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Rochus Wilhelm Traugott Heinrich Ferdinand Freiherr von Liliencron ist vor allem als Herausgeber der Allgemeinen Deutschen Biographie, dem Vorläuferwerk der Neuen Deutschen Biographie, bekannt, deren Redaktion er 20 Jahre lang führte und fast bis zu seinem Lebensende 1912 weiterhin redaktionell begleitete.
In »Frohe Jugendtage« erzählt er autobiographisch aus seiner Kinder-, Jugend- und Studienzeit. Und tatsächlich - die Lebenserinnerungen sind, wie im Untertitel erwähnt für seine »Kinder und Enkel«, unterhaltsam und anekdotenreich erzählt: So liest man von einem an Heimweh leidenden
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Produktbeschreibung
Rochus Wilhelm Traugott Heinrich Ferdinand Freiherr von Liliencron ist vor allem als Herausgeber der Allgemeinen Deutschen Biographie, dem Vorläuferwerk der Neuen Deutschen Biographie, bekannt, deren Redaktion er 20 Jahre lang führte und fast bis zu seinem Lebensende 1912 weiterhin redaktionell begleitete.

In »Frohe Jugendtage« erzählt er autobiographisch aus seiner Kinder-, Jugend- und Studienzeit. Und tatsächlich - die Lebenserinnerungen sind, wie im Untertitel erwähnt für seine »Kinder und Enkel«, unterhaltsam und anekdotenreich erzählt: So liest man von einem an Heimweh leidenden isländischen Kindermädchen, das auf dem Jahrmarkt einem dort ausgestellten Seehund weinend um den Hals fällt. Man erfährt, dass Liliencron mit 16 Jahren, nach der Lektüre von Schillers "Die Räuber" am liebsten selbst »gleich in die böhmischen Wälder abgereist wäre« und liest mit Interesse von lustigen Katerfrühstücken während der Studienjahre in Kiel. Eine besondere Bekanntschaft aus seinem Aufenthalt in Kopenhagen, lässt Liliencron, dessen Studienschwerpunkt auf der skandinavischen Literatur lag, ebenfalls nicht unerwähnt: dort lernte er den Märchenerzähler Hans Christian Andersen kennen.

Am 8. Dezember 2020 jährt sich der Geburtstag des Germanisten, Musikhistorikers und Redaktors der Allgemeinen Deutschen Biographie zum 200. Mal.
Autorenporträt
»Germanist, Musikhistoriker, Redaktor der Allgemeinen Deutschen Biographie, * 8.12.1820 Plön (Holstein), ¿ 5.3.1912 Koblenz. Nach Privatunterricht im Elternhaus besuchte L. Gymnasien in Plön und Lübeck, studierte luth. Theologie und oriental. Sprachen in Kiel, Jura und Geschichte in Berlin, dann Germanistik bei Müllenhoff in Kiel und wurde 1846 mit der Arbeit ¿Über Neidharts höfische Dorfpoesie¿ (in: Zs. f. dt. Altertum 6, 1848) promoviert. Anschließend trieb er in Kopenhagen Studien zur nordischen Literatur und habilitierte sich im März 1848 in Bonn. Trotz enger persönlicher Beziehungen zu Dänemark stellte er sich nach der schleswigholsteinischen Erhebung sofort der Provisorischen Regierung in Kiel zur Verfügung, wurde vorübergehend ihr Vertreter in Hannover und nach kurzem Dienst in der Truppe Sekretär im Büro für Auswärtige Angelegenheiten unter Friedrich Gf. Reventlow und Andreas v. Harbou in Rendsburg und später in Schleswig. Anfang 1849 wurde er Vertreter der Regierung in dem für sie so wichtigen Berlin, konnte dort jedoch die schwierige politische Situation der Herzogtümer nicht bessern. Die für ihn 1850 neugeschaffene Professur für nordische Sprachen in Kiel trat er wegen dieser Tätigkeit erst 1851 an, verlor sie aber schon bald wieder aus politischen Gründen. 1852 wurde er ao. Professor für deutsche Literatur in Jena, nachdem sich eine Berufung nach München als Nachfolger Schmellers zerschlagen hatte. 1855 trat er in den Dienst Hzg. Bernhards von Meiningen (zuletzt Geh. Kabinettsrat). Dessen Abdankung 1866 ließ L.s Stellung in Meiningen unhaltbar werden; 1868 gab er den Dienst auf, in dem er sich zeitweilig auch um das Theater- und Musikleben am Hofe kümmern mußte. Er lebte vorübergehend in Braunschweig, wurde 1869 alleiniger Redaktor der ¿Allgemeinen Deutschen Biographie¿ (ADB) und übersiedelte nach München, nachdem die Bemühungen um das Hofmarschallamt beim preuß. Kronprinzen gescheitert waren. 1874 scheiterte ebenso der Plan, ihn zum Kurator der Univ. Jena zu machen. 