Pankaj Mishra's provocative account of how China, India and the Muslim World are remaking the world in their own image - shortlisted for the Orwell Prize 2013
SHORTLISTED FOR THE ORWELL PRIZE 2013
Viewed in the West as a time of self-confident progress, the Victorian period was experienced by Asians as a catastrophe. As the British gunned down the last heirs to the Mughal Empire or burned down the Summer Palace in Beijing, it was clear that for Asia to recover a new way of thinking was needed. Pankaj Mishra re-tells the history of the past two centuries, showing how a remarkable, disparate group of thinkers, journalists, radicals and charismatics emerged from the ruins of empire to create an unstoppable Asian renaissance, one whose ideas lie behind everything from the Chinese Communist Party to the Muslim Brotherhood, and have made our world what it is today.
Reviews:
'Arrestingly original ... this penetrating and disquieting book should be on the reading list of anybody who wants to understand where we are today' John Gray, Independent
'A riveting account that makes new and illuminating connections ... deeply entertaining and deeply humane' Hisham Matar
'Fascinating ... a rich and genuinely thought-provoking book' Noel Malcolm, Sunday Telegraph
'Provocative, shaming and convincing' Michael Binyon, The Times
'Lively ... engaging ... retains the power to shock' Mark Mazower, Financial Times
'Subtle, erudite and entertaining' Economist, New Delhi
About the author:
Pankaj Mishra is the author of Butter Chicken in Ludiana, The Romantics, An End to Suffering and Temptations of the West. He writes principally for the Guardian, The New York Times, London Review of Books and New York Review of Books. He lives in London, Shimla and New York.
SHORTLISTED FOR THE ORWELL PRIZE 2013
Viewed in the West as a time of self-confident progress, the Victorian period was experienced by Asians as a catastrophe. As the British gunned down the last heirs to the Mughal Empire or burned down the Summer Palace in Beijing, it was clear that for Asia to recover a new way of thinking was needed. Pankaj Mishra re-tells the history of the past two centuries, showing how a remarkable, disparate group of thinkers, journalists, radicals and charismatics emerged from the ruins of empire to create an unstoppable Asian renaissance, one whose ideas lie behind everything from the Chinese Communist Party to the Muslim Brotherhood, and have made our world what it is today.
Reviews:
'Arrestingly original ... this penetrating and disquieting book should be on the reading list of anybody who wants to understand where we are today' John Gray, Independent
'A riveting account that makes new and illuminating connections ... deeply entertaining and deeply humane' Hisham Matar
'Fascinating ... a rich and genuinely thought-provoking book' Noel Malcolm, Sunday Telegraph
'Provocative, shaming and convincing' Michael Binyon, The Times
'Lively ... engaging ... retains the power to shock' Mark Mazower, Financial Times
'Subtle, erudite and entertaining' Economist, New Delhi
About the author:
Pankaj Mishra is the author of Butter Chicken in Ludiana, The Romantics, An End to Suffering and Temptations of the West. He writes principally for the Guardian, The New York Times, London Review of Books and New York Review of Books. He lives in London, Shimla and New York.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.08.2014Nicht länger unbesiegbare Weiße
Westliche Eroberer, die "Auferstehung" Asiens und die "Rache des Ostens"
Im 15. Jahrhundert begannen die Europäer die Begrenztheit ihres Kontinents hinter sich zu lassen. Von geradezu welthistorischer Symbolik war es, dass 1434, als die Portugiesen Kap Bojador an der afrikanischen Westküste nicht mehr wie bisher üblich als Endpunkt der Seefahrt betrachteten, der chinesische Kaiser die Einstellung eigener Entdeckungsfahrten verfügte, die nach Arabien und Ostafrika geführt hatten. China kapselte sich ab, während die Europäer mit ihrem Entdeckerdrang in alle Richtungen des Globus zu expandieren anfingen. Im Zuge der von England ausgehenden Industriellen Revolution erfuhr dieser Prozess eine Dynamik, die - in den Worten des Autors - zur "Unterjochung Asiens" führte.
