Alles, was man zu Friedrich II und Preußen wissen muss Zum 300. Geburtstag des Preußenkönigs am 24. Januar 2012 - vom Mythos zum umfassenden Kompendium: von A wie "Abenteurer","Abort" oder "Armee" bis Z wie "Zeitungen" oder "Zeremoniell". Friedrich II. von PreuPar.en ist als Monarch umstritten - und wird es bleiben. Während seiner 46-jährigen Regierungszeit zu einer berühmten Größe von europäischem Rang und im 19. Jahrhundert zur Nationalikone geworden, kippte das deutsche Monument nach zwei Weltkriegen vom Sockel der Verklärung. Mit der Auflösung der Ost-West-Ideologie nach 1989 tauchten in den Vereinigten Staaten, in Russland und im antiquarischen Handel verloren geglaubte Quellen aus dem einstigen Geheimen Preußischen Staatsarchiv wie auch Familienarchive pommerscher und preußischer Adliger wieder auf: Dem Historiker Norbert Leithold bot sich also eine neue Grundlage zu aufklärerischer Erforschung des Lebens...
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.11.2011Das als König geborene Genie
Bücher, Bücher, aber welche soll man lesen? Rendezvous mit neuer Literatur über Friedrich den Großen zum bevorstehenden 300. Geburtstag
Eine moderne Biographie Friedrichs des Großen schreibt sich nicht in zwei oder drei Jahren. Das ist die Nemesis der Auftragsarbeiten für Verlage, die seit 2008 bei vielen Autoren herumzutelefonieren begannen, ob man zum bevorstehenden 300. Geburtstag des Preußenkönigs am 24. Januar 2012 nicht schnell ein möglichst lesbares und farbiges Buch vorlegen könne. Darin drückte sich nicht nur die Leichtfertigkeit der Branche aus, sondern auch ein gewisses Unbehagen an der letzten großen Leistung der Fachwissenschaft zu diesem Stoff, der 2004 erschienenen Biographie des Kölner Neuhistorikers Johannes Kunisch.
Doch Kunischs Buch, dessen Stärken bei Militär- und Staatengeschichte liegen, mag trocken zu lesen sein, es bleibt vorerst das aktuell maßgebliche Standardwerk zu diesem zentralen Stoff der deutschen Geschichte. Das knappe Kondensat, das der Gelehrte jetzt in der Reihe „Beck-Wissen“ vorgelegt hat, bestätigt alle seine Vorzüge, Präzision, Sinn für Proportionen, Reichtum an Tatsachen und Begriffen. Für aufmerksamen Wissensdurst bleibt kaum mehr zu wünschen.
Freilich, man muss schon fasziniert sein von der Erscheinung des Königs, um hier auf seine Kosten zu kommen. Dass Friedrichs Geschichte großes Kino sein kann, ist seit je bekannt, und die Hektik der Verlage zum Jubeljahr zeigt es von neuem. Man sollte nur wissen, wofür man sich eigentlich interessiert. Veit Valentin, der liberale Außenseiter unter den Historikern der Weimarer Republik, eröffnete ein brillantes Friedrich-Büchlein 1927 mit dem Satz: „Nur einmal war ein geborener König in der Neuzeit ein genialer Mensch.“ Knapper kann man das Problem nicht zusammenfassen: das Genie (oder die überragende Begabung) in der für Genies nicht gemachten dynastischen Erbfolge. Friedrich war eben kein Napoleon oder Bismarck, die aus eigener Kraft aufstiegen, sondern der reguläre Erbe einer wichtigen Monarchie. Trotzdem sieht man ihn in der Reihe der Genies, weil er durch Verwegenheit und Erfolg, auch durch künstlerische Begabung, die Konstellation seiner Herkunft sprengte.
Außerdem zeigt sein Leben ein persönliches, seelisches Drama – vom Kampf mit dem Vater bis zur mythischen Schreckgestalt des „Alten Fritz“ –, das die Menschen seit jeher beeindruckt hat: Oft waren sie eben nicht preußisch, sondern „fritzisch“ gesinnt, wie Goethe sagte. Zugleich aber hat dieser Freund Voltaires der deutschen Geschichte eine neue Richtung gegeben; mit Luther und Bismarck gehört Friedrich zu den drei großen Deutschen der Neuzeit, die Figuren der Spaltung waren. Sie verkleinerten Schritt für Schritt das für Europa zu große Volk auf sein endgültig erst 1990 erreichtes Maß; Abfall von Rom, Lösung vom Heiligen Römischen Reich, Herausdrängung Österreichs sind die Schritte.
So kann jede Biographie Friedrichs, dem als letztem Herrscher der Neuzeit das Attribut des „Großen“ dauerhaft blieb, die Schwerpunkte anders setzen: Interessiert sie sich mehr für die Figur der deutschen und europäischen Geschichte oder mehr für den Ausnahmemenschen auf dem Thron? Beides geht natürlich nicht ohne sorgsame Schilderung der Zeitumstände, die Friedrich zu einer heute doch sehr fremden Figur machen, politisch, aber auch geistig.
Man hat nicht den Eindruck, dass die Auftragsbiographen sich dieses Problem mit hinreichender Klarheit gestellt hätten. Machen wir es kurz: Gegen die Bücher der Journalisten Tillmann Bendikowski, Tom Goeller und Johannes Unger lohnt es sich kaum etwas zu sagen, denn sie sind überflüssig, aus zweiter Hand, ohne eigene Gesichtspunkte. Am brauchbarsten ist das Paperback des Fernsehmanns Unger (begleitend zu einer ARD-Produktion), weil es einfach und informativ ist; Goeller und Bendikowski verwenden erstaunlich viel Platz fürs Nachleben Friedrichs, aber ohne Standpunkt, außer dem, dass der König nach allerlei Schindluder doch nicht mehr wirklich bedrohlich ist fürs heutige, demokratische Bewusstsein.
Gebraucht werden diese Bücher auch deshalb nicht, weil es für Einsteiger ein blendend geschriebenes, sogar recht kurzes Buch längst gibt, nämlich der „Friedrich“ von Ludwig Reiners aus dem Jahre 1952. Es fußt auf dem bis heute nicht überholten Kenntnisstand der großen Biographie Reinhold Kosers (seit 1901) und den riesigen Editionen des 19. Jahrhunderts; von den Befangenheiten der nationalistischen Historie der Generation Gerhard Ritters ist es bemerkenswert frei. Übrigens notierte Thomas Mann, dessen Essay „Friedrich und die Große Koalition“ von 1915 der faszinierendste Text zu dem Preußenkönig bleibt, im Tagebuch amüsiert für ein anderes Werk von Reiners dessen stilistische Abhängigkeit von eben jenem Friedrich-Essay; es gibt schlechtere Vorbilder.
