Den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verleiht der Börsenverein im Jahr 2007 an Saul Friedländer und ehrt damit den epischen Erzähler der Geschichte der Shoah, der Verfolgung und der Vernichtung der Juden in der Zeit nationalsozialistischer Herrschaft in Europa. Saul Friedländer ist einer der letzten miterlebenden und mitlebenden Historiographen des früh angekündigten, offen geplanten und mit maschineller Präzision ins Werk gesetzten Völkermordes. Er entzieht sich der in der Beschreibung von Geschichte angelegten Distanzierung und gibt jener Fassungslosigkeit Raum, welche die einzig mögliche Reaktion auf ein noch immer unfassbares Verbrechen ist. So beschreibt er nicht nur die Entstehung, die Vorbereitung und den Vollzug des Massenmordes von Nachbarn an ihren Nachbarn, sondern dokumentarisch genau, stilsicher und mitleidend die klassische Triade der Gewalt: die Täter und ihre Obsessionen, die Opfer und ihre Verzweiflung, die schweigende Menge der Zuschauer mit ihrer Lust und ihrem Schrecken - und wenige, zu wenige Retter. Saul Friedländer hat den zu Asche verbrannten Menschen Klage und Schrei gestattet, Gedächtnis und Namen geschenkt. Er hat den Ermordeten die ihnen geraubte Würde zurückgegeben, deren Anerkennung die Grundlage des Friedens unter den Menschen ist.