1876 wurde er fast einstimmig zum Propst des Johannisstifts vor Schleswig, eines der vier Damenstifte in Schleswig-Holstein, gewählt und übersiedelte dorthin. Unter ihm wurde das umfangreiche Gut des Stifts bis auf geringe Teile verkauft und der Erlös in Geldrenten angelegt, was sich später infolge der Inflation nach den beiden Weltkriegen katastrophal für das Stift ausgewirkt hat. Während der Schleswiger Zeit förderte L. u.a. die Aussöhnung zwischen den Hohenzollern und Augustenburgern dadurch, daß er den Ehevertrag zwischen Kronprinz Wilhelm und Prinzessin Augusta Viktoria als Vertreter der Augustenburger aushandelte. Nach dem Tode seiner Frau legte er 1908 das Amt des Propstes nieder, zog zu seiner Tochter Hedwig nach Berlin und dann mit ihr nach Koblenz. Neben seinen amtlichen Tätigkeiten fand L. immer Zeit, wissenschaftlich zu arbeiten, sowohl auf dem Gebiete der Musikgeschichte als auch auf dem der deutschen u. nordischen Literatur, so über die Runendenkmäler seiner Heimat und das Nibelungenlied. Er gab die im 15. Jh. weitverbreitete ¿Düringsche Chronik¿ des Joh. Rothe (1859) und die Erbauungsschrift des Aeg. Albertinus ¿Luzifers Königreich und Seelenjaidt¿ (1884) heraus. Ein besonderes Anliegen war ihm die Erforschung des weltlichen wie des geistlichen Liedes seit der Zeit des späten Minnesangs. Für die Münchner Historische Kommission edierte er ¿Historische Volkslieder der Deutschen vom 13. bis 16. Jahrhundert¿ (4 Bde. u. 1 Nachtragsbd., Melodien u. Abh. üb. d. Melodien d. 16. Jh., 1859¿69, Nachdr. 1966) und die völlig neuartige Sammlung ¿Deutsches Leben im Volkslied um 1530¿ (1885, 1925, Nachdr. 1966). Entscheidend und neu war, daß er sich bei seinen Liedforschungen als Germanist nicht nur mit den Texten beschäftigte, sondern auch die Melodien beachtete. Seine Arbeiten zeugen von philologischer Akribie in der Bearbeitung der Texte und der alten Notenschriften. Die notwendigen Kenntnisse dafür vermittelte ihm F. X. Haberl. Die Ergebnisse seiner ebenso intensiven Forschung über den Chorgesang sowohl im Schulunterricht als auch in der luth. Kirche und über die Liturgie, die ihn ebenfalls sein ganzes Leben begleitet haben, sind noch nicht überholt. Die Anregungen L.s wirken in den liturgischen Reformbestrebungen der luth. Kirche bis heute nach. Bei seinen musikhistorischen Forschungen kam L. die eigene praktische Ausübung der Musik zustatten. Er hatte bei Mullack Klavier studiert, war ein geschätzter Beethoven-Interpret, hatte Mendelssohn und Liszt vorgespielt und war mit Brahms und Joachim befreundet. 1900¿10 war er der erste Vorsitzende der Musikgeschichtlichen Kommission zur Herausgabe der Denkmäler Deutscher Tonkunst (DDT), nachdem das von Spitta auf privater Basis gegründete Unternehmen gescheitert war. Auf Grund seiner Beziehungen zum Kaiser wurden Mittel dafür aus dessen Privatschatulle zur Verfügung gestellt, und dank seines Organisationstalentes und seiner Sachkenntnis erschienen noch unter seiner Leitung 45 Bände. Es werden darin zwar vollständige Kompositionen, aber keine Gesamtausgaben eines Komponisten veröffentlicht. Ohne L.s Mitwirken wäre auch das im Auftrage Wilhelms II herausgegebene, weitverbreitete ¿Volksliederbuch für Männerchöre¿ (2 Bde., 1906), das ¿Kaiserliederbuch¿, wohl kaum so schnell erschienen. Als fast 50jähriger übernahm L. 1869 die Aufgabe, die ihn fast sein ganzes weiteres Leben beschäftigt hat: die Redaktion der ADB im Auftrage der Historischen Kommission bei der Akademie der Wissenschaften in München, nachdem Gregorovius sie wegen seiner röm. Pläne abgelehnt hatte. Durch seine breit angelegten Studien und die dadurch erworbene Bildung, durch seine weltmännische Art, seine Kenntnis der Welt der Gelehrten, aber auch der Künstler, des Adels und der Diplomaten war er wie wohl nur wenige für diese Aufgabe geeignet. Er hat die Redaktion der ADB bei aller Liberalität gegenüber dem einzelnen Mitarbeiter souverän nach seinen Vorstellungen und Plänen geleitet. Beraten von Fachkollegen, hat er zunächst 1869¿74 das Alphabet der aufzunehmenden Persönlichkeiten aufgestellt, die