Eine eigene Nennung verdient unter den durchgeschriebenen neuen Biographien ein sympathisches Büchlein von Wolfgang Burgdorf. Der Verfasser ist kein Journalist, sondern wie Kunisch Fachhistoriker, mit Schwerpunkt auf dem Ende des Alten Reichs in den Jahren um 1806. In der Darstellung der äußeren Abläufe ist auch er eher konventionell, allerdings leichter zu lesen als Kunisch und stärker interessiert an der Kulturgeschichte; gut gewählt sind seine Zitate aus den Quellen. Einen eigenen Akzent setzt Burgdorf, indem er noch einmal das oft diskutierte Problem von Friedrichs „Weibfeindlichkeit“ (Thomas Mann) aufgreift, und dafür plädiert, den König als „Homophilen“ zu verstehen. Die Liste von Friedrichs Männerfreundschaften, die Burgdorf aufblättert, der im Leben des spöttischen Königs sonst ungewohnte Ton der Warmherzigkeit, den er hörbar machen kann, sind beeindruckend.
Ist die Frage wirklich so zweitrangig, wie wir heute mit liberaler Gelassenheit sagen? Auch ein homosexueller König gehört ins Themenfeld des Ausnahmemenschen in der dynastischen Erbfolge; es könnte vergleichend für die höfischen Kulturen der Neuzeit – man denke an die panische Furcht des französischen Hofes vor einer möglichen Homosexualität des halbwüchsigen Ludwig XV. – und die Konfessionen behandelt werden. Oder war Friedrich nur Provokateur, gar „erotisch experimentierfreudig“?, wie ein anderer Autor, Jürgen Overhoff, meint.
Zumindest wer sich des furchtbaren Dramas zwischen Friedrich und seinem Vater, dem prügelnden Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., annimmt, sollte diese Frage nicht völlig ignorieren; schließlich nannte der Vater den Sohn schriftlich „effeminiert“, mündlich gar einen „Sodomiten“. Doch der Geschichtspublizist Uwe A. Oster umschifft diese Frage mit eisernem Schweigen und bleibt auch sonst trotz großen Fleißes und reichen Zitatenmaterials auf dem Stand der Darstellungen zum jungen Friedrich von Arnold Berney (1934) oder Edith Simon (1963). Dass Friedrich Wilhelm I. darauf bestand, Katte, den zum Mitfliehen bereiten Freund seines Sohnes, vor dessen Augen hinrichten zu lassen, lässt sich doch auch aus einem furchtbaren Verdacht erklären, den der fromme Vater gegen den eigenen Sohn hegte. Dass Friedrichs Zwangsehe mit einer Braunschweiger Prinzessin trostlos blieb, ist gut bekannt.
Auch hier könnte übrigens ein Blick in unerschlossene Quellen helfen. Nobert Leithold, der ein verblüffendes, nicht immer professionell belegtes Detailwissen in die gefällige Gestalt eines sehr unterhaltsamen und lesenswerten kulturgeschichtlichen Lexikons gebracht hat, verweist auf die Korrespondenzen von Friedrichs Brüdern Heinrich und August Wilhelm, die der preußische Archivrat Koser nur mit spitzen Fingern anblättern mochte; sie wären aber für die psychologische Geschichte des Königs heranzuziehen, bevor abschließende Hypothesen formuliert werden.
Sonderbar zwischen Geschichte und Psychologie schwankt der bisher gewichtigste Beitrag zum runden Geburtstag, Jürgen Luhs ironisch „Der Große“ titulierte Darstellung, deren zurücknehmender Untertitel: „Friedrich II. von Preußen“ lautet. Luh arbeitet in Potsdam an den Forschungsprojekten zum Jubiläum mit; er kennt die Literatur umfassend, und zwar auch die ältere, seine Quellenkenntnis ist imposant. Doch er erzählt nicht das Leben des Herrschers und Menschen, sondern entwirft ein Porträt, das dessen Eigenschaften „Ruhmsucht“, „Hartnäckigkeit“, „Eigensinn“ und – ganz kurz – auch „Einsicht“ beispiel- und zitatenreich vorführt. Dabei kommt an irgendeiner Stelle fast jedes wichtige Ereignis in Friedrichs Laufbahn zur Sprache, nur eben nicht in zeitlicher oder ursächlicher Abfolge.
Luhs Kernthese läuft darauf hinaus, Friedrich das Staatsethos abzusprechen, das die ältere Preußentradition ihm zusprach; Friedrich erscheint nicht als „erster Diener“ seines Staates, sondern als Figur einer monumentalen, nach Ruhm und Nachruhm jagenden Egozentrik, dessen „Größe“ inszenierter Propaganda-Effekt war. Nun hat schon Burckhardt als wichtigste Voraussetzung historischer Größe nicht allein Begabung, sondern „abnorme Willenskraft“ genannt – nicht umsonst zitiert von Theodor Schieder (1983). Luh zeigt genau das: abnorme, ja monströse Willenskraft, oft genug ohne Rücksicht auf Verluste. Doch den zentralen Antrieb (oder die vielen Faktoren) dieser Kraft, des Strebens nach „Gloire“, wird kaum erklärt: War sie psychologisch begründet, etwa im Verhältnis zum Vater? War sie Effekt des politischen Systems im absolutistischen Staat, gar des von Voltaire errichteten Vorbilds Louis XIV.? Welches Programm lief ab beim Umsturz Mitteleuropas seit 1740 – ein fortwährender Vaterkonflikt oder ein spätbarockes Staatstheater?
Friedrichs Größe bestand vielleicht nicht so sehr in seinem Genie, wie schon Sebastian Haffner 1979 zu bedenken gab, der auf seine vielen strategischen Fehler und das Konventionelle seines Komponierens und Schreibens hinwies, sondern in seiner gelegentlich übermenschlich wirkenden seelischen Reißfestigkeit, die es ihm erlaubte, den Siebenjährigen Krieg zu überstehen.
Ebenso groß war seine Fähigkeit zum Innehalten im rechten Moment, im Unterschied zu Napoleon, der aber eben kein dynastischer Erbe, sondern ein Usurpator war. Friedrich konnte seine Eroberungen auf Dauer sichern, Napoleon nicht, und sich darüber zu wundern, wäre genuine Historikerarbeit. Denn nur so konnte Friedrich zu der Figur werden, die den Grundriss Deutschlands bis heute mitbestimmt.
Zu dem von Luh neu aufgeworfenen Thema von Friedrichs Staatsethos gibt es nun einen hübschen kleinen Band, der auf einer Hallenser Dissertation beruht, und endlich einmal Neues vorlegt, wenn auch nur eine Episode aus Friedrichs Bildungsgang. Johannes Bronisch kann zeigen, dass der Kronprinz eine Zeitlang unter dem Einfluss eines Reichsgrafen von Manteuffel stand, der glühender Anhänger der aufklärerischen Philosophie des Leibniz-Schülers Christian Wolff war.
Mit Wolff’schem Gedankengut sollte der Erbe der bedrohlichen preußischen Militärmacht nach Vorstellung einer von Manteuffel instruierten habsburgisch-sächsischen Hofpartei zum moralischen Herrscher domestiziert werden, wenn wir Bronisch glauben dürfen. Doch Friedrich wandte sich von dem mühseligen Schwartenschreiber Wolff bald ab und dem brillanten Skeptiker Voltaire zu. So wurde es wieder einmal nichts mit dem Versuch philosophischer Politikberatung. Was hätte erst Thomas Carlyle in seiner Friedrich-Biographie (6 Bände, 1858-1865) daraus für eine lustige Episode gemacht, denkt man sich bei der Lektüre von Bronischs auch nicht schlecht geschriebenem Büchlein.
