Üblicherweise wird der Zeitpunkt der systematischen Erforschung des Völkermords an den europäischen Juden auf die 1960er-Jahre datiert. Erst dann sei die Öffentlichkeit bereit gewesen, über die Verfolgung und Ermordung zu sprechen. Zu diesem Zeitpunkt war bereits Studien, Publikationen und Literatur zum Thema erschienen. Allgemein besteht in der Forschung die Annahme, dass die Überlebenden des Holocaust bis zum Prozess gegen Adolf Eichmann in Jerusalem geschwiegen hätten oder nicht gehört worden seien. Doch wie die vorliegende Arbeit zeigen wird, begann die Erforschung des Holocaust unmittelbar nach dem Ende der Geschehnisse und wurde maßgeblich von Überlebenden selbst ins Leben gerufen. Diese Überlebenden, viele von ihnen Angehörige der osteuropäischen jüdischen Intelligenz, gründeten historische Kommissionen und entwickelten die organisatorischen Rahmenbedingungen für die Sammlung von Zeugnissen, Dokumenten und Materialien. Sie entwickelten Methoden, bewerteten Quellen und veröffentlichten Bücher sehr früh nach Kriegsende und führten quellenkritische Diskussionen über den Wert und die Aussagekraft der mündlichen und schriftlichen Zeugnisse. Ihnen ist es zu verdanken, dass bereits damals der Grundstein für die heutige akademische und außeruniversitäre Holocaustforschung gelegt werden konnte.
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