In der Tat waren die asiatischen Gesellschaften dem Ansturm des auch die Vereinigten Staaten von Amerika einschließenden Westens nicht gewachsen. In ihrer Opferrolle waren sie "nicht nur zornig, sondern auch neidisch auf ihre Eroberer." Zum Teil versuchten sie, vom Westen zu lernen, und kollaborierten mit den neuen Herren. Andere leisteten Widerstand, was aber angesichts ihrer militärischen Unterlegenheit aussichtslos war. Europa trat janusköpfig auf. Seine Innovationskraft brachte nicht nur neue Produktionsweisen in einer arbeitsteiligen Wirtschaft und Wachstum in einer erstmals in Ansätzen globalisierten Welt hervor. Seine Truppen kannten auch keine Nachsicht, wenn sich jemand den westlichen Segnungen verweigern wollte. Aufstände in Indien und China wurden brutal niedergeschlagen. In den Opium-Kriegen wurde die Öffnung Chinas für den westlichen Handel erzwungen. Von den militärischen Strafmaßnahmen gegen Peking erlangte die Einäscherung des kaiserlichen Sommerpalastes durch britische Truppen 1860 traurige Berühmtheit.
All dies beschreibt der als Publizist und Literat namhafte indische Autor zunächst auf anschauliche, wenn auch nichts Neues bietende Weise, um sodann zu seinem eigentlichen Thema zu kommen. Wie sind die "subalternen Völker" Asiens dieser schier ausweglos erscheinenden Lage begegnet? Ganz entschieden um die asiatische Perspektive des Geschehens bemüht, wählt er einen originellen Zugriff und befasst sich mit dem politischen Denken der "frühmodernen Asiaten" insgesamt, vorrangig aber mit dem aus Nordwestpersien stammenden Jamal al-Din al-Afghani (1838-1897), der in Iran als "geistiger Vater der Islamischen Revolution verehrt" wird; mit Liang Qichao (1873-1929), der als "erster moderner Intellektueller Chinas" zur Inspirationsquelle unter anderen für Mao Tse-tung wurde; und schließlich mit dem indischen Dichter Rabindranath Tagore (1861-1941), der mit seinem Freund Gandhi darin übereinstimmte, es solle in Indien nicht zu einer "englischen Herrschaft ohne Engländer" kommen. Mit anderen Worten: Der westliche Entwurf der Moderne könne keine Blaupause für Indien darstellen. Diese Autoren, so unterschiedlich und auch nicht ohne innere Widersprüche sie sich äußerten, hätten den Beginn der "langen Revolte gegen den Westen" markiert. Sie wären Pioniere im Erneuerungsprozess Asiens.
Das Dilemma der Intellektuellen damals - wie auch der ihnen nachfolgenden Politiker - ist darin zu sehen, dass sie sich vom Westen emanzipieren wollten, zugleich aber ein gewisses Maß an Organisation und Effizienz nach westlichem Muster nicht vermeiden konnten. Für einige Zeit erschien Japan als gelungenes Beispiel für Reformen und die Modernisierung von Staat und Gesellschaft. Hier schien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der "Werkzeugkasten der Moderne" mit Erfolg geöffnet worden zu sein. Als ein Beweis konnte der Sieg der japanischen Flotte 1905 über Russland in der Seeschlacht von Tsushima angesehen werden: "Die Weißen, Eroberer der Welt, waren nicht länger unbesiegbar."
Zugleich war seit dem chinesisch-japanischen Krieg um Korea 1894 deutlich geworden, wie sich die japanische Stärke in eine aggressive Politik verwandeln konnte, die dem europäischen Imperialismus nicht nachstand. Seit den 1930er Jahren expandierte Japan auf Kosten Chinas, während des Zweiten Weltkriegs aber auch des Westens. Zugleich erklärte Japan propagandistisch geschickt die "Befreiung Asiens" zum Kriegsziel. Mit der Einnahme Singapurs im Februar 1942 erhielt das britische Empire einen psychologisch verheerenden Schlag. Jetzt begann die "Auferstehung" Asiens "aus den Ruinen" älterer asiatischer und neuerer europäischer Reiche. Mishra rechtfertigt weder Japans Vorgehen, wozu auch die in China verübten Massaker gehörten, noch den späteren chinesischen Kommunismus in Gestalt von Maos Kulturrevolution. Im Gang der Geschichte dagegen habe dies seinen Sinn gehabt. Der Westen sei in der Defensive und habe sich heute in eine "provinzielle Neurose" zurückgezogen. Dem stehe der "Aufstieg Asiens" gegenüber: "In vielerlei Hinsicht ist dies die Rache des Ostens."