Ratlos lässt den Leser schließlich die Doppelbiographie zurück, die Jürgen Overhoff Friedrich dem Großen und George Washington gewidmet hat; er will darin „zwei Wege der Aufklärung“ kontrastieren. Je nun, Washington vertrat die republikanische Linie, Friedrich die autoritäre. Beides war vorgedacht bei Denkern wie Hobbes und Locke. Aber hätte Friedrich, der Erbe eines mühsam stabilisierten Fürstenstaats, im Ernst die Wahl gehabt, den Weg Washingtons zu beschreiten? Das wird wohl auch Overhoff nicht behaupten wollen.
Sein Buch ist ausgezeichnet geschrieben, ein wirklicher Lesegenuss, aber fast klinisch frei von Sozialgeschichte. Vom Aufbau des preußischen Staates etwa erfährt man nichts. Dass sich die beiden Geschichten gelegentlich berühren – am direktesten im Siebenjährigen Krieg mit seinen beiden Schauplätzen Europa und Nordamerika – versöhnt ein wenig mit der unzeitgemäß plutarchischen Form. Overhoff gibt unfreiwillig ein Exempel zum Problem historischer Vergleiche. Denn, ja: Man darf natürlich auch Äpfel und Birnen vergleichen, wenn man unterschiedliche Obstsorten konturieren will. Aber im Fall Friedrichs wäre es sinnvoller gewesen, Äpfel mit Äpfeln zu vergleichen, also Friedrich mit anderen europäischen Monarchen unter den Bedingungen der europäischen Aufklärung, nicht zuletzt in Deutschland; also Friedrich mit Joseph II. oder sogar mit Karl Friedrich von Baden und Carl August von Weimar.
Fehlende Systematik ist übrigens auch der zentrale Einwand gegen das von Jürgen Luh entworfene Autokratie-Gespenst: Daraus könnte man ja auch eine historische Fragestellung machen, die Frage nach dem aufgeklärten Absolutismus, mit seinen beiden in gegenseitiger Spannung stehenden Nomina, Aufklärung und Absolutismus.
GUSTAV SEIBT
TILLMANN BENDIKOWSKI: Friedrich der Große. C. Bertelsmann Verlag, München 2011. 332 Seiten, 20 Euro.
JOHANNES BRONISCH: Der Kampf um Kronprinz Friedrich. Wolff gegen Voltaire. Landt Verlag, Berlin 2011. 126 Seiten, 19,90 Euro.
WOLFGANG BURGDORF: Friedrich der Große. Ein biographisches Porträt. Herder Verlag, Freiburg 2011. 224 Seiten, 12,95 Euro.
TOM GOELLER: Der Alte Fritz. Mensch, Monarch, Mythos. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2011. 352 Seiten, 20 Euro.
JOHANNES KUNISCH: Friedrich der Große. C.H. Beck Verlag (Reihe Wissen), München 2011. 126 Seiten, 8,95 Euro.
NORBERT LEITHOLD: Friedrich II. von Preußen. Ein kulturgeschichtliches Panorama von A bis Z. Die Andere Bibliothek, Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2011. 428 Seiten, 32 Euro.
JÜRGEN LUH: Der Große. Friedrich II. von Preußen. Siedler Verlag, München 2011. 288 Seiten, 20 Euro.
UWE A. OSTER: Sein Leben war das traurigste der Welt. Friedrich II. und der Kampf mit seinem Vater. Piper Verlag, München 2011. 283 Seiten, 20 Euro.
JÜRGEN OVERHOFF: Friedrich der Große und George Washington. Zwei Wege der Aufklärung. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2011. 365 Seiten, 22,95 Euro.
JOHANNES UNGER: Friedrich. Ein deutscher König. Propyläen Verlag, Berlin 2011. 315 Seiten, 16,90 Euro.
Dass Friedrichs Geschichte
großes Kino sein kann,
ist seit je bekannt
Ein homosexueller König
gehört zu den Ausnahmemenschen
in der dynastischen Erbfolge
Welches Programm lief hier ab
– fortwährender Vaterkonflikt
oder spätbarockes Staatstheater?
„Bist endlich da! Gott sei’s geklagt, / Hast lange warten lassen“, dichtete Theodor Fontane 1851 zur Einweihung des Berliner Friedrich-Denkmals von Christian Daniel Rauch. Am 24. Januar 2012 jährt sich zum 300. Mal der Geburtstag Friedrichs des Großen. Foto: Sebastian Kahnert/dpa
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Bücher, Bücher, aber welche soll man lesen? Rendezvous mit neuer Literatur über Friedrich den Großen zum bevorstehenden 300. Geburtstag
Eine moderne Biographie Friedrichs des Großen schreibt sich nicht in zwei oder drei Jahren. Das ist die Nemesis der Auftragsarbeiten für Verlage, die seit 2008 bei vielen Autoren herumzutelefonieren begannen, ob man zum bevorstehenden 300. Geburtstag des Preußenkönigs am 24. Januar 2012 nicht schnell ein möglichst lesbares und farbiges Buch vorlegen könne. Darin drückte sich nicht nur die Leichtfertigkeit der Branche aus, sondern auch ein gewisses Unbehagen an der letzten großen Leistung der Fachwissenschaft zu diesem Stoff, der 2004 erschienenen Biographie des Kölner Neuhistorikers Johannes Kunisch.
Doch Kunischs Buch, dessen Stärken bei Militär- und Staatengeschichte liegen, mag trocken zu lesen sein, es bleibt vorerst das aktuell maßgebliche Standardwerk zu diesem zentralen Stoff der deutschen Geschichte. Das knappe Kondensat, das der Gelehrte jetzt in der Reihe „Beck-Wissen“ vorgelegt hat, bestätigt alle seine Vorzüge, Präzision, Sinn für Proportionen, Reichtum an Tatsachen und Begriffen. Für aufmerksamen Wissensdurst bleibt kaum mehr zu wünschen.
Freilich, man muss schon fasziniert sein von der Erscheinung des Königs, um hier auf seine Kosten zu kommen. Dass Friedrichs Geschichte großes Kino sein kann, ist seit je bekannt, und die Hektik der Verlage zum Jubeljahr zeigt es von neuem. Man sollte nur wissen, wofür man sich eigentlich interessiert. Veit Valentin, der liberale Außenseiter unter den Historikern der Weimarer Republik, eröffnete ein brillantes Friedrich-Büchlein 1927 mit dem Satz: „Nur einmal war ein geborener König in der Neuzeit ein genialer Mensch.“ Knapper kann man das Problem nicht zusammenfassen: das Genie (oder die überragende Begabung) in der für Genies nicht gemachten dynastischen Erbfolge. Friedrich war eben kein Napoleon oder Bismarck, die aus eigener Kraft aufstiegen, sondern der reguläre Erbe einer wichtigen Monarchie. Trotzdem sieht man ihn in der Reihe der Genies, weil er durch Verwegenheit und Erfolg, auch durch künstlerische Begabung, die Konstellation seiner Herkunft sprengte.
