und das Schuldgefühl des rücksichtslosen Sanierers können auch eine schöne, kluge Hure und der Pionier der industrialisierten Hinrichtung wenig ausrichten. Die Atmosphäre wird immer gereizter. An den Wänden tauchen revolutionäre Graffiti auf; die von morbider Luft und Lust hysterisierte Ziguette schlägt Baratte halbtot, Lecoeur vergewaltigt Jeanne, die engelhafte Tochter des Küsters, und erschießt sich, die Arbeiter brennen die Kirche nieder.
Andrew Millers Roman "Friedhof der Unschuldigen" ist eine Parabel auf die Schattenseiten von Fortschritt und Vernunft. Doktor Guillotins Fallbeil hängt wie ein Damoklesschwert über dem Friedhof der Unschuldigen. "Wir sind die Männer, die Paris reinigen werden", prahlt Lecoeur. "Wir werden die Vergangenheit beseitigen. Die Geschichte hat uns lange genug behindert." Baratte will die Welt verbessern, ein schöneres, reineres (im englischen Original heißt Millers Roman "Pure") vernünftigeres Paris bauen, aber am Ende bereitet er nur den Boden für eine neue Diktatur: Über den Katakomben werden Jahrzehnte später die Hallen errichtet, das kalte Herz der vollends aufgeklärten Welt.
Wölfe mitten in Paris, Elefanten, die in den Verliesen von Versailles mit Burgunder getränkt und von wilden Hunden bedroht werden, ein unter Kopfschmerzen und Wortblindheit leidender Ingenieur, ein verrückter Priester, der als Phantom des Friedhofs in der zerstörten Sakristei spukt, Charlotte, die unverweslich schöne Mädchenleiche: Miller spart nicht an aufdringlicher Symbolik und Gothic-Effekten. Aber er beschreibt auch nüchtern Arbeitsabläufe und Organisation der Grabungen und verwickelt seine Protagonisten immer wieder in philosophische Debatten. Wie Patrick Süskind in seinem "Parfum" beschwört Miller mit großer Sinnlichkeit die zersetzenden Miasmen und dunklen Abgründe von Paris, wie Hilary Mantel in ihrer meisterlichen Tudor-Trilogie zoomt er die Vergangenheit durch das erzählerische Präsens ganz nah heran.
Ausgerechnet seine Hauptfigur aber bleibt blass: Baratte, der Experte in allen technischen Fragen, ist als Menschenfreund, Liebhaber und Revolutionär ein blutiger Laie, zerrissen zwischen Zukunft und Vergangenheit. Er schätzt die Enzyklopädisten, aber im Notfall benutzt er La Mettries "L'homme machine" als Klopapier. Er betet vor dem Einschlafen den "Katechismus der Selbstvergewisserung", aber in seinen opiumgeschwängerten Albträumen wird er von den Geistern der Toten heimgesucht. Miller lässt die Helden seiner historischen Romanen fast immer gestärkt aus Krisen hervorgehen. In seinem Erstling wurde ein fühlloses Monster, ein Bruder von Süskinds Jean-Baptiste Grenouille, durch "Die Gabe des Schmerzes" zum philanthropischen Wundarzt; in "Eine kleine Geschichte, die meist von der Liebe handelt" ging Casanova nach einer peinlichen erotischen Niederlage in London in sich: "Ändere dich oder stirb." So endet auch Millers sechster Roman nicht ohne Hoffnung: Über den Gräbern wachsen Blumen, am Himmel zeigt sich ein Lichtstreif.
Das Licht der Aufklärung fällt freilich auf Ruinen und Leichen. Der Ingenieur bezahlt seinen Triumph teuer: Niederlagen und Verluste, Hass, Gewalt und untröstliche Trauer - Miller hat seinen Roman seinem verstorbenen Vater, einem Arzt, gewidmet - pflastern seinen Weg. Lasset die Toten ihre Toten begraben? Man kann Knochen ausbuddeln und Gebeine umbetten, aber der Tod lässt sich nicht ungestraft aus Öffentlichkeit und Bewusstsein verdrängen. Die hygienisch-moralische Entsorgung der Vergangenheit ist für Baratte ein Gebot der erhabenen Vernunft, eine Ehrensache, bei der er seine Unschuld verliert.
