'Fuckin Sushi' ist ein wildes, anrührendes Buch über die Geborgenheit, die man nur als junger Mensch unter Freunden erfahren kann, und über eine Zeit im Leben, in der fast alles möglich scheint.Eine Schülerband aus Bonn: Fuckin Sushi. Sie singen deutsch und rocken, laut und lang. In der Fußgängerzone von Bad Münstereifel, auf einem Sommerfest von Bundeswehrangehörigen oder im »Bla«. Durch ein You-Tube-Video werden die vier berühmt. Nach einer Tournee werden jedoch die Spannungen in der Band immer größer, die Oma des Erzählers stirbt, Bob Dylan kommt nach Bonn und das Ende der Schulzeit rückt näher und näher ...»Ich hätte gern in dieser Band gespielt« DAVID WAGNERINKLUSIVE BONUSTEIL: mit Playlist und exklusivem Interview
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Seinen Roman über die Gründung einer Schülerband, die einen famosen YouTube-Hit landet, bringt Marc Degens so knackig wie einen Punkrock-Song auf den Punkt, schreibt Rezensent Jens Uthoff. Der hat hier ein Buch ganz nach seinem Geschmack entdeckt. In der Gesellschaft der porträtierten Clique fühlt er sich sichtlich pudelwohl: Das liegt zum einen an Degens Sicherheit, "den Sound" der Subkultur zu treffen, zum anderen auch daran, dass dieser Roman keine Jugend im nostalgischen Rückblick aufruft, sondern ganz im Hier und Jetzt angesiedelt ist. Degens gelingt damit eine schöne "Hommage an das Unreglementierte, das Unreflektierte, das Jungfräuliche der Jugend", schließt Uthoff merklich mitgerissen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.04.2015Bonn to be wild
Marc Degens erzählt in "Fuckin Sushi" die Geschichte einer Schülerband. Der Roman weckt einen ungeheuerlichen Verdacht: Wurden die Unabhängigkeitsposen der Rockmusik etwa nur von liebenden Eltern ermöglicht?
Knapp sechzig Kilometer liegen zwischen Bad Münstereifel und Köln. Knapp vierzehn Monate liegen zwischen dem ersten Auftritt von René und Niels vor Heinos Café im besagten Kurort und der Teilnahme ihrer auf vier Mitglieder angewachsenen Band namens Fuckin Sushi beim Wettbewerb um einen Plattenvertrag in der Großstadt. Und Welten liegen zwischen den anfangs halb ambitionierten, halb durchgeknallten Wirrköpfen, die zu Zither, Bongos und Akkordeon aus einem Sexkatalog vorlesen, und den später verbitterten Streithähnen, von denen einer schließlich Sachen sagt wie "Wir brauchen ein Produkt". Er hält dem anderen vor, gegen alles Neue zu sein, und wirft ihn aus der Band. Der andere ist Niels, der Erzähler in Marc Degens' neuem Roman, der den Namen dieser Band trägt.
Es ist schön und mitunter lustig zu lesen, wie sich aus Ahnungslosigkeit, Improvisationstalent, Schicksalsergebenheit und Gestaltungswille so etwas wie die Attitüde einer Band mit einer Vorliebe für lange Stücke ergibt, deren Musik der Autor so zu beschreiben weiß, dass beim Lesen tatsächlich ein kurioses Klangbild entsteht. Es ist rührend, wie unbedarft sich Niels und René von ihrer heilen Bonner Welt, von ihren Familien frei machen, in denen sie doch sicher und fest verwurzelt sind. Gleich zu Beginn des Buchs illustriert Degens dieses Verhältnis mit einem vorweggenommenen Showdown: Der minderjährigen Keyboarderin der Band haben ihre Eltern verboten, für drei Gigs mit auf Tour zu gehen. Nino rettet sich zu Niels, und als ihre Mutter sie dort einkassieren will, fährt sein Vater den Fluchtwagen. Die drei entkommen dank der Zentralverriegelung und einem beherzten Ausweichmanöver.
Der Vater gewährt diese Unterstützung ohne jede Gegenleistung. Beide Eltern sprechen Niels nicht einmal dann auf seine Trinkgewohnheiten an, als er selbst seinen Bandkollegen schon zu viel säuft. Überhaupt findet das Provokationspotential der Band keinen rechten familiären Widerhall. Und das seltsame Quartett bietet eine gut sortierte Auswahl an pittoresken Macken, ohne jedoch am eigenen musikalischen Vermögen auch nur eine Sekunde lang zu verzweifeln. All das führt dazu, dass der Roman insgesamt etwas unausgewogen wirkt. Degens verschenkt solche Möglichkeiten zur Eskalation und erzählt lieber eine ganze Reihe typisch pubertärer Episoden. Das muss man entweder Desinteresse oder Absicht nennen.
