Student lebt zufällig Nächstenliebe
Der etwas „verpeilte“ und Kontaktscheue Student Miska soll auf Bitten seiner in Urlaub befindlichen Mutter deren ältere Cousine Birgitta im Pflegeheim zu besuchen. Auch wenn er genervt von dieser mütterlichen Anweisung keine Motivation verspürt, das zu tun,
geht er dennoch hin und ist geschockt und überrascht zugleich. Aufgrund ihres Alkoholismus mussten der…mehrStudent lebt zufällig Nächstenliebe
Der etwas „verpeilte“ und Kontaktscheue Student Miska soll auf Bitten seiner in Urlaub befindlichen Mutter deren ältere Cousine Birgitta im Pflegeheim zu besuchen. Auch wenn er genervt von dieser mütterlichen Anweisung keine Motivation verspürt, das zu tun, geht er dennoch hin und ist geschockt und überrascht zugleich. Aufgrund ihres Alkoholismus mussten der alten Dame beide Beine abgenommen werden und so sitzt sie maulend und wenig freundliche im Rollstuhl und wünscht sich lediglich Drogen oder Alkohol von dem jungen Besucher, für welche sie ihm allerdings letztlich all ihr Geld anbietet.
Das geht allerdings gegen die Ehre des jungen Studenten und leicht autistischen Antriebsarmen Mann. Trotzdem besorgte er Blumen und lässt auch einen fast zufällig in seiner Jackentasche entdeckten Joint bei der entfernten Verwandten.
Missmutig und doch angeregt durch den provozierenden Charme von Birgitta muss Miska auch noch hinnehmen, dass sein Mitbewohner und guter Freund sich nur noch für seine neue Flamme Emma zu interessieren scheint, welche plötzlich auch noch als Mitbewohnerin der vormals Zweier-WG Ansprüche stellt. Krasse zwischenmenschliche Spannungen sind die zwangsläufige Folge.
Als wären der Probleme und Nerv-Aspekte nicht genug, gibt es aufgrund der sich ausdehnenden Forderungen aus dem Umfeld Birgittas nach weiteren „Unterstützungen“ in Form berauschender oder betäubender Mittel oder auch nach etwas richtigem zu Essen wie einer guten Fleischwurst sowie den Kontakt zum völlig überdrehten schwulen Schauspieler Tauto weitere Anforderungen und Stressfaktoren für Miska.
Die Geschichte spricht gelungen und in einer lockeren Sprache formuliert an, begeistert durch witzige und ungewöhnliche Ereignisse und die etwas verrückt-schrägen Figuren. Daneben ploppen oft verdrängte oder aus dem Blick befindliche moralethische Themen wie selbst entschiedener Drogenkonsum zur Heilung oder auch Lebensverkürzung auf.
Kein Highlight der Literatur, aber eine lesenwerte und auch zum Nachdenken anregende Geschichte aus dem Alltag der – sicher außergewöhnlich dargestellten – nicht nur finnischen Gesellschaft.
© Uli Geißler, Fürth/Bay.