Die Natur der Straße liegt in der Verbindung eines Starts A mit einem Ziel B - eine urtypische Bewegung. Sie geht einher mit der Grundannahme, dass sich unsere Welt linear entwickelt und stetig fortschreitet, so wie wir uns auf der Straße bewegen, um entfernte Ziele zu erreichen, uns weiterzuentwickeln und womöglich zu verbessern. In der Kulturgeschichte der Menschheit erzählt der Bau von Straßen vom Siegeszug dieser linearen Perspektive, die immer weiter wollte, mit immer mehr Personen und Waren auf immer mehr Straßen.Nun scheinen wir uns im Zuge einer fortschreitenden Digitalisierung aber immer weiter von der Idee einer linearen Struktur zu entfernen und hin zu einem Fluidum totaler Vernetztheit zu bewegen. Wir erleben selbst tagtäglich, dass ein geordnetes Nacheinander immer schwieriger zu fassen ist, dass lineare Narrationen aufbrechen.Vor diesem Hintergrund re ektiert die Ausstellung From A to B das Motiv der Straße und das Konstrukt einer Linearität, das sich in ihm manifestiert(e). Sie befragt dessen Relevanz und Bedeutung für die Welt des 21. Jahrhunderts und tut dies in der einst im Geiste der Wirtschaftswunder-Pioniere autogerecht umgebauten Industriestadt Leverkusen (auf die mit dem aktuellen Autobahnausbau von A1 und A3 einer der größten und herausforderndsten Baumaßnahmen Nordrhein-Westfalens zukommt). Als Auftakt der Ausstellung, zu der dieser Katalog erscheint, führt eine Großprojektion mit Werken von 42 Fotografen der Agentur Magnum in die verschiedenen Zuschreibungen der Straße ein. Seit den 1950er Jahren haben diese auf der ganzen Welt Straßen und Autobahnen aufgenommen, ihre Konstruktionen und Nutzungen. Die Straße erscheint verdichtet zu einem Symbol für Bewegung und Fortschritt, nicht selten auch für Flucht, Entkommen und territoriale Erweiterung. Straßen wecken Sehnsüchte und lassen ein anderes, besseres Leben projizieren. Die Bewegung auf Straßen und Highways, fahrende Autos und transportierte Güter signalisieren Wohlstand und Entwicklung, sie machen den Menschen zu einem handelnden Subjekt - die ideale Vision von demokratischer Mobilität: die effiziente, schnelle Verbindung von Privatwagen und öffentlicher Autobahn.Was erzählen diese Straßen über die Zivilisation ihrer Erbauer? Was sind die Gründe, Motivationen, Ziele für die Errichtung unzähliger betonierter Trassen, die Landschaften durchschneiden und netzartig unsere Städte durchziehen. Was sind die Konsequenzen? From A to B zeigt Werke von Künstlerinnen und Künstlern, die das Motiv der Straße oder des Highways abbilden, es untersuchen, in Frage stellen, sich ihm verweigern oder das lineare System, das die Straße prägt, weiterentwickeln. In einer Vielzahl von Straßen- und Autobahnbildern wird die pragmatisch von A nach B führende Straße als (einstige) Fortschritts-Metapher reflektiert und ihre allmähliche Transformation in die virtuellen Welten der Datenhighways aufgezeigt. Diese Publikation erscheint ausstellungsbegleitend mit einem Vorwort von Dr. Fritz Emslander, einem Essay von Heide Häusler, sowie Informationen zu den teilnehmenden Künstlerinnen und ihren Arbeiten.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.