Wer die Hinterhältigkeiten des Pop in seinen Bedeutungsbehauptungen kennt oder auch nur die des Autors aus seinen bisherigen Büchern, der Kolumne "Unsere Popmoderne" vor vielen Jahren in dieser Zeitung oder als Verleger des SuKuLTuR-Verlags in Berlin, schlägt sich schnell auf die Seite der Absicht. Ohne diese Unterstellung wären auch pappsprachliche Konstruktionen wie ",Pinkelpause', schüttelte René den Kopf" genauso unverzeihlich wie das laue Ende des Romans, an dem sich Niels aus der Verzweiflung nach New York rettet, dort bei Weingummis und Zigaretten auf den Stufen einer Billard-Bar einem Mädchen, "schön wie eine Königstochter aus dem alten Ägypten", seine Geschichte erzählt und sich den Rat einhandelt, er müsse sie unbedingt aufschreiben. Das ist als Bild zu schön, um wahr zu sein. Und als Klischee zu schlicht, um schön zu sein. Worum geht es unter der konventionell jugendbuchkonformen Oberfläche dieses Romans - um ein Klangexperiment, das zeigt, wie hemdsärmelig die Erzählung eines Abiturienten einfach klingen muss? Oder darum, dass die seltsamen Originalitätsambitionen des Pop zu guter Letzt wohlfeil sind - verspannt, verpeilt, verletzlich oder gar käuflich, wie es René mit seiner verzweifelten Rede von einem "Produkt" vermuten lässt? Sind die eindrucksvollen Posen der Unabhängigkeit, der Unbeirrbarkeit, der Wut überhaupt nur möglich, weil es Familien gibt, die ihre trotzigen Kinder trotzdem lieben? Und lohnt der Blick hinter die Pose von "Fuckin Sushi" als unbekümmertem Roman von Erwachsenwerden und Eigenständigkeit mit den Mitteln von Bassgitarre und Verstärker überhaupt? Er führt nicht weit.
In der September-Ausgabe des Magazins "Life" hat der Fotograf John Olson 1971 eine Reihe von Aufnahmen von Rockstars mit ihren Eltern veröffentlicht: Neben Frank Zappa sitzt ein reizendes Ehepaar auf dem Sofa, sie mit Hornbrille, er mit Schnauzer und streng zurückgekämmtem Haar. Bei Eric Claptons Großmutter spiegeln sich die brennenden Kerzen im silbernen Teeservice. Joe Cocker tauscht vor Blümchentapeten einen warmen Blick mit seiner ondulierten Mutter. Vielleicht ist der Weg von Heinos Café ins Bla, jenen Schuppen, in dem Fuckin Sushi ihren ersten großen Auftritt haben, doch kürzer, als man denkt.
FRIDTJOF KÜCHEMANN
Marc Degens: "Fuckin Sushi". Roman. Dumont Buchverlag, Köln 2015. 320 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Marc Degens erzählt in "Fuckin Sushi" die Geschichte einer Schülerband. Der Roman weckt einen ungeheuerlichen Verdacht: Wurden die Unabhängigkeitsposen der Rockmusik etwa nur von liebenden Eltern ermöglicht?
Knapp sechzig Kilometer liegen zwischen Bad Münstereifel und Köln. Knapp vierzehn Monate liegen zwischen dem ersten Auftritt von René und Niels vor Heinos Café im besagten Kurort und der Teilnahme ihrer auf vier Mitglieder angewachsenen Band namens Fuckin Sushi beim Wettbewerb um einen Plattenvertrag in der Großstadt. Und Welten liegen zwischen den anfangs halb ambitionierten, halb durchgeknallten Wirrköpfen, die zu Zither, Bongos und Akkordeon aus einem Sexkatalog vorlesen, und den später verbitterten Streithähnen, von denen einer schließlich Sachen sagt wie "Wir brauchen ein Produkt". Er hält dem anderen vor, gegen alles Neue zu sein, und wirft ihn aus der Band. Der andere ist Niels, der Erzähler in Marc Degens' neuem Roman, der den Namen dieser Band trägt.
