Als der Buddhismus das tibetische Hochland erreichte, galt es, die neue Religion umfassend, authentisch und gleichzeitig in verständlicher Form zu präsentieren. So wurden nicht nur in enormem Umfang indische Werke ins Tibetische übersetzt, sondern gleichzeitig auch neue Formen des Lehrens und Schreibens gesucht, die der tibetischen Hörerschaft angemessen waren. In dieser Hinsicht haben insbesondere die Lehrer des 11. und 12. Jahrhunderts während der sogenannten "zweiten Verbreitung" des Buddhismus (phyi dar) sehr intelligente und gleichzeitig unterhaltende Lösungen gefunden.
Einer dieser Lehrer ist Po-to-ba Rin-chen-gsal (1027/31-1105), ein früher und überaus einflussreicher Vertreter der bKa'-gdams-pa-Schule. Er war ein direkter Schüler des Schulgründers 'Brom-ston-pa und ist insbesondere für seine anschauliche Art des Lehrens bekannt. Seine Schüler verfassten auf der Basis seiner mündlichen Vorträge ein ausführliches Lehrwerk mit dem treffenden Titel dPe chos, "Dharma in Beispielen", das bis heute oft und gern zitiert wird. Es erläutert alle Schritte auf dem Pfad zum Erwachen anhand von Beispielen, die etwa zur Hälfte der indischen Tradition entnommen sind, im übrigen jedoch aus Po-to-ba's direktem Umfeld stammen. So bietet dieses Werk Gleichnisse, Anekdoten, Sprichwörter und Lieder, die uns einen anschaulichen Eindruck der Kultur dieser Zeit geben.
Gleichzeitig basiert der dPe chos auf dem Konzept eines stufenweisen Fortschritts auf dem Weg zur Erleuchtung. Es handelt sich damit um einen vollständigen lam rim ("Stufenweg" zum Erwachen), der den gesamten Buddhismus - von den Anfängen über die Philosophie des Mahayana bis hin zu tantrischen Praktiken - zu einem System zusammenfasst. Po-to-ba und seine Zeitgenossen haben so die Grundlagen für ein wichtiges buddhistisches Genre gelegt, das in späteren Jahrhunderten insbesondere durch Tsong-kha-pas lam rim-Werke berühmt wurde, jedoch auch in anderen Schultraditionen weiterlebt.
Das vorliegende Buch bietet eine ausführliche Einführung in den kulturgeschichtlichen Kontext und eine komplette Erstübersetzung des Werks. Die Einführung behandelt indische Einflüsse und Vorbilder, die didaktische Erzählungsliteratur Indiens und Tibets, den historischen Kontext der bKa'-gdams-pa-Bewegung, das Leben des Po-to-ba und die Überlieferungsgeschichte seines dPe chos. Die Übersetzung erschließt den Text anhand umfassenden Kommentarmaterials. Das Buch schließt mit einem Glossar, einer Untersuchung der stilistischen und grammatischen Besonderheiten, Kartenmaterial und einem Verzeichnis der im dPe chos zitierten indischen Werke.
Die Monographie versteht sich damit als Beitrag zur Religionsgeschichte Tibets sowie als Studie der Kulturgeschichte und der interkulturellen Berührungen jener Epoche.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Einer dieser Lehrer ist Po-to-ba Rin-chen-gsal (1027/31-1105), ein früher und überaus einflussreicher Vertreter der bKa'-gdams-pa-Schule. Er war ein direkter Schüler des Schulgründers 'Brom-ston-pa und ist insbesondere für seine anschauliche Art des Lehrens bekannt. Seine Schüler verfassten auf der Basis seiner mündlichen Vorträge ein ausführliches Lehrwerk mit dem treffenden Titel dPe chos, "Dharma in Beispielen", das bis heute oft und gern zitiert wird. Es erläutert alle Schritte auf dem Pfad zum Erwachen anhand von Beispielen, die etwa zur Hälfte der indischen Tradition entnommen sind, im übrigen jedoch aus Po-to-ba's direktem Umfeld stammen. So bietet dieses Werk Gleichnisse, Anekdoten, Sprichwörter und Lieder, die uns einen anschaulichen Eindruck der Kultur dieser Zeit geben.
