Für ihr Lese- und Kochbuch hat die Tessin-Kennerin ebenso mit Schriftstellern und Historikerinnen wie mit Wirten, Köchinnen und Metzgern gesprochen. Sie alle erzählen, was sie kochen und welchen Stellenwert für sie die Küche im Tessin hat. Nicht zuletzt spielt der Tourismus eine wichtige Rolle bei der Bewahrung kulinarischer Traditionen. Auch davon wird erzählt, während Kastanien garen und die Minestrone im Topf köchelt. Die Wirtin von der Cantina di Gandria erzählt, was alles in ihre Fischsuppe kommt, Diego Orelli spricht von den über hundert Tessiner Käsesorten, die am grossen Käsemarkt in Bellinzona zu entdecken sind, Fabio Pusterla gibt sein Linsengericht-Rezept preis. Nicht aus Nonnas Küche stammen die Rezepte, die Alice Vollenweider gesammelt hat, sie werden heute gekocht und mit Genuss gegessen.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Etwas überraschend findet Rezensent Georg Sütterlin das Eingeständnis der Autorin Alice Vollenweider, dass sie ein Buch über eine Küche verfasst habe, die es gar nicht gibt. Für eine eigenständige Kochkunst fehlt es dem Tessin nämlich an Geschlossenheit, es gibt sowohl alpine als lombardische beeinflusste Gerichte. "Etikettierungen wie 'Cucina nostrana' oder 'Cucina della nonna' bezeichnet die wenig schwärmerisch veranlagte, dafür umso sachkundigere Autorin als Formeln mit allenfalls touristischer Funktion." Trotzdem gibt es natürlich leckere Gerichte zu entdecken. Sütterlin gefällt, wie Wollenweider nicht nur das 'Wie', sondern auch das 'Warum' der Details dieser regionalen Küche erläutert: "Sie schildert die Leute, von denen sie diese erhält, in ihrem Lebensraum und mit ihren Ansichten über das Kochen, die Zutaten, die Speisen." Auch gefallen dem Rezensenten die begleitenden Illustrationen der Papiercollagen-Künstlerin und Comic-Autorin Anna Sommer.
© Perlentaucher Medien GmbH
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