Außerdem zeigt sein Leben ein persönliches, seelisches Drama – vom Kampf mit dem Vater bis zur mythischen Schreckgestalt des „Alten Fritz“ –, das die Menschen seit jeher beeindruckt hat: Oft waren sie eben nicht preußisch, sondern „fritzisch“ gesinnt, wie Goethe sagte. Zugleich aber hat dieser Freund Voltaires der deutschen Geschichte eine neue Richtung gegeben; mit Luther und Bismarck gehört Friedrich zu den drei großen Deutschen der Neuzeit, die Figuren der Spaltung waren. Sie verkleinerten Schritt für Schritt das für Europa zu große Volk auf sein endgültig erst 1990 erreichtes Maß; Abfall von Rom, Lösung vom Heiligen Römischen Reich, Herausdrängung Österreichs sind die Schritte.
So kann jede Biographie Friedrichs, dem als letztem Herrscher der Neuzeit das Attribut des „Großen“ dauerhaft blieb, die Schwerpunkte anders setzen: Interessiert sie sich mehr für die Figur der deutschen und europäischen Geschichte oder mehr für den Ausnahmemenschen auf dem Thron? Beides geht natürlich nicht ohne sorgsame Schilderung der Zeitumstände, die Friedrich zu einer heute doch sehr fremden Figur machen, politisch, aber auch geistig.
Man hat nicht den Eindruck, dass die Auftragsbiographen sich dieses Problem mit hinreichender Klarheit gestellt hätten. Machen wir es kurz: Gegen die Bücher der Journalisten Tillmann Bendikowski, Tom Goeller und Johannes Unger lohnt es sich kaum etwas zu sagen, denn sie sind überflüssig, aus zweiter Hand, ohne eigene Gesichtspunkte. Am brauchbarsten ist das Paperback des Fernsehmanns Unger (begleitend zu einer ARD-Produktion), weil es einfach und informativ ist; Goeller und Bendikowski verwenden erstaunlich viel Platz fürs Nachleben Friedrichs, aber ohne Standpunkt, außer dem, dass der König nach allerlei Schindluder doch nicht mehr wirklich bedrohlich ist fürs heutige, demokratische Bewusstsein.
Gebraucht werden diese Bücher auch deshalb nicht, weil es für Einsteiger ein blendend geschriebenes, sogar recht kurzes Buch längst gibt, nämlich der „Friedrich“ von Ludwig Reiners aus dem Jahre 1952. Es fußt auf dem bis heute nicht überholten Kenntnisstand der großen Biographie Reinhold Kosers (seit 1901) und den riesigen Editionen des 19. Jahrhunderts; von den Befangenheiten der nationalistischen Historie der Generation Gerhard Ritters ist es bemerkenswert frei. Übrigens notierte Thomas Mann, dessen Essay „Friedrich und die Große Koalition“ von 1915 der faszinierendste Text zu dem Preußenkönig bleibt, im Tagebuch amüsiert für ein anderes Werk von Reiners dessen stilistische Abhängigkeit von eben jenem Friedrich-Essay; es gibt schlechtere Vorbilder.
Eine eigene Nennung verdient unter den durchgeschriebenen neuen Biographien ein sympathisches Büchlein von Wolfgang Burgdorf. Der Verfasser ist kein Journalist, sondern wie Kunisch Fachhistoriker, mit Schwerpunkt auf dem Ende des Alten Reichs in den Jahren um 1806. In der Darstellung der äußeren Abläufe ist auch er eher konventionell, allerdings leichter zu lesen als Kunisch und stärker interessiert an der Kulturgeschichte; gut gewählt sind seine Zitate aus den Quellen. Einen eigenen Akzent setzt Burgdorf, indem er noch einmal das oft diskutierte Problem von Friedrichs „Weibfeindlichkeit“ (Thomas Mann) aufgreift, und dafür plädiert, den König als „Homophilen“ zu verstehen. Die Liste von Friedrichs Männerfreundschaften, die Burgdorf aufblättert, der im Leben des spöttischen Königs sonst ungewohnte Ton der Warmherzigkeit, den er hörbar machen kann, sind beeindruckend.
Ist die Frage wirklich so zweitrangig, wie wir heute mit liberaler Gelassenheit sagen? Auch ein homosexueller König gehört ins Themenfeld des Ausnahmemenschen in der dynastischen Erbfolge; es könnte vergleichend für die höfischen Kulturen der Neuzeit – man denke an die panische Furcht des französischen Hofes vor einer möglichen Homosexualität des halbwüchsigen Ludwig XV. – und die Konfessionen behandelt werden. Oder war Friedrich nur Provokateur, gar „erotisch experimentierfreudig“?, wie ein anderer Autor, Jürgen Overhoff, meint.
Zumindest wer sich des furchtbaren Dramas zwischen Friedrich und seinem Vater, dem prügelnden Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., annimmt, sollte diese Frage nicht völlig ignorieren; schließlich nannte der Vater den Sohn schriftlich „effeminiert“, mündlich gar einen „Sodomiten“. Doch der Geschichtspublizist Uwe A. Oster umschifft diese Frage mit eisernem Schweigen und bleibt auch sonst trotz großen Fleißes und reichen Zitatenmaterials auf dem Stand der Darstellungen zum jungen Friedrich von Arnold Berney (1934) oder Edith Simon (1963). Dass Friedrich Wilhelm I. darauf bestand, Katte, den zum Mitfliehen bereiten Freund seines Sohnes, vor dessen Augen hinrichten zu lassen, lässt sich doch auch aus einem furchtbaren Verdacht erklären, den der fromme Vater gegen den eigenen Sohn hegte. Dass Friedrichs Zwangsehe mit einer Braunschweiger Prinzessin trostlos blieb, ist gut bekannt.
Auch hier könnte übrigens ein Blick in unerschlossene Quellen helfen. Nobert Leithold, der ein verblüffendes, nicht immer professionell belegtes Detailwissen in die gefällige Gestalt eines sehr unterhaltsamen und lesenswerten kulturgeschichtlichen Lexikons gebracht hat, verweist auf die Korrespondenzen von Friedrichs Brüdern Heinrich und August Wilhelm, die der preußische Archivrat Koser nur mit spitzen Fingern anblättern mochte; sie wären aber für die psychologische Geschichte des Königs heranzuziehen, bevor abschließende Hypothesen formuliert werden.
Sonderbar zwischen Geschichte und Psychologie schwankt der bisher gewichtigste Beitrag zum runden Geburtstag, Jürgen Luhs ironisch „Der Große“ titulierte Darstellung, deren zurücknehmender Untertitel: „Friedrich II. von Preußen“ lautet. Luh arbeitet in Potsdam an den Forschungsprojekten zum Jubiläum mit; er kennt die Literatur umfassend, und zwar auch die ältere, seine Quellenkenntnis ist imposant. Doch er erzählt nicht das Leben des Herrschers und Menschen, sondern entwirft ein Porträt, das dessen Eigenschaften „Ruhmsucht“, „Hartnäckigkeit“, „Eigensinn“ und – ganz kurz – auch „Einsicht“ beispiel- und zitatenreich vorführt. Dabei kommt an irgendeiner Stelle fast jedes wichtige Ereignis in Friedrichs Laufbahn zur Sprache, nur eben nicht in zeitlicher oder ursächlicher Abfolge.
