Friedrich Perzynskis Schriftenverzeichnis umfasst mehrere Bücher über chinesische und japanische Kunst, er stand im Briefwechsel mit Kollegen und Verlegern, er reiste und sammelte in Ostasien für Museen und auch für sich selbst. Trotzdem ist es bislang nicht gelungen, Näheres über seine Person zu ermitteln. Die biografischen Nachschlagewerke schweigen über ihn, die Klappentexte seiner Bücher sagen nichts über den Autor. Zwei Bücher sind es, die Perzynskis Namen immer wieder ins Gedächtnis rufen: Von Chinas Göttern (München 1920), in dem er seine Reisen in China (1912) beschreibt, und Japanische Masken Nô und Kyôgen (Berlin 1925), mit dem er Neuland betrat. Dieses Buch wurde in den letzten Jahren von der japanischen Nôforschung entdeckt und inzwischen teils ins Japanische übersetzt. Der Lebenslauf Perzynskis ist durch die Ermittlung umfangreicher Briefwechsel in großen Zügen nachzuzeichnen und zeigt einen beharrlichen Forscher und rastlosen Reisenden: 1877 in Berlin geboren, verließ er das Gymnasium mit der mittleren Reife. Das väterliche Geschäft wurde durch eine Krankheit des Vaters ruiniert, die Familie prozessierte jahrelang, Perzynski arbeitete mehrere Jahre lang als Buchhändler, um sich durchzuschlagen, studierte in Berlin Kunstgeschichte und schrieb Bücher und Artikel über die ihn faszinierende japanische Kunst. So brachte er dem deutschen Publikum durch sein Buch Hokusai (1904) diesen bedeutenden Künstler erstmals näher. 1905 ergab sich für ihn die Reisemöglichkeit nach Japan, wo er über ein Jahr sammelnd und lernend verbrachte - zum einen, um Material für ein Baedeker-Reisehandbuch zusammenzustellen, zum anderen, um für die Bremer Kunsthalle japanische Farbenholzschnitte zu erwerben. Die Bemühungen, in Jena zu promovieren, scheiterten am mangelnden Abitur. So ging er wieder auf Reisen, diesmal nach New York, und träumte davon, sich ganz in den USA niederzulassen. Während des Krieges arbeitete er in der Nachrichtenstelle für den Orient, wo er Herbert Mueller, den späteren Kunsthändler und Nachrichtenbüro-Chef in Peking, kennenlernte. 1918 gehörte er zu den Initiatoren des Arbeitsrates für Kunst und des Rates geistiger Arbeiter. 1924 gelang es ihm, in Hamburg, trotz fehlenden Abiturs, seine Dissertation 'Die Masken der japanischen Schaubühne' zu verteidigen. Der Hamburger Japanologe Karl Florenz attestierte ihm eine hervorragende Leistung. Perzynski ging wieder nach Peking und versuchte sich dort (wie Herbert Mueller) eine Weile im Kunsthandel, machte auch eine Ausstellung in New York, aber brachte 1929 seine kleine, aber gewählte ostasiatische Kunstsammlung zur Versteigerung. Das Echo war aber - wegen der Weltwirtschaftskrise - eher gering. Dann verschwand er von der Bildfläche und rechnete sich selbst zu den Verschollenen. Er lebte eine Weile am Gardasee, dann in Südfrankreich, dann auf Mallorca, schrieb wohl auch, aber veröffentlichte nicht. 1942 gelangte er nach Buenos Aires, wo er den Rest seines Lebens verbrachte. Wie er seinen Lebensunterhalt bestritt, ist nicht klar. Zuletzt schrieb er an einem Roman über eine imaginäre Stadt, ein umfängliches Werk, das sicher eine spannende Lektüre wäre. Ein anderes Werk hatte er in einem Londoner Banksafe deponiert - sein Verbleib ist unbekannt. Das letzte Lebenszeichen kam 1962 aus Buenos Aires, einem ungeliebten Exil, das er mangels entprechender Mittel nicht mehr verlassen konnte. Er wohnte dort in Belgrano, einem recht respektablen Teil der Stadt, im 6. Stock eines Wohnhauses und pflegte Kontakt zur deutschen Kolonie, so zu Ilse Gräfin Seilern-Aspang, Dichterin und Schwester des in Montevideo zu Tode gekommenen Schriftstellers Balder Olden. Perzynski muss eine faszinierende Persönlichkeit gewesen sein, mit großer Begeisterungsfähigkeit, mit Ausstrahlung und Überzeugungskraft - und einem immensen Wissen. Wenn vieles über ihn auch noch im Dunkeln bleibt, so wird das bislang ermittelte umfangreiche Material in dieser Neuerscheinung zugänglich gemacht. Der ermittelte Briefwechsel wird hiermit vollständig abgedruckt und gibt eine Fülle von Informationen zu seinem Leben und Werk.