Gleichzeitig basiert der dPe chos auf dem Konzept eines stufenweisen Fortschritts auf dem Weg zur Erleuchtung. Es handelt sich damit um einen vollständigen lam rim ("Stufenweg" zum Erwachen), der den gesamten Buddhismus - von den Anfängen über die Philosophie des Mahayana bis hin zu tantrischen Praktiken - zu einem System zusammenfasst. Po-to-ba und seine Zeitgenossen haben so die Grundlagen für ein wichtiges buddhistisches Genre gelegt, das in späteren Jahrhunderten insbesondere durch Tsong-kha-pas lam rim-Werke berühmt wurde, jedoch auch in anderen Schultraditionen weiterlebt.
Das vorliegende Buch bietet eine ausführliche Einführung in den kulturgeschichtlichen Kontext und eine komplette Erstübersetzung des Werks. Die Einführung behandelt indische Einflüsse und Vorbilder, die didaktische Erzählungsliteratur Indiens und Tibets, den historischen Kontext der bKa'-gdams-pa-Bewegung, das Leben des Po-to-ba und die Überlieferungsgeschichte seines dPe chos. Die Übersetzung erschließt den Text anhand umfassenden Kommentarmaterials. Das Buch schließt mit einem Glossar, einer Untersuchung der stilistischen und grammatischen Besonderheiten, Kartenmaterial und einem Verzeichnis der im dPe chos zitierten indischen Werke.
Die Monographie versteht sich damit als Beitrag zur Religionsgeschichte Tibets sowie als Studie der Kulturgeschichte und der interkulturellen Berührungen jener Epoche.
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"Insgesamt erschließt dieser Band nicht nur akademisches Neuland, sondern regt auch zu weiteren Forschungen an: Ein interessanter Ansatz wäre durchaus, die bereits oben erwähnten Literatur- und Gattungsentstehung aus mündlicher Tradition anhand weiterer Beispiele zu ergründen. Auch die jahrhundertelange Rezeption des Stufenweges und des Geistestrainings in den unterschiedlichen tibetischen Traditionen gilt es zu verfolgen. Dazu kann auch die Rezeption im heutigen Europa und den USA gehören. Denn wie Roesler anmerkt (S.9, Fußnote 16), erfreut sich das Geistestraining auch in der heutigen Gelug (dGe-Iugs) Tradition, vielleicht schon aus historischen Gründen, großer Beliebtheit. Bemerkenswert ist allerdings, dass die Technik der Geistesübung auch in den Nicht-Gelug Schulen in jüngster Zeit eine Renaissance erfahren hat. Auch die Erforschung der eher stiefmütterlich beachteten weltlichen Erzählliteratur des Kadam Legbam (glegs barn) könnte dank Frühe Quellen voran getrieben werden. In jedem Fall wären in Zukunft neben den genannten Überblicksstudien (...) weitere Untersuchungen bedeutender Textzeugen mit der Substanz und Qualität des hier besprochenen Beitrags sehr zu wünschen."
Von Jim Rheingans
In: Orientalische Literaturzeitung, Band 110, Heft 1, 2015, S. 77-82.
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"Dieses Werk ist sicherlich dem fachkundigen Publikum, das sich mit dem Stufenweg, der Literatur der Kadampa, Potowa uns seiner Tradition usw. auseinandersetzen will, sehr von Nutzen. Für den tibetologisch nicht gebildeten Leser ist [der] erste Teil des Werkes, allein aufgrund der Fülle an fachlichen Informationen, nur schwer rezipierbar. Der zweite Teil, der abgesehen von Fachtermini und einer Menge an Fußnoten, im Wesentlichen Beispiele mit Erläuterungen enthält, dürfte auch dem interessierten, buddhistisch gebildeten Laien zugänglich sein."
Petra Maurer
In: Tibet und Buddhismus. XXVII (2013) Nr. 104. S. 50.
Von Jim Rheingans
In: Orientalische Literaturzeitung, Band 110, Heft 1, 2015, S. 77-82.
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"Dieses Werk ist sicherlich dem fachkundigen Publikum, das sich mit dem Stufenweg, der Literatur der Kadampa, Potowa uns seiner Tradition usw. auseinandersetzen will, sehr von Nutzen. Für den tibetologisch nicht gebildeten Leser ist [der] erste Teil des Werkes, allein aufgrund der Fülle an fachlichen Informationen, nur schwer rezipierbar. Der zweite Teil, der abgesehen von Fachtermini und einer Menge an Fußnoten, im Wesentlichen Beispiele mit Erläuterungen enthält, dürfte auch dem interessierten, buddhistisch gebildeten Laien zugänglich sein."
Petra Maurer
In: Tibet und Buddhismus. XXVII (2013) Nr. 104. S. 50.