Luhs Kernthese läuft darauf hinaus, Friedrich das Staatsethos abzusprechen, das die ältere Preußentradition ihm zusprach; Friedrich erscheint nicht als „erster Diener“ seines Staates, sondern als Figur einer monumentalen, nach Ruhm und Nachruhm jagenden Egozentrik, dessen „Größe“ inszenierter Propaganda-Effekt war. Nun hat schon Burckhardt als wichtigste Voraussetzung historischer Größe nicht allein Begabung, sondern „abnorme Willenskraft“ genannt – nicht umsonst zitiert von Theodor Schieder (1983). Luh zeigt genau das: abnorme, ja monströse Willenskraft, oft genug ohne Rücksicht auf Verluste. Doch den zentralen Antrieb (oder die vielen Faktoren) dieser Kraft, des Strebens nach „Gloire“, wird kaum erklärt: War sie psychologisch begründet, etwa im Verhältnis zum Vater? War sie Effekt des politischen Systems im absolutistischen Staat, gar des von Voltaire errichteten Vorbilds Louis XIV.? Welches Programm lief ab beim Umsturz Mitteleuropas seit 1740 – ein fortwährender Vaterkonflikt oder ein spätbarockes Staatstheater?
Friedrichs Größe bestand vielleicht nicht so sehr in seinem Genie, wie schon Sebastian Haffner 1979 zu bedenken gab, der auf seine vielen strategischen Fehler und das Konventionelle seines Komponierens und Schreibens hinwies, sondern in seiner gelegentlich übermenschlich wirkenden seelischen Reißfestigkeit, die es ihm erlaubte, den Siebenjährigen Krieg zu überstehen.
Ebenso groß war seine Fähigkeit zum Innehalten im rechten Moment, im Unterschied zu Napoleon, der aber eben kein dynastischer Erbe, sondern ein Usurpator war. Friedrich konnte seine Eroberungen auf Dauer sichern, Napoleon nicht, und sich darüber zu wundern, wäre genuine Historikerarbeit. Denn nur so konnte Friedrich zu der Figur werden, die den Grundriss Deutschlands bis heute mitbestimmt.
Zu dem von Luh neu aufgeworfenen Thema von Friedrichs Staatsethos gibt es nun einen hübschen kleinen Band, der auf einer Hallenser Dissertation beruht, und endlich einmal Neues vorlegt, wenn auch nur eine Episode aus Friedrichs Bildungsgang. Johannes Bronisch kann zeigen, dass der Kronprinz eine Zeitlang unter dem Einfluss eines Reichsgrafen von Manteuffel stand, der glühender Anhänger der aufklärerischen Philosophie des Leibniz-Schülers Christian Wolff war.
Mit Wolff’schem Gedankengut sollte der Erbe der bedrohlichen preußischen Militärmacht nach Vorstellung einer von Manteuffel instruierten habsburgisch-sächsischen Hofpartei zum moralischen Herrscher domestiziert werden, wenn wir Bronisch glauben dürfen. Doch Friedrich wandte sich von dem mühseligen Schwartenschreiber Wolff bald ab und dem brillanten Skeptiker Voltaire zu. So wurde es wieder einmal nichts mit dem Versuch philosophischer Politikberatung. Was hätte erst Thomas Carlyle in seiner Friedrich-Biographie (6 Bände, 1858-1865) daraus für eine lustige Episode gemacht, denkt man sich bei der Lektüre von Bronischs auch nicht schlecht geschriebenem Büchlein.
Ratlos lässt den Leser schließlich die Doppelbiographie zurück, die Jürgen Overhoff Friedrich dem Großen und George Washington gewidmet hat; er will darin „zwei Wege der Aufklärung“ kontrastieren. Je nun, Washington vertrat die republikanische Linie, Friedrich die autoritäre. Beides war vorgedacht bei Denkern wie Hobbes und Locke. Aber hätte Friedrich, der Erbe eines mühsam stabilisierten Fürstenstaats, im Ernst die Wahl gehabt, den Weg Washingtons zu beschreiten? Das wird wohl auch Overhoff nicht behaupten wollen.
Sein Buch ist ausgezeichnet geschrieben, ein wirklicher Lesegenuss, aber fast klinisch frei von Sozialgeschichte. Vom Aufbau des preußischen Staates etwa erfährt man nichts. Dass sich die beiden Geschichten gelegentlich berühren – am direktesten im Siebenjährigen Krieg mit seinen beiden Schauplätzen Europa und Nordamerika – versöhnt ein wenig mit der unzeitgemäß plutarchischen Form. Overhoff gibt unfreiwillig ein Exempel zum Problem historischer Vergleiche. Denn, ja: Man darf natürlich auch Äpfel und Birnen vergleichen, wenn man unterschiedliche Obstsorten konturieren will. Aber im Fall Friedrichs wäre es sinnvoller gewesen, Äpfel mit Äpfeln zu vergleichen, also Friedrich mit anderen europäischen Monarchen unter den Bedingungen der europäischen Aufklärung, nicht zuletzt in Deutschland; also Friedrich mit Joseph II. oder sogar mit Karl Friedrich von Baden und Carl August von Weimar.
Fehlende Systematik ist übrigens auch der zentrale Einwand gegen das von Jürgen Luh entworfene Autokratie-Gespenst: Daraus könnte man ja auch eine historische Fragestellung machen, die Frage nach dem aufgeklärten Absolutismus, mit seinen beiden in gegenseitiger Spannung stehenden Nomina, Aufklärung und Absolutismus.
GUSTAV SEIBT
TILLMANN BENDIKOWSKI: Friedrich der Große. C. Bertelsmann Verlag, München 2011. 332 Seiten, 20 Euro.
JOHANNES BRONISCH: Der Kampf um Kronprinz Friedrich. Wolff gegen Voltaire. Landt Verlag, Berlin 2011. 126 Seiten, 19,90 Euro.
WOLFGANG BURGDORF: Friedrich der Große. Ein biographisches Porträt. Herder Verlag, Freiburg 2011. 224 Seiten, 12,95 Euro.
TOM GOELLER: Der Alte Fritz. Mensch, Monarch, Mythos. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2011. 352 Seiten, 20 Euro.
JOHANNES KUNISCH: Friedrich der Große. C.H. Beck Verlag (Reihe Wissen), München 2011. 126 Seiten, 8,95 Euro.
NORBERT LEITHOLD: Friedrich II. von Preußen. Ein kulturgeschichtliches Panorama von A bis Z. Die Andere Bibliothek, Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2011. 428 Seiten, 32 Euro.
JÜRGEN LUH: Der Große. Friedrich II. von Preußen. Siedler Verlag, München 2011. 288 Seiten, 20 Euro.
UWE A. OSTER: Sein Leben war das traurigste der Welt. Friedrich II. und der Kampf mit seinem Vater. Piper Verlag, München 2011. 283 Seiten, 20 Euro.
JÜRGEN OVERHOFF: Friedrich der Große und George Washington. Zwei Wege der Aufklärung. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2011. 365 Seiten, 22,95 Euro.
JOHANNES UNGER: Friedrich. Ein deutscher König. Propyläen Verlag, Berlin 2011. 315 Seiten, 16,90 Euro.
Dass Friedrichs Geschichte
großes Kino sein kann,
ist seit je bekannt
Ein homosexueller König
gehört zu den Ausnahmemenschen
in der dynastischen Erbfolge
Welches Programm lief hier ab
– fortwährender Vaterkonflikt
oder spätbarockes Staatstheater?