Dabei lässt es der Autor bei seiner abschließenden, in unsere Gegenwart führenden Skizze nicht bewenden. Er bringt die Stimmenvielfalt Asiens zum Sprechen und will dabei eine "um Asien zentrierte Sicht" vermeiden. Dies kommt in seiner scharfen Kritik am "Traumland religiös-politischer Rache" von Muslimen oder an den "protzerhaften Eliten" Indiens und Chinas zum Ausdruck, die in ihrer Fixierung auf Wirtschaftswachstum und westlichen Lebensstil die tiefen sozialen Gegensätze in ihren Gesellschaften ignorieren. Mishra vermisst eine "überzeugende universalistische Antwort auf westliche Vorstellungen von Politik und Ökonomie". Vielleicht könnte ein stärker differenzierender Begriff des Westens weiterhelfen. Auf jeden Fall sollte wohl an den Anspruch auf Deutungshoheit die wechselseitige Bereitschaft zum Zuhören treten.
GOTTFRIED NIEDHART
Pankaj Mishra: Aus den Ruinen des Empires. Die Revolte gegen den Westen und der Wiederaufstieg Asiens. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2013. 441 S., 26,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Westliche Eroberer, die "Auferstehung" Asiens und die "Rache des Ostens"
Im 15. Jahrhundert begannen die Europäer die Begrenztheit ihres Kontinents hinter sich zu lassen. Von geradezu welthistorischer Symbolik war es, dass 1434, als die Portugiesen Kap Bojador an der afrikanischen Westküste nicht mehr wie bisher üblich als Endpunkt der Seefahrt betrachteten, der chinesische Kaiser die Einstellung eigener Entdeckungsfahrten verfügte, die nach Arabien und Ostafrika geführt hatten. China kapselte sich ab, während die Europäer mit ihrem Entdeckerdrang in alle Richtungen des Globus zu expandieren anfingen. Im Zuge der von England ausgehenden Industriellen Revolution erfuhr dieser Prozess eine Dynamik, die - in den Worten des Autors - zur "Unterjochung Asiens" führte.
In der Tat waren die asiatischen Gesellschaften dem Ansturm des auch die Vereinigten Staaten von Amerika einschließenden Westens nicht gewachsen. In ihrer Opferrolle waren sie "nicht nur zornig, sondern auch neidisch auf ihre Eroberer." Zum Teil versuchten sie, vom Westen zu lernen, und kollaborierten mit den neuen Herren. Andere leisteten Widerstand, was aber angesichts ihrer militärischen Unterlegenheit aussichtslos war. Europa trat janusköpfig auf. Seine Innovationskraft brachte nicht nur neue Produktionsweisen in einer arbeitsteiligen Wirtschaft und Wachstum in einer erstmals in Ansätzen globalisierten Welt hervor. Seine Truppen kannten auch keine Nachsicht, wenn sich jemand den westlichen Segnungen verweigern wollte. Aufstände in Indien und China wurden brutal niedergeschlagen. In den Opium-Kriegen wurde die Öffnung Chinas für den westlichen Handel erzwungen. Von den militärischen Strafmaßnahmen gegen Peking erlangte die Einäscherung des kaiserlichen Sommerpalastes durch britische Truppen 1860 traurige Berühmtheit.