Es ist schön und mitunter lustig zu lesen, wie sich aus Ahnungslosigkeit, Improvisationstalent, Schicksalsergebenheit und Gestaltungswille so etwas wie die Attitüde einer Band mit einer Vorliebe für lange Stücke ergibt, deren Musik der Autor so zu beschreiben weiß, dass beim Lesen tatsächlich ein kurioses Klangbild entsteht. Es ist rührend, wie unbedarft sich Niels und René von ihrer heilen Bonner Welt, von ihren Familien frei machen, in denen sie doch sicher und fest verwurzelt sind. Gleich zu Beginn des Buchs illustriert Degens dieses Verhältnis mit einem vorweggenommenen Showdown: Der minderjährigen Keyboarderin der Band haben ihre Eltern verboten, für drei Gigs mit auf Tour zu gehen. Nino rettet sich zu Niels, und als ihre Mutter sie dort einkassieren will, fährt sein Vater den Fluchtwagen. Die drei entkommen dank der Zentralverriegelung und einem beherzten Ausweichmanöver.
Der Vater gewährt diese Unterstützung ohne jede Gegenleistung. Beide Eltern sprechen Niels nicht einmal dann auf seine Trinkgewohnheiten an, als er selbst seinen Bandkollegen schon zu viel säuft. Überhaupt findet das Provokationspotential der Band keinen rechten familiären Widerhall. Und das seltsame Quartett bietet eine gut sortierte Auswahl an pittoresken Macken, ohne jedoch am eigenen musikalischen Vermögen auch nur eine Sekunde lang zu verzweifeln. All das führt dazu, dass der Roman insgesamt etwas unausgewogen wirkt. Degens verschenkt solche Möglichkeiten zur Eskalation und erzählt lieber eine ganze Reihe typisch pubertärer Episoden. Das muss man entweder Desinteresse oder Absicht nennen.
Wer die Hinterhältigkeiten des Pop in seinen Bedeutungsbehauptungen kennt oder auch nur die des Autors aus seinen bisherigen Büchern, der Kolumne "Unsere Popmoderne" vor vielen Jahren in dieser Zeitung oder als Verleger des SuKuLTuR-Verlags in Berlin, schlägt sich schnell auf die Seite der Absicht. Ohne diese Unterstellung wären auch pappsprachliche Konstruktionen wie ",Pinkelpause', schüttelte René den Kopf" genauso unverzeihlich wie das laue Ende des Romans, an dem sich Niels aus der Verzweiflung nach New York rettet, dort bei Weingummis und Zigaretten auf den Stufen einer Billard-Bar einem Mädchen, "schön wie eine Königstochter aus dem alten Ägypten", seine Geschichte erzählt und sich den Rat einhandelt, er müsse sie unbedingt aufschreiben. Das ist als Bild zu schön, um wahr zu sein. Und als Klischee zu schlicht, um schön zu sein. Worum geht es unter der konventionell jugendbuchkonformen Oberfläche dieses Romans - um ein Klangexperiment, das zeigt, wie hemdsärmelig die Erzählung eines Abiturienten einfach klingen muss? Oder darum, dass die seltsamen Originalitätsambitionen des Pop zu guter Letzt wohlfeil sind - verspannt, verpeilt, verletzlich oder gar käuflich, wie es René mit seiner verzweifelten Rede von einem "Produkt" vermuten lässt? Sind die eindrucksvollen Posen der Unabhängigkeit, der Unbeirrbarkeit, der Wut überhaupt nur möglich, weil es Familien gibt, die ihre trotzigen Kinder trotzdem lieben? Und lohnt der Blick hinter die Pose von "Fuckin Sushi" als unbekümmertem Roman von Erwachsenwerden und Eigenständigkeit mit den Mitteln von Bassgitarre und Verstärker überhaupt? Er führt nicht weit.
In der September-Ausgabe des Magazins "Life" hat der Fotograf John Olson 1971 eine Reihe von Aufnahmen von Rockstars mit ihren Eltern veröffentlicht: Neben Frank Zappa sitzt ein reizendes Ehepaar auf dem Sofa, sie mit Hornbrille, er mit Schnauzer und streng zurückgekämmtem Haar. Bei Eric Claptons Großmutter spiegeln sich die brennenden Kerzen im silbernen Teeservice. Joe Cocker tauscht vor Blümchentapeten einen warmen Blick mit seiner ondulierten Mutter. Vielleicht ist der Weg von Heinos Café ins Bla, jenen Schuppen, in dem Fuckin Sushi ihren ersten großen Auftritt haben, doch kürzer, als man denkt.