„Bist endlich da! Gott sei’s geklagt, / Hast lange warten lassen“, dichtete Theodor Fontane 1851 zur Einweihung des Berliner Friedrich-Denkmals von Christian Daniel Rauch. Am 24. Januar 2012 jährt sich zum 300. Mal der Geburtstag Friedrichs des Großen. Foto: Sebastian Kahnert/dpa
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.01.2012Er wusste seine Rollen wunderbar zu spielen
Ein Feldherr, ein Dichter und ein Landesvater auch: Aus Anlass des dreihundertsten Geburtstags von Friedrich dem Großen widmen sich neue Bücher allen Facetten des Preußenkönigs.
Was hat er nun wirklich gesagt, als seine Soldaten in der Schlacht von Kolin davonliefen - "Hunde, wollt ihr ewig leben?" Oder "Racker"? Oder gar "Kerls"? Johannes Unger und Jan Martin Ogiermann entscheiden sich in ihrem Buch über Friedrich den Großen für "ihr Racker", aber eine Klärung der Zitatfrage bedeutet das natürlich nicht. Sicher ist, dass Friedrich seine Soldaten einerseits verachtete - auf Französisch nannte er sie "bougres", also "Pack", "Gelump" -, andererseits leutselig mit ihnen am Lagerfeuer saß und plauderte. Ein "Königtum der Widersprüche", wie Theodor Schieder es nannte, zeigte sich darin vielleicht noch nicht (schließlich gaben sich auch andere hochgeborene Feldherren volksnah), aber doch eine Herrschaft mit vielen Gesichtern.
Jede Beschäftigung mit Friedrich dem Großen verläuft sich irgendwann im Pulverdampf der Legende. Unger und Ogiermann suchen dieser Gefahr zu entgehen, indem sie sich ganz ans Faktische und Erwiesene halten und ihren Text durch eingeblendete Informationsblöcke - "Exkurse" und "Länderskizzen" - zusätzlich strukturieren. Außerdem erzählen sie fast durchweg im Präsens: "Friedrich will weg." - "Friedrich Wilhelm hasst die Prädestination." - "Der Missetäter versucht zu beschwichtigen." - "Zu Beginn des siebten Kriegsjahres stehen die preußischen Aktien schlecht." Der lagerfeuergemäße Reportageton, bei dem man die Taten und Leiden Preußens gleichsam live serviert bekommt, geht freilich auf Kosten des Charakterbilds. "Friedrich - Ein deutscher König" ist keine Biographie, sondern ein Dossier. Der Lebensweg des Monarchen, vom Kampf mit dem Vater über Reformen und Kriege bis zur mythischen Erstarrung im Alter, wird säuberlich abgearbeitet, aber sein Porträt bleibt verschwommen.
Dass der König seine jüdischen Untertanen nach Strich und Faden ausnahm und ihnen wie ein Mafia-Patron Schutzgelder abpresste, führen die beiden Autoren - von denen Ogiermann, der die Texte für Unger "recherchiert und vorbereitet" hat, nur als Mitarbeiter firmiert - so meinungsstark wie unhistorisch auf Friedrichs "antisemitische Haltung" zurück. Zu seinem Regierungsstil, seiner Weltwahrnehmung, seiner Politik und Schriftstellerei geben sie dagegen nur wieder, was frühere Historikergenerationen bereits an Erkenntnissen zusammengetragen haben. Dafür aber ist ihre Behandlung des Materials, von Einschüben unverdauter älterer Pathos-Prosa abgesehen - "Friedrichs Angriffe scheitern blutig, aber der Reitergeneral Ziethen (sic!), der den rechten Flügel kommandiert, rettet mit einem letzten Angriff den Tag" - angenehm sachlich in Gliederung und Stil. Oberstufenklassen, die von der gleichnamigen RBB-Dokumentation (F.A.Z. vom 7. Januar) enttäuscht waren, werden bei Unger und Ogiermann die dort vermisste Klarheit finden. Eine souveräne, Wissenschaft und Erzählkunst verbindende Neubewertung Friedrichs des Großen sähe allerdings anders aus.
Wie man es viel schlechter machen kann, zeigt Tom Goellers Buch über den "Alten Fritz". Hier sind die Exkurse in den Text geklöppelt, der so zu einer Art Flickenbild der Goellerschen Recherche wird, an Unübersichtlichkeit mindestens der damaligen Landkarte des Heiligen Römischen Reichs vergleichbar. Alle Nase lang fällt dem Autor zu seinem Thema irgendein Schmankerl ein. Bei Friedrichs Freigeisterei denkt er an die Freimaurer Carlo Schmid und Holger Börner, bei den "preußischen Tugenden" an Statements von Helmut Schmidt und Angela Merkel, und auch die Skandalgeschichte um den Freiherrn von der Trenck wird in aller Breite ausgewalzt - wobei Goeller "aus meiner Erfahrung als langjähriger Politik-Journalist" immer denjenigen Versionen des Geschehens den Vorzug gibt, an denen die Berufshistoriker Zweifel haben. Dieses Herumfuhrwerken an einem "wildfremden, längst vermoderten Menschen" (Goeller), bei dem nebenbei eine Menge sachlicher Schnitzer anfallen - eine "Schlacht bei Schweidnitz" hat es nicht gegeben, und "Prinz Wilhelm" hieß in Wahrheit Heinrich -, könnte man als Hobby-Arbeit abtun, wäre der Band nicht im einst ehrenwerten Verlag Hoffmann und Campe erschienen. So zeugt er vor allem vom Verfall eines Lektorats, das offenbar zur Bedienungsinstanz für Rechtschreibprogramme geschrumpft ist.
Norbert Leithold konnte für seine Stichwortsammlung zu "Friedrich II.", wie er den Helden schmallippig nennt, eine vor kurzem entdeckte diplomatische Geheimkorrespondenz und die neu im Internet publizierten Schatullrechnungen des Königs auswerten. Entsprechend ist Leitholds "kulturgeschichtliches Panorama" immer dort am stärksten, wo es von der Außenpolitik und den Privatangelegenheiten des Monarchen handelt. Unter Begriffen wie "Justiz", "Frauen" oder "Pagen" erfährt man dagegen wenig Neues. Dafür kann man sich an den schön gesetzten Spalten und geschmackvollen Illustrationen erfreuen, die in der "Anderen Bibliothek" zum bon ton gehören.
Vieldeutiger, aber auch unmittelbar berührender als alle späteren Lesarten sind die Originalquellen. In den Briefen und Dokumenten aus Friedrichs Jugend, die Frank Schumann zusammengestellt hat, kann man sich auf den Ton dieses Monarchenlebens einstellen. Hier findet sich auch jene ebenso kluge wie kaltblütige Antwort, die der wegen Hochverrats angeklagte Kronprinz nach seinem gescheiterten Fluchtversuch von 1730 beim Verhör im Gefängnis von Küstrin auf die Frage gegeben hat, ob er bereit sei, auf seinen Anspruch auf den Königsthron zu verzichten, um seinen Kopf zu retten: "Sein Leben wäre ihm so lieb nicht, aber Se(ine) Königl(iche) Maj(estät) würden so sehr ungnädig nicht auf ihn werden."
