Auf der Hallig lebt die Autorin im Einklang mit Natur und mit sich selbst. Tolle Beschreibung des Lebens mitten im Wattenmeer.
Bitte nicht vom Titel abschrecken lassen: „Frische Brise auf dem Sommerdeich“ ist nicht etwa eine schnulzige Liebesgeschichte á la Rosamunde Pilcher. Sondern Katja Just
erzählt darin ihre ganz persönliche Liebesgeschichte zu der Hallig Hooge, die mitten im Wattenmeer…mehrAuf der Hallig lebt die Autorin im Einklang mit Natur und mit sich selbst. Tolle Beschreibung des Lebens mitten im Wattenmeer.
Bitte nicht vom Titel abschrecken lassen: „Frische Brise auf dem Sommerdeich“ ist nicht etwa eine schnulzige Liebesgeschichte á la Rosamunde Pilcher. Sondern Katja Just erzählt darin ihre ganz persönliche Liebesgeschichte zu der Hallig Hooge, die mitten im Wattenmeer liegt, zu der Natur dort, den Pflanzen, Tieren und Menschen. Die Autorin ist eine engagierte Frau, die sich für den Umweltschutz und die kleine Gemeinschaft einsetzt.
Sehnsucht nach dem geerdeten Leben
Ich stamme, wie die Autorin ursprünglich auch, aus Bayern, und gerade das Wattenmeer übte daher auf mich schon immer einen ganz besonderen Reiz aus. Manchmal träume ich, wie so viele Großstadtbewohner vermutlich, vom schönen Leben auf dem Land. Und abgeschiedener als auf einer Hallig im Wattenmeer geht es ja wohl kaum. Das Buch von Katja Just erfüllt diese Sehnsucht. Und ich habe es genossen, mit ihr durch die Landschaft zu streifen, einem Kälbchen bei der Geburt zu helfen und ihre Liebe zu einer alten Tracht mitzufühlen.
Bei Katja Just liest sich alles total geerdet. Und sie spart auch die harten Seiten des Hallig-Lebens nicht aus. Also bin ich bei aller Sehnsucht ganz froh, dass ich nicht mein komplettes Hab und Gut regelmäßig vor einer Springflut sichern und danach noch eine Dreiviertelstunde einem Kälbchen hinterher laufen muss. Ich habe es aber sehr genossen, das mit Katja Just quasi Second-Hand in ihrem Buch erleben zu können.
Ihre Beschreibung, wie z.B. bei der Wattwanderung, sind immer in das persönliche Erleben eingebettet, das auch praktische Aspekte mit aufgreift: Beispielsweise sollte man über Muscheln nur mit Socken oder Schuhen laufen.
Tolles Engagement
Dass die Autorin sehr engagiert ist, wusste ich schon vor dem Lesen. Ich hatte aber an vor allem an Umweltschutz und Kommunalpolitik gedacht. Darum kam es für mich unerwartet, als sie eine Episode mit einer Dame schildert und sich da sehr deutlich gegen Rassismus positioniert. Das fand ich total stimmig und passend. Die Zusammenhänge mit der Klimakrise fand ich ebenso eindrückliche geschildert: Es sind eben nicht nur ein paar Halligen, die „absaufen“ werden, sie sind integraler Bestandteil des Küstenschutzes. Die Klimakrise betrifft uns alle. Und in Bezug auf die Kommunalpolitik hält sie uns allen den Spiegel vor, wenn sie erzählt, dass sich die Allgemeinheit gerne auf die wenigen verlässt, die sich engagieren.
Eine Art Tagebuch
Das alles liest sich flüssig und hat mich sehr berührt. Das Buch ist für mich eine Art Tagebuch. Just hat übrigens schon zuvor in „Barfuß auf dem Sommerdeich“ über ihre Zeit auf der Hallig geschrieben. Ich konnte trotzdem ohne Probleme in diesen zweiten Band einsteigen.
Ein paar Kritikpunkte habe ich aber dennoch: Manchmal hatte ich das Gefühl, Katja Just glaubt, sie müsse sich dafür rechtfertigen, warum sie sich als sogenannte Neubürgerin „anmaßt“ über ihr Leben auf der Hallig zu schreiben. Das hat Just überhaupt nicht nötig, da macht sie sich in meinen Augen ohne Not kleiner und das Buch dadurch etwas redundant. Ihre Schilderung von ihrem Aufenthalt in Hongkong und China fand ich großartig, in der Beschreibung dieses überbordendenden Chaos dort, kommen mir ein paar Sätze despektierlich vor. Ich bin mir sicher, dass das so nicht gemeint, war, aber das fand ich schade. Und so ausführlich die Autorin manchmal schreibt, so sehr bleibt sie an einigen Stellen bei Andeutungen. Da es dort meist sehr persönlich wird, ist das ihr gutes Recht, aber ist halt mit dem Rest nicht ganz ausgewogen. Zusammengefasst: Das Buch könnte für mich manchmal noch stärker auf den Punkt kommen und als Text in sich geschlossener. Dann hätte es für mich die 5 Sterne gegeben.
Fazit
Ich möchte das Buch allen ans Herz legen und vergebe sehr gute 4 Sterne.