MARTIN HALTER
Andrew Miller: "Friedhof der Unschuldigen". Roman.
Aus dem Englischen von Nikolaus Stingl. Zsolnay Verlag, Wien 2013. 383 S., geb., 21,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Mit viel Lob bespricht Rezensent Martin Halter Andrew Millers neuen Roman "Friedhof der Unschuldigen", der seiner Meinung nach sowohl der "großen Sinnlichkeit" eines Patrick Süßkinds, als auch dem Eindruck historischer Unmittelbarkeit einer Hilary Mantel gerecht wird. Gebannt liest der Kritiker die Geschichte um den jungen und sensiblen Ingenieur Jean-Baptiste Baratte, der im Zuge der Modernisierungsmaßnahmen zum Schutz der Pariser vor Leichengift, Fäulnis und Gestank mit der Planierung eines Friedhofs beauftragt wird. Der Rezensent erfährt nicht nur, dass der Friedhof einst als lärmender Markt- und Arbeitsplatz für Gauner, Straßenkinder und Prostituierte galt, sondern erlebt auch, wie im Laufe der Umbettung der Toten die Stadt von einer Untergangs-Atmosphäre heimgesucht wird: Baratte wird fast tot geschlagen, sein ehemaliger Freund Lecoeur vergewaltigt die Tochter des Küsters und Arbeiter brennen die Kirchen nieder. Auch wenn der Kritiker die zahlreichen Gothic-Effekte und die verschwenderische Symbolik bisweilen zu "aufdringlich" findet, hat er doch einen spannenden, informativen und mit philosophischen Debatten angereicherten Roman gelesen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.04.2015NEUE TASCHENBÜCHER
Liebe, Tod
und Blumen
Es stinkt zum Himmel. Vor allem an dem Ort, an den man den jungen Jean-Baptiste Baratte hinbeordert hat: den Friedhof der Unschuldigen. Der Ingenieur träumt lieber davon, luftig-leichte Brücken zu bauen, nun muss er Les Innocents dem Erdboden gleich machen, bevor dieser Paris mit seinem Verwesungsgeruch vergiftet. „Pesthauch und Blütenduft“, die berühmte Studie von Alain Corbin über die Geschichte der Hygiene in Frankreich könnte Pate gewesen sein für Andrew Millers historischen Roman „Der Friedhof der Unschuldigen“. Er entführt uns ins Jahr 1786, ein Hauch von Revolution weht bereits durch die Gassen. Männern wie Baratte gehört die Zukunft. Er glaubt an die Macht der Vernunft, liest Voltaire, der Arzt Joseph-Ignace Guillotin lässt ihn zur Ader. „Der Friedhof der Unschuldigen“ ist ein ebenso anspielungsreiches wie spannendes Buch in der Tradition von „Das Parfum“ – wieder spielen Liebe und Tod die zentralen Rollen. „Sie führt ihn zur Nordwestecke des Friedhofs (…) Sehen Sie?, sagt sie und zeigt auf einen Flecken mit Blumen (…) Er starrt sie an, die gelben, die roten Blumen. Er sagt nichts. Er ist vollkommen verwirrt.“ FLORIAN WELLE
Andrew Miller: Friedhof der Unschuldigen. Aus dem Englischen von Nikolaus Stingl. dtv, München 2015. 384 Seiten, 9,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Liebe, Tod
und Blumen
