In Nietzsches "fröhlicher Wissenschaft" findet sich erstmals sein Gedanke vom "Tod Gottes", welchen er im berühmten Aphorismus 125 mit dem Titel "Der tolle Mensch" darlegt:"Wohin ist Gott? rief er, ich will es euch sagen! Wir haben ihn getödtet, - ihr und ich! Wir Alle sind seine Mörder! Aber wie haben wir diess gemacht? Wie vermochten wir das Meer auszutrinken? Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen? Was thaten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie sich nun? Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend? Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Giebt es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir nicht wie durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden? Kommt nicht immerfort die Nacht und mehr Nacht? Müssen nicht Laternen am Vormittage angezündet werden? Hören wir noch Nichts von dem Lärm der Todtengräber, welche Gott begraben? Riechen wir noch Nichts von der göttlichen Verwesung? - auch Götter verwesen! Gott ist todt! Gott bleibt todt! Und wir haben ihn getödtet! Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder? (Zitat auf S. 119 in diesem Buch)Im weiteren Verlauf wird gefragt, ob nun der Mensch selbst zu einem Gott werden müsse:"Ist nicht die Grösse dieser That zu gross für uns? Müssen wir nicht selber zu Göttern werden, um nur ihrer würdig zu erscheinen?" (Zitat auf S. 119 in diesem Buch)Den Gedanken der Gottwerdung des Menschen greift er später mit der Idee des "Übermenschen" im Zarathustra wieder auf.Zugleich formuliert Nietzsche in der fröhlichen Wissenschaft aber auch seine Gedanken zur Überwindung des Nihilismus, die Idee des "amor fati", der "Liebe zum Schicksal":"Ich will immer mehr lernen, das Nothwendige an den Dingen als das Schöne sehen: - so werde ich Einer von Denen sein, welche die Dinge schön machen. Amor fati: das sei von nun an meine Liebe! Ich will keinen Krieg gegen das Hässliche führen. Ich will nicht anklagen, ich will nicht einmal die Ankläger anklagen. Wegsehen sei meine einzige Verneinung! Und, Alles in Allem und Grossen: ich will irgendwann einmal nur noch ein Ja-sagender sein!" (Zitat auf S. 158 in diesem Buch)Der zuvor negativ oder pessimistisch aufgefasste Fatalismus, etwa bei Arthur Schopenhauer, wird bei Nietzsche zu einer positiven Schicksalbejahung. Die "fröhliche Wissenschaft" zählt zu den einflussreichsten und meistgelesenen Werken Friedrich Nietzsches und liegt hier als Taschenbuch-Neuausgabe vor.Erstdruck: Ernst Schmeitzner Verlag, Chemnitz 1882.Durchgesehener Neusatz, der Text dieser Ausgabe folgt der zweiten Ausgabe 1887, enthält die "Vorrede zur zweiten Ausgabe", das neu aufgenommene "Fünfte Buch" sowie den Anhang "Lieder des Prinzen Vogelfrei".Taschenbuch-Format.Vollständige Neuausgabe, LIWI Verlag, Göttingen 2023.LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag.
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