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Friedrich Schlegel hat an der Seite von Kaisern und Fürsten gestritten, und war doch ein ironischer Revolutionär und Priester der Sinnenlust. Er war Glanzschreiber einer religiös fundierten Staatsbewahrung und Propagandist eines befriedeten Vaterlandes, und hat dennoch kein Recht erhalten vor dem großen Ernst der deutschen Geistesgeschichte. In Deutschland war er nie erwünscht, seine Heimat lag immer nur hinter ihm oder vor ihm. Vor zweihundert Jahren kam in der Romantik eine nie da gewesene Modernitätskrise zum Ausdruck, auf deren desorganisierte Wissenskultur sie verheißungsvolle Antworten…mehr

Produktbeschreibung
Friedrich Schlegel hat an der Seite von Kaisern und Fürsten gestritten, und war doch ein ironischer Revolutionär und Priester der Sinnenlust. Er war Glanzschreiber einer religiös fundierten Staatsbewahrung und Propagandist eines befriedeten Vaterlandes, und hat dennoch kein Recht erhalten vor dem großen Ernst der deutschen Geistesgeschichte. In Deutschland war er nie erwünscht, seine Heimat lag immer nur hinter ihm oder vor ihm. Vor zweihundert Jahren kam in der Romantik eine nie da gewesene Modernitätskrise zum Ausdruck, auf deren desorganisierte Wissenskultur sie verheißungsvolle Antworten zu geben versuchte. Und noch heute lässt sich die Wiederkunft der Romantik auf dem Buchmarkt und in der Forschung nicht losgelöst betrachten vom globalen Realitätssturz des Jahres 1989 und seinen mentalitätsgeschichtlichen Folgen. Die Erfahrung unabsehbarer Weltkontingenz und Plötzlichkeit der Entwicklung teilt die historische Romantik mit ihrer Renaissance im Zeitreflex unserer Tage. Damals wie heute ist das Bewusstsein vom 'vernünftigen' Fortschritt der Menschheit einem vielstimmigen Zweifel unterworfen, sind die säkularisierten Religionen mit dem Dilemma eines gläubigen politischen Fundamentalismus konfrontiert. Harro Zimmermanns Buch beschreibt den neuen Typus des 'gesellschaftlichen Schriftstellers' am Ende des 18. Jahrhunderts in seinen intellektuellen Anstrengungen, Hoffnungen und Irritationen vor einem differenzierten Zeit- und Wirkungshorizont. Es wird erkennbar, wie das Denken Schlegels die Erbschaft der Aufklärung bewahrt und verwandelt. Der Leser wird Zeuge einer dramatischen intellektuellen Entwicklung, die mit der ironisch-politischen Provokation des Frühromantikers anhebt, um schließlich in einem verjüngten Wissensglauben zu enden, der die Zerstörungskräfte der Moderne noch einmal in die Erziehung des Menschengeschlechts heimholen möchte.
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Autorenporträt
Harro Zimmermann, 1949 in Delmenhorst geboren, studierte Germanistik, Philosophie, Politikwissenschaft und Pädagogik in Kiel und Göttingen. Seit 1988 leitete er das Ressort Literatur bei Radio Bremen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.06.2009

Schlegels Rätsel

Es sind so viele Merkwürdigkeiten um Friedrich Schlegel: Wie wird ein Intellektueller, der um 1800 Skepsis und Ironie entfesselte, den Goethe als "wahre Brennnessel" bezeichnete, später zum uniformtragenden kaiserlichen Legationsrat am deutschen Bundestag; warum wird jener weiche und sensible Jüngling, der auf einer frühen Zeichnung erscheint, zum hemmungslosen Vielfraß; und muss ein Schriftsteller, der in seinem Roman "Lucinde" die Erotik in völlig neuer Weise romantisierte, am Lebensende einem Okkultismus und Magnetismus der Geister verfallen? In den letzten Jahrzehnten ist keine Biographie Schlegels erschienen, nun hat Harro Zimmermann das Wagnis unternommen, und entstanden ist eine Geschichte des Denkens, die Schlegel auf den Spuren seiner Schriften folgt, dabei die Ergebnisse der Literaturwissenschaft einbezieht und am Rande auch fragt, wie Schlegel materiell, beruflich und in seiner Beziehung zur Geliebten und Frau Dorothea gelebt hat. Deutlich wird auch: Der katholisch gewordene Schlegel ist, selbst wenn man seinen Lösungsangeboten nicht folgen will, ein brillanter Diagnostiker der modernen Gesellschaft und ihrer "fixierten Unruhe". (Harro Zimmermann: "Friedrich Schlegel oder Die Sehnsucht nach Deutschland". Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2009. 453 S., geb., 38,- [Euro].) dvp

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Einen zwiespältigen Eindruck hat Harro Zimmermanns Studie über den Frühromantiker Friedrich Schlegel bei Rezensent Norbert Hummelt hinterlassen. Verdienstvoll erscheint ihm, dass der Autor die Schriften Schlegels einer genauen Betrachtung unterzieht und die "gedanklichen Fäden" sucht, die die verschiedenen Seiten dieses widersprüchlichen, zerrissenen Geistes verbinden. So komme der Theoretiker der Frühromantik und der ästhetische Revolutionär ebenso zu seinem Recht wie der konservative Religiöse oder der Mystiker. Eine echte Biografie ist das Buch zu Hummelts Bedauern aber nicht, liegt der Fokus in seinen Augen doch zu sehr auf den Schriften und zu wenig auf dem Leben Schlegels. Zudem fehlt ihm ein genauerer Blick auf die Beziehung von Leben und Denken sowie eine Schilderung des Zeitkolorits. Statt eines anschaulichen und lebendigen Bildes von Schlegel findet er in dem Buch im Wesentlichen die Inhalte von dessen Schriften wiedergegeben, die dem Autor alle gleich wichtig erschienen, "aber deshalb leider mehr und mehr am Leser vorbeirauschen".

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