Es stinkt zum Himmel. Vor allem an dem Ort, an den man den jungen Jean-Baptiste Baratte hinbeordert hat: den Friedhof der Unschuldigen. Der Ingenieur träumt lieber davon, luftig-leichte Brücken zu bauen, nun muss er Les Innocents dem Erdboden gleich machen, bevor dieser Paris mit seinem Verwesungsgeruch vergiftet. „Pesthauch und Blütenduft“, die berühmte Studie von Alain Corbin über die Geschichte der Hygiene in Frankreich könnte Pate gewesen sein für Andrew Millers historischen Roman „Der Friedhof der Unschuldigen“. Er entführt uns ins Jahr 1786, ein Hauch von Revolution weht bereits durch die Gassen. Männern wie Baratte gehört die Zukunft. Er glaubt an die Macht der Vernunft, liest Voltaire, der Arzt Joseph-Ignace Guillotin lässt ihn zur Ader. „Der Friedhof der Unschuldigen“ ist ein ebenso anspielungsreiches wie spannendes Buch in der Tradition von „Das Parfum“ – wieder spielen Liebe und Tod die zentralen Rollen. „Sie führt ihn zur Nordwestecke des Friedhofs (…) Sehen Sie?, sagt sie und zeigt auf einen Flecken mit Blumen (…) Er starrt sie an, die gelben, die roten Blumen. Er sagt nichts. Er ist vollkommen verwirrt.“ FLORIAN WELLE
Andrew Miller: Friedhof der Unschuldigen. Aus dem Englischen von Nikolaus Stingl. dtv, München 2015. 384 Seiten, 9,90 Euro.
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"Miller, Spezialist für schlaue historische Romane, schreibt sinnlich präzise, lässt Bilder entstehen, die uns entführen in die Anfänge unserer modernen Zeit. (...) Und so wird aus einem Buch über einen dunklen Ort ein helles Wunder." Florian Gless, stern, 01.08.2013
"Ein ernsthaftes, atmosphärisch dicht aufgeladenes Epochenpanorama, in dem viele Grundfragen der menschlichen Existenz anklingen." Christoph Winder, Der Standard, 30.07.13
"Ein historischer Roman ganz ohne Kulissenschieberei - hochspannend, motivisch dicht, schnörkellos und elegant." Christian Möller, WDR5, 17.08.13
"Millers historischer Roman wirft einen kühlen Blick auf den Totentanz eines sterbenden Regimes und auf eine Gesellschaft, die längst in einem Zustand von falscher Friedhofsruhe die Zeichen der Zeit verpasst. "Der Friedhof der Unschuldigen" ist aber auch ein sattes Sittengemälde mit vielen skurrilen und schrägen Figuren, mit einer Liebesgeschichte, die nicht sein darf, und spannenden Ausblicken auf kommende Ereignisse, bei denen der Arzt Guillotine eine ganz spezielle Rolle übernehmen wird." Margarete von Schwarzkopf, NDR Bücherwelt, 10.09.13
"Andrew Millers historischer Roman hält einen Vergleich mit Patrick Süskind und Hilary Mantel aus". Martin Halter, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.07.13
"Ein ernsthaftes, atmosphärisch dicht aufgeladenes Epochenpanorama, in dem viele Grundfragen der menschlichen Existenz anklingen." Christoph Winder, Der Standard, 30.07.13
"Ein historischer Roman ganz ohne Kulissenschieberei - hochspannend, motivisch dicht, schnörkellos und elegant." Christian Möller, WDR5, 17.08.13
"Millers historischer Roman wirft einen kühlen Blick auf den Totentanz eines sterbenden Regimes und auf eine Gesellschaft, die längst in einem Zustand von falscher Friedhofsruhe die Zeichen der Zeit verpasst. "Der Friedhof der Unschuldigen" ist aber auch ein sattes Sittengemälde mit vielen skurrilen und schrägen Figuren, mit einer Liebesgeschichte, die nicht sein darf, und spannenden Ausblicken auf kommende Ereignisse, bei denen der Arzt Guillotine eine ganz spezielle Rolle übernehmen wird." Margarete von Schwarzkopf, NDR Bücherwelt, 10.09.13
"Andrew Millers historischer Roman hält einen Vergleich mit Patrick Süskind und Hilary Mantel aus". Martin Halter, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.07.13