Seit den Harz-Reformen vor zehn Jahren haben sich der deutsche Arbeitsmarkt, und im Zuge die deutsche Gesellschaft, im wahrsten Sinne des Wortes dramatisch verändert. Die politisch gewollte Schaffung eines Niedriglohnsektors führte zu einer schleichenden Verarmung etwa eines Viertels der Bevölkerung. Die daraus entstandene Parallelgesellschaft hat sich fest etabliert und wird weitestgehend von den politischen und moralischen Eliten des Landes als angeblich alternativlos propagiert. Abhängige Erwerbsarbeit ermöglicht den Menschen nur noch in einigen wenigen noch geschonten Branchen eine Familie…mehr
Seit den Harz-Reformen vor zehn Jahren haben sich der deutsche Arbeitsmarkt, und im Zuge die deutsche Gesellschaft, im wahrsten Sinne des Wortes dramatisch verändert. Die politisch gewollte Schaffung eines Niedriglohnsektors führte zu einer schleichenden Verarmung etwa eines Viertels der Bevölkerung. Die daraus entstandene Parallelgesellschaft hat sich fest etabliert und wird weitestgehend von den politischen und moralischen Eliten des Landes als angeblich alternativlos propagiert. Abhängige Erwerbsarbeit ermöglicht den Menschen nur noch in einigen wenigen noch geschonten Branchen eine Familie zu gründen und ein Leben in Würde zu führen. Trotz Arbeit müssen Millionen Sozialleistungen beantragen. Existenzängste und Armut kosten die Betroffenen Gesundheit und schließlich Lebensjahre. Unserem Land entgeht dadurch wertvolles Humankapital. Das Gros des Steueraufkommens des Staats liefern dabei weiterhin die Lohn- und Verbrauchssteuer, die die Ärmsten überproportional belasten, währendKapitalerträge, Erbschaften und Firmengewinne geschont werden. Manche Firmen drücken sich trotzdem vor Steuer und Verantwortung oder entlassen Personal und zahlen gleichzeitig schwindelerregende Boni und Dividenden an ihre Manager und Anteilseigner. Im Laufe der Jahre haben solche Verhältnisse eine beunruhigende Veränderung der Gesellschaft herbeigeführt. Deutschland ist so reich wie noch nie, aber die die Kluft zwischen arm und reich wächst parallel dazu rasanter denn je. Das Prinzip der Wohlstandsökonomie im Dienste aller Bürger wird zunehmend abgelöst, damit die unverschämten Ansprüche von wenigen bedient werden können. Partikularinteressen werden wider besseres Gewissens und wider des Gemeinwohls durchgesetzt. Die negativen Folgen werden dann schöngeredet und auf die zukünftigen Generationen abgeladen. Sozialvertrag und Umverteilungsprinzip werden nur noch notdürftig eingelöst. Für gemeinschaftliche Einrichtungen des Staates oder der Gemeinden fehle angeblich das Geld. Gravierende soziopolitische und demographische Probleme bleiben national und global ungelöst oder verschärfen sich sogar drastisch, weil politischer Mut zur Ergreifung von zukunfts-weisenden Lösungen fehlt. Nach nüchterner Bestandsaufnahme zwingt sich eine logische Schlussfolgerung auf: Wenn Millionen HARTZEN müssen, nur damit wenige TEBARTZEN können, kann es nicht gut gehen.Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Laurent Joachim (geb. 1971) ist Sachbuchautor, (Video-)Journalist und Übersetzer. Nach einem Studium der Germanistik und der deutschen Geschichte, unter anderem an der Universität Marc Bloch in Straßburg, promovierte er im Fach Politikwissenschaft bei Professor Herfried Münkler an der Humboldt Universität zu Berlin zum Thema der "Privatisierung des Krieges" (Der Einsatz von "Private Military Companies" im modernen Konflikt: Ein neues Werkzeug für "Neue Kriege", LiT, 2010). Danach veröffentlichte er, unter anderem, eine Artikelserie mit dem Titel "Verletzte und Verlassene auf den Feldern Afghanistans - Eine Bilanz nach 10 Jahren Krieg" auf Telepolis im Heise Verlag, sowie eine weitere Artikelreihe zu den "Kosten des Krieges". Die Artikelreihe "Verletzte und Verlassene auf den Feldern Afghanistans - Eine Bilanz nach 10 Jahren Krieg" wurde in Zusammenarbeit mit dem Sprecher Daniel B. Roth als Hörbuch (Amazon, Apple iTunes, etc..) verlegt. Parallel zu seinen Recherchen für "Friss oder Hartz" steuerte Laurent Joachim einem investigativen Beitrag ("Brotlose Kunst 2.0") zum Buch von Günter Wallraff (Hg.) "Die Lastenträger" (KiWi, 2014) bei.
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