Er behielt seinen Kopf und erbte den Thron, aber die Unbeschwertheit, mit der er seine musischen und geselligen Neigungen ausgelebt und sich dafür immer wieder bei seinem "lieben Papa" entschuldigt hatte, war dahin. In der Küstriner Kerkerhaft begann Friedrich, regelmäßig Verse zu schreiben. Der Poet wurde, neben dem Philosophen, dem Historiker, Feldherrn und Landesvater, eine der vielen Masken seines Lebens. Dass er in dieser Verkleidung vieles klarer sah als seine Umgebung, zeigen die Gedichte, die Jürgen Overhoff und Vanessa de Senarclens in einer Anthologie versammelt und teilweise neu übersetzt haben. Ein Kriegsherr, dichtet Friedrich 1734 während seines Aufenthalts im Feldlager des Prinzen Eugen am Rhein, der sein Handwerk "sans être farouche et cruel", ohne Feigheit und Grausamkeit betreibe, sei so selten wie ein Bordellkunde, der sich nicht die "chaude-pisse", die Syphilis, zuziehe. Oder, fünfzig Jahre später, über den Tod und den Sinn des Lebens: "Ici l'absurde, et là l'inexplicable." Hier das Absurde, dort das Unerklärliche des Seins. Der Mensch aber muss sich zwischen beiden entscheiden, und Friedrich, obwohl Atheist, wählt das Numinose - "Und überlasse euch den Widersinn."
Dass dieser König ein "Herr über die Herzen" sein wollte, wie Ute Frevert in ihrer anregenden Studie behauptet, mag man zunächst nicht glauben. Aber Frevert zeigt auf anschauliche Weise, wie Friedrich seinen zum Regierungsantritt gefassten Vorsatz der Volkstümlichkeit ("règner les coeurs") trotz seiner tiefen Misanthropie konsequent vorantrieb. Der vom neunzehnten Jahrhundert vergötterte und bis heute unvergessene Alte Fritz, der für jedes Mütterchen ein offenes Ohr hat und vor jedermann seinen staubbedeckten Hut zieht, war insofern eine erfundene Figur; aber Friedrich spielte sie, als wäre sie er selbst. Der englische Gesandte, der ihn als Mann ohne "compassion and remorse", Mitleid und Gewissen, beschrieb, hatte deshalb genauso recht wie die Königsberger Bürger, die über seinen Tod heiße Tränen vergossen. Und auch die Grenadiere von Kolin wussten, wie sie ihren König zu nehmen hatten. Nach der Schlacht, am Lagerfeuer, sah ohnehin alles wieder ganz anders aus.
ANDREAS KILB
Johannes Unger: "Friedrich". Ein deutscher König.
Unter Mitarbeit von Jan Martin Ogiermann. Propyläen Verlag, Berlin 2011. 320 S., Abb., br., 16,99 [Euro].
Ute Frevert: "Gefühlspolitik". Friedrich II. als Herr über die Herzen?
Wallstein Verlag, Göttingen 2012. 152 S., Abb., geb., 16,90 [Euro].
"An meinen Geist: Friedrich der Große in seiner Dichtung". Eine Anthologie.
Herausgegeben von Jürgen Overhoff und Vanessa de Senarclens. Ferdinand Schöningh Verlag, München 2011. 336 S., Abb., geb., 24,90 [Euro].
Tom Goeller: "Der Alte Fritz". Mensch, Monarch, Mythos.
Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2011. 351 S., Abb., geb., 21,99 [Euro].
Norbert Leithold: "Friedrich II. von Preußen". Ein kulturgeschichtliches Panorama von A bis Z.
Eichborn Verlag, Die Andere Bibliothek, Frankfurt am Main 2011. 428 S., geb., 32,- [Euro].
"Allergnädigster Vater". Dokumente aus der Jugendzeit Friedrichs II.
Herausgegeben von Frank Schumann. Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2011. 208 S., geb., 14,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Feldherr, ein Dichter und ein Landesvater auch: Aus Anlass des dreihundertsten Geburtstags von Friedrich dem Großen widmen sich neue Bücher allen Facetten des Preußenkönigs.
Was hat er nun wirklich gesagt, als seine Soldaten in der Schlacht von Kolin davonliefen - "Hunde, wollt ihr ewig leben?" Oder "Racker"? Oder gar "Kerls"? Johannes Unger und Jan Martin Ogiermann entscheiden sich in ihrem Buch über Friedrich den Großen für "ihr Racker", aber eine Klärung der Zitatfrage bedeutet das natürlich nicht. Sicher ist, dass Friedrich seine Soldaten einerseits verachtete - auf Französisch nannte er sie "bougres", also "Pack", "Gelump" -, andererseits leutselig mit ihnen am Lagerfeuer saß und plauderte. Ein "Königtum der Widersprüche", wie Theodor Schieder es nannte, zeigte sich darin vielleicht noch nicht (schließlich gaben sich auch andere hochgeborene Feldherren volksnah), aber doch eine Herrschaft mit vielen Gesichtern.
Jede Beschäftigung mit Friedrich dem Großen verläuft sich irgendwann im Pulverdampf der Legende. Unger und Ogiermann suchen dieser Gefahr zu entgehen, indem sie sich ganz ans Faktische und Erwiesene halten und ihren Text durch eingeblendete Informationsblöcke - "Exkurse" und "Länderskizzen" - zusätzlich strukturieren. Außerdem erzählen sie fast durchweg im Präsens: "Friedrich will weg." - "Friedrich Wilhelm hasst die Prädestination." - "Der Missetäter versucht zu beschwichtigen." - "Zu Beginn des siebten Kriegsjahres stehen die preußischen Aktien schlecht." Der lagerfeuergemäße Reportageton, bei dem man die Taten und Leiden Preußens gleichsam live serviert bekommt, geht freilich auf Kosten des Charakterbilds. "Friedrich - Ein deutscher König" ist keine Biographie, sondern ein Dossier. Der Lebensweg des Monarchen, vom Kampf mit dem Vater über Reformen und Kriege bis zur mythischen Erstarrung im Alter, wird säuberlich abgearbeitet, aber sein Porträt bleibt verschwommen.
Dass der König seine jüdischen Untertanen nach Strich und Faden ausnahm und ihnen wie ein Mafia-Patron Schutzgelder abpresste, führen die beiden Autoren - von denen Ogiermann, der die Texte für Unger "recherchiert und vorbereitet" hat, nur als Mitarbeiter firmiert - so meinungsstark wie unhistorisch auf Friedrichs "antisemitische Haltung" zurück. Zu seinem Regierungsstil, seiner Weltwahrnehmung, seiner Politik und Schriftstellerei geben sie dagegen nur wieder, was frühere Historikergenerationen bereits an Erkenntnissen zusammengetragen haben. Dafür aber ist ihre Behandlung des Materials, von Einschüben unverdauter älterer Pathos-Prosa abgesehen - "Friedrichs Angriffe scheitern blutig, aber der Reitergeneral Ziethen (sic!), der den rechten Flügel kommandiert, rettet mit einem letzten Angriff den Tag" - angenehm sachlich in Gliederung und Stil. Oberstufenklassen, die von der gleichnamigen RBB-Dokumentation (F.A.Z. vom 7. Januar) enttäuscht waren, werden bei Unger und Ogiermann die dort vermisste Klarheit finden. Eine souveräne, Wissenschaft und Erzählkunst verbindende Neubewertung Friedrichs des Großen sähe allerdings anders aus.
