Nach Jahren des Exils kehrt Bora Cosic nach Serbien zurück. Im Hotel Majestic im alten Zentrum von Belgrad erlebt er die Stadt, als ob das Leben auf den Straßen und Plätzen stehengeblieben wäre: Die Prachtbauten, die Passagen und Buchhandlungen, die alten Stoff- und Hutläden. Und die Menschen: Ein ehemaliges Dienstmädchen, das Wäsche und Wände bemalte, ein Maler, der sich am Geruch der Farbtuben berauschte, ein surrealistischer Dichter, der eine lebendige Schnecke aß. Cosic erzählt von der Wunderkammer seiner Kindheit, von jenem Viertel im Zentrum, in dem die Belgrader Moderne entstand und bis heute fortwirkt.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Vor seinem achtzigsten Geburtstag hat der in Berlin lebende serbische Schriftsteller Bora Cosic noch einmal eine große Energie entwickelt und, bei verschiedenen Verlagen, gleich zwei Erinnerungsbände herausgebracht, die Jörg Plath mit viel Sympathie gelesen hat. In der "Kurzen Kindheit in Agram" blickt Cosic auf seine frühen Jahren in Zagreb zurück, eine Zeit ohne Bewegung und die Fähigkeit zu lesen, dominiert von Dingen. Im Hotel Majestic lässt Cosic die große Zeit der Belgrader Surrealisten wiederaufleben, in deren Kreisen er gelebt und gearbeitet hat, und von denen er, wie Plath meint, seinen "freundlichen Anarchismus" gelernt hat.
© Perlentaucher Medien GmbH
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