Bearbeiter der Artikel ausgewählt und viele (bis Z) bereits ausgegeben. Dabei kam ihm sicher die nationale Stimmung der Zeit zu Hilfe. Kaum ein bekannter Gelehrter hat sich seiner Bitte um Mitarbeit versagt. In enger Zusammenarbeit mit dem Verlag Duncker und Humblot in Leipzig (vor allem mit Franz Kauferstein, ¿ 1905) und in Freundschaft verbunden mit dessen Inhaber Carl Geibel (1842¿1910, s. BJ 15), hat er fast 20 Jahre hindurch die Redaktionsarbeiten allein zuerst von München und seit 1876 von Schleswig aus bewältigt. Seit 1873 unterstützte ihn F. Wegele (1823¿1897) von Würzburg aus als für die politische Geschichte verantwortlicher Mitredakteur. 1886 wurde L. vom Staatsarchiv Schleswig mit dem Kanzleisekretär Gustav Graap eine Halbtagskraft zur Verfügung gestellt. Als sich die Notwendigkeit von Nachtragsbänden ergab, hat er als über 70jähriger noch einmal eine Namensliste aller bis zum nunmehrigen Stichtag 31.12.1899 aufzunehmender Persönlichkeiten aufgestellt. Dabei trat keine Verzögerung des Druckes der Bände des ersten Alphabets ein. Zudem übernahm er noch als 80jähriger außerdem die Planung und Veranwortung für die DDT. Bei seinem Ausscheiden aus der Redaktion der ADB 1907 war das erste Alphabet (Bd. 1¿45) abgeschlossen und vom zweiten lagen acht Bände vor. Für die beiden letzten noch fehlenden Bände (1908/10, bearb. v. A. Bettelheim) war das Material fast vollständig gesammelt. Bald nach seinem Tode erschien auch der Registerband (1912 bearb. v. F. Gerlich), allerdings ohne das von L. vorbereitete Mitarbeiterverzeichnis. Das große, von ihm in fast allen Einzelheiten geplante Werk ist von ihm innerhalb von 42 Jahren vollendet worden. Er hat ein biographisches Sammelwerk (26 300 Beiträge von 1850 Mitarbeitern in 55 Bänden, Nachdr. 1966) geschaffen, wie es das in dieser alle Gebiete des öffentlichen Lebens, der Kunst und Wissenschaft, der Politik, Wirtschaft und Technik umfassenden Breite im deutschen Sprachgebiet und Kulturraum vorher nicht gegeben hatte. Dabei spielten für ihn Konfession und Rasse der aufzunehmenden Persönlichkeiten keine Rolle. Er war sich der großen Bedeutung genealogischer Zusammenhänge bewußt, mußte aber wegen der ungenügenden Vorarbeiten auf ihre generelle Beachtung verzichten. Trotz der berechtigten Kritik an Einzelheiten, z.B. der Länge einzelner Artikel (vgl. Treitschke, M. Thamm) gibt ein Teil der Beiträge noch heute den Stand unseres Wissens über die betreffende Persönlichkeit wieder. Von den übrigen Nationalbiographien steht der ADB das wenig jüngere engl. Dictionary of National Biography am nächsten, vor allem, wenn auch das (seit 1897) von Bettelheim herausgegebene ¿Biographische Jahrbuch¿ (BJ) bzw. ¿Deutsche Biographische Jahrbuch¿ (DBJ) als jährlich erscheinende Fortsetzung der ADB mit herangezogen wird. L. hat zwar nicht mehr am BJ mitgearbeitet, aber er hat es mit seinem Rat unterstützt, und erst seine Befürwortung verschaffte diesem die finanzielle Grundlage und machte sein Erscheinen möglich. Bei allem Engagement für die ADB trat L. persönlich hinter dem Werk zurück. Wohl wissend, daß es leichter ist, einen bekannten Autor für die Bearbeitung eines der ¿Großen¿ zu gewinnen, hat er sich mit der Bearbeitung der ¿mittleren¿ und ¿kleinen¿ Persönlichkeiten begnügt. Im Falle der Familie Bach schrieb er die Beiträge Joh. Michael, Joh. Christoph und Friedrich, während er Riehl den Artikel Joh. Sebastian überließ. Den Beitrag Jos. Haydn hat er indessen gemeinsam mit Riehl bearbeitet. Die Bedeutung der ADB für die Geschichte der wissenschaftlichen Biographie ist unbestritten. Mit ihren biographischen Daten ist sie ein Quellenwerk ersten Ranges zur Sozialgeschichte der deutschen Führungsschichten, das noch durch BJ und DBJ sowie vor allem durch die seit 1953 erscheinende Neue Deutsche Biographie (NDB) erweitert und vervollständigt wird. D. theol. (Kiel 1890); Mitgl. d. Ak. d. Wiss. in München (1869, d. Hist. Komm. 1870), Göttingen (1901) u. Berlin (1901); Ehrenbürger v. Schleswig (1890); WGR. Rieckenberg, Hans Jürgen, in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 553¿556