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Die Geschichte der Gartenkunst kann im gesamten Harzgebiet exemplarisch erlebt werden. Hier sind echte Entdeckungen auf dem Feld der Landschaftsgeschichte zu machen. Das Spektrum reicht vom mittelalterlichen Klostergarten über den manieristischen Garten der Spätrenaissance, den formalen Barockpark, den sentimentalen Landschaftsgarten, den klassischen englischen Landschaftspark, den Kurpark des 19. Jahhunderts bis hin zum Jugendstilgarten und zum Garten in der architektonischen Tradition des frühen 20. Jahrhunderts. 40 beispielhafte Park- und Gartenanlagen werden detailliert vorgestellt. Sie…mehr

Produktbeschreibung
Die Geschichte der Gartenkunst kann im gesamten Harzgebiet exemplarisch erlebt werden. Hier sind echte Entdeckungen auf dem Feld der Landschaftsgeschichte zu machen. Das Spektrum reicht vom mittelalterlichen Klostergarten über den manieristischen Garten der Spätrenaissance, den formalen Barockpark, den sentimentalen Landschaftsgarten, den klassischen englischen Landschaftspark, den Kurpark des 19. Jahhunderts bis hin zum Jugendstilgarten und zum Garten in der architektonischen Tradition des frühen 20. Jahrhunderts. 40 beispielhafte Park- und Gartenanlagen werden detailliert vorgestellt. Sie liegen verstreut über das gesamte Areal des Harzes und sind nach ihrer historischen Bedeutung ausgewählt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.01.2003

West-östliche Gartenträume
Feste feiern, Rosen sammeln, auf den Brocken schauen: Die Gartenlandschaft des Harz
Anlässlich einer Ausstellung, die zum Auftakt des Projekts „Gartenträume” bis zum 2. Februar 2003 im Schloss Wernigerode gezeigt wird, erschien ein gewichtiges Buch, das die Gartenlandschaft Harz vorgestellt. Die Gärten und der Harz bilden eine Gartenlandschaft, ein Individuum, das es nirgends sonst gibt, wie Gotthardt Frühsorge in seiner Einführung betont. Eine Landschaft ist immer eine besondere Landschaft. Sie ist, so Frühsorge weiter, aus der Natur durch subjektive Vorstellungskraft „losgerissen”. Die Absicht, das Land zu verschönern, deswegen Gärten anzulegen und auf diese Weise pädagogisch tätig zu werden, bestand seit dem 18. Jahrhundert an vielen Orten, aber immer war das Resultat ein Individuum, ein besonderer Garten. Wo sonst hätte man den Brocken, den höchsten und sagenumwobenen Harzberg, den Kyffhäuser oder die Goldene Aue in die Gestaltung von Gärten einbeziehen können?
Die einzelnen Gärten werden in bunter Reihe vorgestellt, die sich aus der alphabetischen Anordnung der Namen ihrer Orte von Bad Harzburg bis Wolkramshausen ergibt. Das Reizvolle daran ist, dass der Leser immer wieder von Orten im Westen zu denen im Osten des Harzes „springt” und feststellt, dass überall ähnliche Probleme bestehen, die Zauberwelt der Gärten zu bewahren. Leider gibt es im Buch keine Landkarte, auf der die beschriebenen Orte, etwa Ballenstedt, Walbeck oder Walkenried, verzeichnet sind.
Rings um das Gebirge gibt es Schlossparks und Kurparks, Klostergärten und Dichtergärten, städtische Grünanlagen und kleine private Gartenparadiese. Am Gipfel des Brocken entstand ein Botanischer Garten von Hochgebirgspflanzen. Alle Gestalter der Gärten hatten im Sinn, Ideen oder Träume zu verwirklichen. In älterer Zeit ging es ihnen vor allem um die Anlage von Nutzgärten, in denen Gemüse, Salat, Obst gezogen wurde, oder man erfreute sich an der bunten Blüten Zier; in Quedlinburg nutzte man Gärten zur Saatgutgewinnung von Nutz- und Zierpflanzen. Seit dem 18. Jahrhundert wurden Landschaftsgärten angelegt. Immer wieder wollten Menschen durch Gestaltung die Natur zur Geltung bringen, Spazierwege schaffen, das ästhetische Empfinden schulen, Feste feiern, Rosen sammeln, exotische Gehölze ziehen, den Blick auf das Gebirge lenken, den Harz. Gärten mit langer Tradition wurden immer wieder umgeformt, neu gestaltet, wenn sich die Absicht, die zu ihrer Anlage führte, gewandelt hatte.
In vielen Gärten lässt sich das Grundmuster ihrer Anlage noch erkennen. Andere sind völlig oder weitgehend verwildert, weil sich seit Jahrzehnten kein Gärtner mehr um sie kümmerte. Ihr einstiges Aussehen lässt sich nur noch aus alten Bildern und Plänen erschließen. Die von Christian Juranek versammelten Autoren des Buches rufen immer wieder nach Denkmalpflege, nach Wiederherstellung alter Gartenideen. Doch haben wir immer die rechten Begründungen dafür? Viele Gärten brauchen wie die Häuser, die sie umgeben, eine neue Aufgabe. Dieses Desiderat ist heute im Harz, der jahrzehntelang zwischen Ost und West geteilt war, besonders deutlich. Seine Landschaft wächst erst allmählich wieder zusammen. Ohne eine kulturelle Sinngebung wird dies nicht ablaufen können; das Buch zur Ausstellung in Wernigerode ist eine hervorragende Basis dafür, das Wiederzusammenwachsen als kulturelle Aufgabe zu begreifen und diese Idee in ihren Gärten einzupflanzen.
Es werden auch weitere Forschungsansätze sichtbar. Welche Bedeutung hatte der Harz für die Gestalter der Gärten? Warum legten sie die zum Teil sehr umfangreichen Parks an? Immer wieder scheint es so, als ob viele Gartengestalter das betrieben, was wir heute „Konversion” nennen. Sie hatten sich mit dem Problem auseinanderzusetzen, dass die gewerblichen Zentren des Mittelalters, die Mühlen mit ihren Stauwehren und Kanälen sowie Anlagen zur Erzverarbeitung nicht mehr gebraucht wurden oder unansehnlich geworden waren. Man riss sie ab und legte Gärten an. Auf diese Art und Weise mag man in Bad Harzburg wie in Helmsdorf etwas Schönes dort gewonnen haben, wo man zuvor Gewerbe betrieben hatte; statt der öden Realität des Arbeitsalltages entstand der Gartentraum. Von der Präsentation der Fundstücke zur Gartengeschichte müssen weite gedankliche Bögen geschlagen werden. Noch intensiver muss versucht werden, die Absichten zu erfahren, die jeder Gartengestalter bei der Schaffung seines Gartens hatte. Dabei ging es nicht nur um Ästhetik, sondern auch um die Überwindung des Alten, nicht mehr Gebrauchten und um die Schaffung einer neuen Welt. Das Buch öffnet die Parktore weit, in diese Traumwelt der Gärten vorzustoßen.
HANSJÖRG KÜSTER
CHRISTIAN JURANEK (Hrsg.): Fülle des Schönen. Gartenlandschaft Harz. Verlag Janos Stekovics, Halle 2002. 432 Seiten, 38 Euro.
Gartenanlagen mit alter Klosterkirche im Tal der Walbke. Aquarell aus dem Jahr 1678.
Foto: Staatsarchiv Sachsen-Anhalt /
Stekovics Verlag
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