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Als der Architekt, Bühnenbildner und Künstler Friedrich Kiesler (1890-1965) im Jahr 1925 von Wien nach New York übersiedelt, nimmt er schnell die Rolle des Vermittlers zwischen den verschiedenen europäischen und amerikanischen Positionen in Design und Architektur ein: Er entwirft Möbeleinrichtungen, gestaltet Ausstellungen und formuliert Thesen zu einer ganzheitlichen, kritisch-funktionalen Design- und Architekturtheorie. Dieses Buch widmet sich ganz dem Design des Multitalents und zeigt erstmals bisher unbekanntes Material zu seinen innovativen Entwürfen und Prototypen von Sitzmöbeln der…mehr

Produktbeschreibung
Als der Architekt, Bühnenbildner und Künstler Friedrich Kiesler (1890-1965) im Jahr 1925 von Wien nach New York übersiedelt, nimmt er schnell die Rolle des Vermittlers zwischen den verschiedenen europäischen und amerikanischen Positionen in Design und Architektur ein: Er entwirft Möbeleinrichtungen, gestaltet Ausstellungen und formuliert Thesen zu einer ganzheitlichen, kritisch-funktionalen Design- und Architekturtheorie.
Dieses Buch widmet sich ganz dem Design des Multitalents und zeigt erstmals bisher unbekanntes Material zu seinen innovativen Entwürfen und Prototypen von Sitzmöbeln der 1930er und 1940er Jahre. Briefe, private Tagebuchaufzeichnungen und Fotos dokumentieren seine Arbeit als Designer und geben einen Eindruck vom kulturellen New Yorker Umfeld, in dem Kiesler tätig war. Die Neuauflage einiger seiner Entwürfe durch die Firma Wittmann Möbelwerkstätten zeigt die Aktualität seines zukunftsweisenden Designs.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.07.2005

Amöben-Möbel eines Außenseiters: Friedrich Kieslers Raumgestaltung
Der Mann, der sich hier entspannt auf einem Objekt zurücklehnt, von dem man nicht weiß, ob es sich um einen Sessel oder eine Skulptur handelt, heißt Friedrich Kiesler. Er sitzt auf einem von ihm entwickelten so genannten „Correalistischen Möbel”.
Schauplatz ist Peggy Guggenheims Galerie „Art of this Century” im Jahr 1942. Kiesler ist Mittler zwischen den Welten, zwischen Europa und Amerika. 1890 in Czernowitz in Rumänien geboren, feiert er erste Erfolge als Theater- und Ausstellungsdekorateur in Wien und Berlin. 1925 gestaltet er auf Einladung von Josef Hoffmann die Theatersektion des österreichischen Pavillons bei der „Exposition International des Arts Décoratifs et Industriels modernes” in Paris. Im folgenden Jahr übersiedelt er nach New York und entwickelt sich dort vom Bühnenbildner zum Möbeldesigner. Allerdings bleibt er mit seiner dynamischen Raumauffassung dem Bühnenbildner treu.
Kiesler geht es nicht um das Einzelobjekt, sondern um das Ineinandergreifen von Architektur, Skulptur und Malerei. Louis Sullivans Leitspruch „Design follows function” setzt er „Design follows vision” entgegen. Er plädiert für eine ganzheitliche Raumgestaltung - der Schreibtisch kann hier auch schon einmal von der Decke herabhängen. Kantige, geometrische Formen lehnt er ab, er orientiert er sich an den organischen Formen der Natur. Kiesler ist Vorläufer des „biomorphen Designs”. Möbel, die wie Amöben aussehen, so als wären sie aus Knetmasse geformt. Sie haben keinen Anfang und kein Ende, sind integrierter Teil von Wand und Decke. Eine ideale Ergänzung zu den surrealistischen Bildern in der Galerie von Peggy Guggenheim. Allerdings zählte die kurzzeitige Ehefrau von Max Ernst zu den Wenigen, die Kieslers Bedeutung erkannt hatten. Insgesamt blieb er ein Außenseiter, sein ganzheitlicher Designanspruch, die „Beobachtung von Lebensräumen”, stieß auf wenig Resonanz. Er war ein Rufer in der Wüste, dass unser „ganzes Sein ist durch das Bewusstsein des Correalismus bestimmt ist” - dieser Überzeugung wollten sich damals nur wenige anschließen. Doch auch wenn er zu Lebzeiten - Kiesler starb 1965 - nur wenige Ideen durchsetzen konnte, so hat Friedrich Kiesler doch spätere Designer beeinflusst. Allen voran Ron Arad.
DOROTHEE MÜLLER
Friedrich Kiesler, Designer. Sitzmöbel der 30er und 40er Jahre. Hrsg. Österreichische Friedrich und Lillian Kiesler-Privatstiftung. Einleitung von Monika Pessler, Texte von Tulga Beyerle, Harald Krejci. Deutsch und Englisch, HatjeCantz Verlag, 29,80 Euro.
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