Seit Jahren kennen wir das: wir pflegen zwar in der Septembersonne noch unsere Urlaubsbräune, da erscheinen in den Supermärkten bereits die Weihnachtsstollen und von Tag zu Tag wächst in den Regalen das Sortiment an Lebkuchen und Pfeffernüssen. Noch bevor die Uhren wieder auf Winterzeit umgestellt
werden, ist die Stadt ein einziges weihnachtliches Lichtermeer.
Genau von diesem Phänomen, dass…mehrSeit Jahren kennen wir das: wir pflegen zwar in der Septembersonne noch unsere Urlaubsbräune, da erscheinen in den Supermärkten bereits die Weihnachtsstollen und von Tag zu Tag wächst in den Regalen das Sortiment an Lebkuchen und Pfeffernüssen. Noch bevor die Uhren wieder auf Winterzeit umgestellt werden, ist die Stadt ein einziges weihnachtliches Lichtermeer.
Genau von diesem Phänomen, dass Weihnachten quasi schon am Ostermontag beginnt, handeln viele der Kurzgeschichten in dem Diogenes-Band „Früher war Weihnachten viel später“. Gleich in der Auftaktgeschichte erzählt Salomo Friedlaender z. B. von dem alten Schauspieler Nesselgrün, der zur Überraschung seiner Nachbarn mitten im August Weihnachten feiert.
Gerhard Polt weiß dagegen von einer stimmungsvollen Runde in der Wirtschaft zu berich-ten, wo am Heiligen Abend Nachmittag kräftig angestoßen wird und dabei diverse Weih-nachtslieder geträllert werden. Daniel Glattauer durchleuchtet die Typologie der Christbaumkäufer - vom Baummuffel bis zum Baumseelsorger. Urs Widmer erzählt seine Lieblingsweihnachtsgeschichte, als sich das Fräulein Hürlimann als Christkind verkleidete. Die 250 Seiten beendet Tomi Ungerer schließlich mit der „allerschlechtesten und hinterletzten Weihnachtsgeschichte“: Nikolaus sitzt wegen der Überbevölkerung in der Klemme, also muss eine zündende Idee her.
Der Diogenes-Band zeigt humorvoll: zu Weihnachten geschieht nicht nur Besinnliches, sondern manchmal auch Ungewöhnliches. Schmunzeln ist bei dem Horror rund um das "Fest der Liebe" also garantiert.
Manfred Orlick