Wie man es viel schlechter machen kann, zeigt Tom Goellers Buch über den "Alten Fritz". Hier sind die Exkurse in den Text geklöppelt, der so zu einer Art Flickenbild der Goellerschen Recherche wird, an Unübersichtlichkeit mindestens der damaligen Landkarte des Heiligen Römischen Reichs vergleichbar. Alle Nase lang fällt dem Autor zu seinem Thema irgendein Schmankerl ein. Bei Friedrichs Freigeisterei denkt er an die Freimaurer Carlo Schmid und Holger Börner, bei den "preußischen Tugenden" an Statements von Helmut Schmidt und Angela Merkel, und auch die Skandalgeschichte um den Freiherrn von der Trenck wird in aller Breite ausgewalzt - wobei Goeller "aus meiner Erfahrung als langjähriger Politik-Journalist" immer denjenigen Versionen des Geschehens den Vorzug gibt, an denen die Berufshistoriker Zweifel haben. Dieses Herumfuhrwerken an einem "wildfremden, längst vermoderten Menschen" (Goeller), bei dem nebenbei eine Menge sachlicher Schnitzer anfallen - eine "Schlacht bei Schweidnitz" hat es nicht gegeben, und "Prinz Wilhelm" hieß in Wahrheit Heinrich -, könnte man als Hobby-Arbeit abtun, wäre der Band nicht im einst ehrenwerten Verlag Hoffmann und Campe erschienen. So zeugt er vor allem vom Verfall eines Lektorats, das offenbar zur Bedienungsinstanz für Rechtschreibprogramme geschrumpft ist.
Norbert Leithold konnte für seine Stichwortsammlung zu "Friedrich II.", wie er den Helden schmallippig nennt, eine vor kurzem entdeckte diplomatische Geheimkorrespondenz und die neu im Internet publizierten Schatullrechnungen des Königs auswerten. Entsprechend ist Leitholds "kulturgeschichtliches Panorama" immer dort am stärksten, wo es von der Außenpolitik und den Privatangelegenheiten des Monarchen handelt. Unter Begriffen wie "Justiz", "Frauen" oder "Pagen" erfährt man dagegen wenig Neues. Dafür kann man sich an den schön gesetzten Spalten und geschmackvollen Illustrationen erfreuen, die in der "Anderen Bibliothek" zum bon ton gehören.
Vieldeutiger, aber auch unmittelbar berührender als alle späteren Lesarten sind die Originalquellen. In den Briefen und Dokumenten aus Friedrichs Jugend, die Frank Schumann zusammengestellt hat, kann man sich auf den Ton dieses Monarchenlebens einstellen. Hier findet sich auch jene ebenso kluge wie kaltblütige Antwort, die der wegen Hochverrats angeklagte Kronprinz nach seinem gescheiterten Fluchtversuch von 1730 beim Verhör im Gefängnis von Küstrin auf die Frage gegeben hat, ob er bereit sei, auf seinen Anspruch auf den Königsthron zu verzichten, um seinen Kopf zu retten: "Sein Leben wäre ihm so lieb nicht, aber Se(ine) Königl(iche) Maj(estät) würden so sehr ungnädig nicht auf ihn werden."
Er behielt seinen Kopf und erbte den Thron, aber die Unbeschwertheit, mit der er seine musischen und geselligen Neigungen ausgelebt und sich dafür immer wieder bei seinem "lieben Papa" entschuldigt hatte, war dahin. In der Küstriner Kerkerhaft begann Friedrich, regelmäßig Verse zu schreiben. Der Poet wurde, neben dem Philosophen, dem Historiker, Feldherrn und Landesvater, eine der vielen Masken seines Lebens. Dass er in dieser Verkleidung vieles klarer sah als seine Umgebung, zeigen die Gedichte, die Jürgen Overhoff und Vanessa de Senarclens in einer Anthologie versammelt und teilweise neu übersetzt haben. Ein Kriegsherr, dichtet Friedrich 1734 während seines Aufenthalts im Feldlager des Prinzen Eugen am Rhein, der sein Handwerk "sans être farouche et cruel", ohne Feigheit und Grausamkeit betreibe, sei so selten wie ein Bordellkunde, der sich nicht die "chaude-pisse", die Syphilis, zuziehe. Oder, fünfzig Jahre später, über den Tod und den Sinn des Lebens: "Ici l'absurde, et là l'inexplicable." Hier das Absurde, dort das Unerklärliche des Seins. Der Mensch aber muss sich zwischen beiden entscheiden, und Friedrich, obwohl Atheist, wählt das Numinose - "Und überlasse euch den Widersinn."
Dass dieser König ein "Herr über die Herzen" sein wollte, wie Ute Frevert in ihrer anregenden Studie behauptet, mag man zunächst nicht glauben. Aber Frevert zeigt auf anschauliche Weise, wie Friedrich seinen zum Regierungsantritt gefassten Vorsatz der Volkstümlichkeit ("règner les coeurs") trotz seiner tiefen Misanthropie konsequent vorantrieb. Der vom neunzehnten Jahrhundert vergötterte und bis heute unvergessene Alte Fritz, der für jedes Mütterchen ein offenes Ohr hat und vor jedermann seinen staubbedeckten Hut zieht, war insofern eine erfundene Figur; aber Friedrich spielte sie, als wäre sie er selbst. Der englische Gesandte, der ihn als Mann ohne "compassion and remorse", Mitleid und Gewissen, beschrieb, hatte deshalb genauso recht wie die Königsberger Bürger, die über seinen Tod heiße Tränen vergossen. Und auch die Grenadiere von Kolin wussten, wie sie ihren König zu nehmen hatten. Nach der Schlacht, am Lagerfeuer, sah ohnehin alles wieder ganz anders aus.
ANDREAS KILB
Johannes Unger: "Friedrich". Ein deutscher König.
Unter Mitarbeit von Jan Martin Ogiermann. Propyläen Verlag, Berlin 2011. 320 S., Abb., br., 16,99 [Euro].
Ute Frevert: "Gefühlspolitik". Friedrich II. als Herr über die Herzen?
Wallstein Verlag, Göttingen 2012. 152 S., Abb., geb., 16,90 [Euro].
"An meinen Geist: Friedrich der Große in seiner Dichtung". Eine Anthologie.
Herausgegeben von Jürgen Overhoff und Vanessa de Senarclens. Ferdinand Schöningh Verlag, München 2011. 336 S., Abb., geb., 24,90 [Euro].
Tom Goeller: "Der Alte Fritz". Mensch, Monarch, Mythos.
Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2011. 351 S., Abb., geb., 21,99 [Euro].
Norbert Leithold: "Friedrich II. von Preußen". Ein kulturgeschichtliches Panorama von A bis Z.
Eichborn Verlag, Die Andere Bibliothek, Frankfurt am Main 2011. 428 S., geb., 32,- [Euro].
"Allergnädigster Vater". Dokumente aus der Jugendzeit Friedrichs II.
Herausgegeben von Frank Schumann. Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2011. 208 S., geb., 14,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main