Der Regenwald im Meratusgebirge auf Borneo verändert seit 1970 grundlegend seine Gestalt: Holz und die natürlichen Ressourcen seiner Böden werden auf dem internationalen Markt verkauft, um Schulden zu begleichen und sich zu bereichern. Nationale und globale, individuelle und universelle Interessen überlagern sich: Korrupte Provinzbehörden machen gemeinsame Sache mit japanischen Investoren, javanesische Einwanderer verdrängen autochthone Waldbewohner. Doch auch zum Schutz des Waldes formieren sich breite Allianzen, Studenten aus der Hauptstadt treffen auf engagierte Dorfbewohner, internationale Aktivisten und Naturliebhaber. In einer atemberaubenden Szenenfolge zwischen Reportage, Feldforschungsbericht und kulturtheoretischen Überlegungen begleitet Anna Lowenhaupt Tsing die Geschehnisse und entwickelt eine einzigartige Ethnografie der Friktionen.
In Borneo, an einem Ort, der beispielhaft ist für eine globalisierte Welt, offenbart sich, dass aus vielfältigen und widersprüchlichen sozialen Interaktionen, die unsere heutigen Lebensrealitäten ausmachen, ebenso zukunftsträchtige wie monströse Kulturformen entstehen können.
In Borneo, an einem Ort, der beispielhaft ist für eine globalisierte Welt, offenbart sich, dass aus vielfältigen und widersprüchlichen sozialen Interaktionen, die unsere heutigen Lebensrealitäten ausmachen, ebenso zukunftsträchtige wie monströse Kulturformen entstehen können.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Rezensent Tom Schimmeck freut sich, ein neues Buch der Anthropologin Anna Lowenhaupt Tsing lesen zu können: Sie befasst sich mit den "Friktionen", also den Reibungen, die Neues schaffen, insbesondere im Meratus-Gebirge in Indonesien. Dort treffen Einheimische auf Kapitalisten, Kohlearbeiter auf Kohlebosse, Holzfäller, "Glücksritter" auf "Mütter und Militärs". Die Welt der indigenen Meratus Dayak, die in den Wäldern Weizen und Obst anbauen, kollidiert mit der Profitgier jener, die Tropenholz, Kautschuk, Kohle oder Gold abbauen wollen. Von den verheerenden Auswirkungen des Raubbaus erzählt Lowenhaupt einerseits, andererseits führt sie mit assoziationsreicher Sprache vor Augen, dass trotz Abholzung und Villen-Bau immer noch "viel Natur und Leben" vorhanden ist. Mit einer gelungenen Mischung aus "aus Theorie, teilnehmender Beobachtung, Anekdote" und subtilem Humor, macht sie die weit verzweigten Gedankengänge gut nachvollziehbar, findet Schimmeck, der mit diesem Buch die komplizierte Welt ein bisschen besser verstehen kann.
© Perlentaucher Medien GmbH
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