FRIDTJOF KÜCHEMANN
Marc Degens: "Fuckin Sushi". Roman. Dumont Buchverlag, Köln 2015. 320 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Den ganzen Tag mit Fuckin Sushi von Marc Degens verbummelt. Beste Entscheidung!" Ada Blitzkrieg auf Instagram "Ein Roman, mehr noch ein Soundtrack, so warm wie die allerletzten Sommerferien und so aufgeregt wie eine Hand in der Bikinizone." Jonas Leppin, KULTURSPIEGEL "Degens gelingt es, das Gefühl zu beschwören, dass alles im Leben möglich ist." Kendra Stenzel, KSTA "Diesen Roman zu lesen macht ungemein Spaß." Berhard Hartmann, GENERALANZEIGER BONN "Bei 03:06 endet dieser Roman, wie eine gute, flotte Punkrocknummer (...) Den Sound trifft der Autor hervorragend; es ist, als hänge man mit der Clique ab. (...) Über weite Strecken ist Fuckin Sushi eine spannend geschriebene Hommage an das Unreglementierte, das Unreflektierte, das Jungfräuliche. (...) Die Story bleibt bis zum Ende packend wie ein Dreiminüter." Jens Uthoff, taz "Degens Sprache ist überraschend, oft witzig, jung, ohne sich anzubiedern. Und der Plot realistisch: Nach einem kurzen Höhenflug gibt's Intrigen und Streitereien - das Ende!" Christof Ernst, SONNTAG-EXPRESS "Es ist schön und mitunter lustig zu lesen, wie sich aus Ahnungslosigkeit, Improvisationstalent, Schicksalsergebenheit und Gestaltungswille so etwas wie die Attitüde einer Band mit einer Vorliebe für lange Stücke ergibt, deren Musik der Autor so zu beschrieben weiß, dass beim Lesen tatsächlich ein kurioses Klangbild entsteht." Fridtjof Küchemann, F.A.Z. "Immer wieder gelingt es Degens, den richtigen Ton zu treffen." Moritz Müller-Schwefe, FIXPOETRY "'Fuckin Sushi' ist ein wildes, anrührendes Buch über die Geborgenheit, die man nur als junger Mensch unter Freunden erfahren kann, und über eine Zeit im Leben, in der fast alles möglich scheint. [...] Ein schön-schmerzlicher Roman für Junge und Junggebliebene." Pierre Karanatsios, COM-ON-ONLINE "Das Buch hat die perfekte Radiolänge, ist unterhaltsam und glatt, geht runter wie Butter und ist ein richtig guter Song, mit allem, was dazugehört." Friedensreich Rocket-Science, TAUSENDMRD "In nur zwei Tagen hatte ich die insgesamt 320 Seiten regelrecht inhaliert. Das ist bei dem locker-fluffigen Schreibstil des Autors und der fantastischen Story allerdings auch nicht verwunderlich." BUCHSTABENFÄNGERIN "Marc Degens gelingt es, die besondere (...) Phase voller Gegensätze zwischen Kind und Erwachsenem, zwischen Erdbeereis und Bier (...) einzufangen und bringt dieses Wechselbad großartig auf den Punkt." Tina Rausch, ESELSOHR "Ein tolles Buch über das Erwachsenwerden und gute Musik, Freundschaft und das Abrentnern." Tilmann Winterling, 54BOOKS "Hat den richtigen Beat." WAZ "Ein 1-A-Adoleszensroman." Fritz Müller-Zech, BÜCHERSCHAU AM ERKER "Der salopp jugendliche Tonfall dieses charmanten Coming-of-Age-Romans des "F.A.Z."-Kolumnisten Marc Degens lässt an Wolfgang Herrendorfs "Tschick" denken." Maik Brüggemeyer, ROLLING STONE "Marc Degens' 'Fuckin Sushi' ist eine Hommage an die Jugend." AACHENER NACHRICHTEN "Einfühlsamer Roman." IN "Extrem spannend - weil der Leser ganz nah an der Band und ihrer intensiven Geschichte ist." Lukas Weinberger, AACHENER ZEITUNG "Der Hugo-Ball-Förderpreisträger, Kolumnist der FAZ und Herausgeber der der Heftreihe 'Schöner Lesen' wird seinem Ruf als authentischer Dokumentarist des Popzeitalters wieder einmal gerecht." Walter Gödden, Westfalen Spiegel "Der Hugo-Ball-Förderpreisträger, Kolumnist der FAZ und Herausgeber der Heftreihe "Schöner Lesen" wird seinem Ruf als authentischer Dokumentarist des Popzeitalters wieder einmal gerecht." Walter Gödden, WESTFALENSPIEGEL "Eine klassische Coming-Of-Age-Geschichte mit viel Musik und Schwermut eines Heranwachsenden." OX