Kann davon ausgegangen werden, dass einer problematischen frühen Kindheit eine schwierige Zukunft in Form von psychosozialen Problemen folgt? Über mögliche Antworten auf diese Frage diskutieren Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen seit Jahrzehnten kontrovers. Die Autorin Daniela Cermak versucht mit ihrer Arbeit, den Konflikt um die Bedeutung schwieriger Lebensumstände in der frühen Kindheit ein Stück weit zu entschärfen, indem sie auf die Vielschichtigkeit menschlicher Entwicklungsprozesse hinweist und darauf, den Menschen in seiner Ganzheitlichkeit beginnend mit der intrauterinen Zeit bis hin zum Erwachsenenalter zu betrachten. Aufgrund der Komplexität sozialer Systeme und des menschlichen Gehirns geraten klassische, kausalorientierte Wissenschaftskonzepte an ihre Grenzen und es bietet sich an, nicht länger mit einer vorher bestimmten Zwangsläufigkeit von Entwicklungsprozessen zu operieren, sondern mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit. Wissenschaftliche Ergebnisse aus Neurobiologie, Kleinkind- /Säuglingsforschung und Resilienzforschung sollen in Ergänzung mit theoretischen Annahmen komplexer Systeme die Darlegungen der Autorin stützen.