All dies beschreibt der als Publizist und Literat namhafte indische Autor zunächst auf anschauliche, wenn auch nichts Neues bietende Weise, um sodann zu seinem eigentlichen Thema zu kommen. Wie sind die "subalternen Völker" Asiens dieser schier ausweglos erscheinenden Lage begegnet? Ganz entschieden um die asiatische Perspektive des Geschehens bemüht, wählt er einen originellen Zugriff und befasst sich mit dem politischen Denken der "frühmodernen Asiaten" insgesamt, vorrangig aber mit dem aus Nordwestpersien stammenden Jamal al-Din al-Afghani (1838-1897), der in Iran als "geistiger Vater der Islamischen Revolution verehrt" wird; mit Liang Qichao (1873-1929), der als "erster moderner Intellektueller Chinas" zur Inspirationsquelle unter anderen für Mao Tse-tung wurde; und schließlich mit dem indischen Dichter Rabindranath Tagore (1861-1941), der mit seinem Freund Gandhi darin übereinstimmte, es solle in Indien nicht zu einer "englischen Herrschaft ohne Engländer" kommen. Mit anderen Worten: Der westliche Entwurf der Moderne könne keine Blaupause für Indien darstellen. Diese Autoren, so unterschiedlich und auch nicht ohne innere Widersprüche sie sich äußerten, hätten den Beginn der "langen Revolte gegen den Westen" markiert. Sie wären Pioniere im Erneuerungsprozess Asiens.
Das Dilemma der Intellektuellen damals - wie auch der ihnen nachfolgenden Politiker - ist darin zu sehen, dass sie sich vom Westen emanzipieren wollten, zugleich aber ein gewisses Maß an Organisation und Effizienz nach westlichem Muster nicht vermeiden konnten. Für einige Zeit erschien Japan als gelungenes Beispiel für Reformen und die Modernisierung von Staat und Gesellschaft. Hier schien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der "Werkzeugkasten der Moderne" mit Erfolg geöffnet worden zu sein. Als ein Beweis konnte der Sieg der japanischen Flotte 1905 über Russland in der Seeschlacht von Tsushima angesehen werden: "Die Weißen, Eroberer der Welt, waren nicht länger unbesiegbar."
Zugleich war seit dem chinesisch-japanischen Krieg um Korea 1894 deutlich geworden, wie sich die japanische Stärke in eine aggressive Politik verwandeln konnte, die dem europäischen Imperialismus nicht nachstand. Seit den 1930er Jahren expandierte Japan auf Kosten Chinas, während des Zweiten Weltkriegs aber auch des Westens. Zugleich erklärte Japan propagandistisch geschickt die "Befreiung Asiens" zum Kriegsziel. Mit der Einnahme Singapurs im Februar 1942 erhielt das britische Empire einen psychologisch verheerenden Schlag. Jetzt begann die "Auferstehung" Asiens "aus den Ruinen" älterer asiatischer und neuerer europäischer Reiche. Mishra rechtfertigt weder Japans Vorgehen, wozu auch die in China verübten Massaker gehörten, noch den späteren chinesischen Kommunismus in Gestalt von Maos Kulturrevolution. Im Gang der Geschichte dagegen habe dies seinen Sinn gehabt. Der Westen sei in der Defensive und habe sich heute in eine "provinzielle Neurose" zurückgezogen. Dem stehe der "Aufstieg Asiens" gegenüber: "In vielerlei Hinsicht ist dies die Rache des Ostens."
Dabei lässt es der Autor bei seiner abschließenden, in unsere Gegenwart führenden Skizze nicht bewenden. Er bringt die Stimmenvielfalt Asiens zum Sprechen und will dabei eine "um Asien zentrierte Sicht" vermeiden. Dies kommt in seiner scharfen Kritik am "Traumland religiös-politischer Rache" von Muslimen oder an den "protzerhaften Eliten" Indiens und Chinas zum Ausdruck, die in ihrer Fixierung auf Wirtschaftswachstum und westlichen Lebensstil die tiefen sozialen Gegensätze in ihren Gesellschaften ignorieren. Mishra vermisst eine "überzeugende universalistische Antwort auf westliche Vorstellungen von Politik und Ökonomie". Vielleicht könnte ein stärker differenzierender Begriff des Westens weiterhelfen. Auf jeden Fall sollte wohl an den Anspruch auf Deutungshoheit die wechselseitige Bereitschaft zum Zuhören treten.
GOTTFRIED NIEDHART
Pankaj Mishra: Aus den Ruinen des Empires. Die Revolte gegen den Westen und der Wiederaufstieg Asiens. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2013. 441 S., 26,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Meticulous scholarship ... History, as Mishra insists, has been glossed and distorted by the conqueror ... [This] passionate account of the relentless subjugation of Asian empires by European, especially British, imperialism, is provocative, shaming and convincing Michael Binyon The Times