Möchten Sie zuerst die gute oder die schlechte Nachricht hören? Okay, zuerst die gute: Sie sind ganz normal. Und die schlechte? Dauerhaftes Liebesglück, leidenschaftliche Sexualität, ewiges Begehren mit dem einzig richtigen und möglichst immer dem selben Partner - das ist nichts als ein schöner Traum, der früher oder später an der täglichen Beziehungsrealität zerbricht. Bissig und provokativ deckt Michael Mary die fünf wichtigsten Liebeslügen auf, die Langzeitpaare verunsichern, stressen und belasten. Mit diesem (Anti-)Ratgeber zeigt er, dass Partnerschaften dennoch ganz andere Werte haben und welche Lösungen Paare für sich mit Gelassenheit und Toleranz finden können.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.04.2001Die Hypophyse irrt sich nicht
Süß-saure Freuden: Chérie Carter-Scott fordert freie Hirn-Entscheidung für die Liebe, aber Michael Mary hält das alles für reine Lüge
"Wann werden sich die ersten Verweigerer der sexuellen Pflichten in heimlichen Zirkeln treffen, wo sie sich frei von neuer Moral und Aufklärung durch Sexologen, Medien, Psychologen und Tantriker dem dann einzig Verbotenen, dem einzig verbliebenen Abenteuer, der Abstinenz, hingeben können?" Wer die Botschaft Michael Marys hört, dem sollte jeder Glaube an den Machbarkeitswahn der Liebesratgeber abhanden kommen. Doch so leicht gibt sich der amerikanische Traum nicht geschlagen. Wer Tellerwäscher war und Millionär geworden ist, der steigt auch vom buckligen Quasimodo zum Beziehungshelden auf - schließlich braucht er sich nur des positiven Denkens und der Lektüre von Chérie Carter-Scotts zehn rosaroten Liebes-Regeln zu befleißigen.
Regeln der Liebe? Kann es das geben? Die Autorin des Bestsellers "If Life is a Game, these are the Rules/Das Leben ein Spiel" hat diesem Zweifel selbst Vorschub geleistet: "Wenn die Liebe ein Spiel ist, sind dies die Regeln", lautet der hypothetische Titel ihres jüngst erschienenen Buches. Die Lauheit der Thesen einmal hintangestellt - "Die Erfahrung einer neuen Liebe gehört zu den süßesten Freuden des Lebens" - , ist also zunächst der Hypo-These nachzufragen: Ist die Liebe ein Spiel und wenn, was für eines? Funktionsspiel, Fiktionsspiel, Rollenspiel, Bettspiel? Ein Glücksspiel, bei dem es darauf ankommt, das rechte Los zu ziehen? Ein Machtspiel, eine ernst und verbissen zu betreibende Kampfsportart, bei welcher Bruno die Brunhild dreimal besiegen muß? Oder doch eher ein Kinderspiel?
Es scheint die Liebe von alledem etwas und mehr zu sein, und also ist sie ein offenes Spiel. Wie aber kann man Regeln, Leitsätze für etwas an die Hand geben, dessen Seinsart unbestimmt ist? Indem man das Spiel spielerisch regelt und seine Regeln im Fortgang des Spielens aufhebt, im elevatorischen Sinn: traumspielartig. Dann wäre die Liebe ein Spielespiel, das seinen Zweck in sich selbst hat: l'amour pour l'amour.
In Carter-Scotts gesammelten Liebesrezepten freilich lesen sich die zehn Regeln zur geschickten Verknotung von Ihm und Ihr etwa so romantisch wie die Anleitung eines "FÜR SIE"-Frisuren-Dossiers über den richtigen Gebrauch des Styling-Curls. Regel eins lautet: "Zuerst muß man sich selbst lieben", Regel zwei: "Man muß die Partnerschaft wollen"; sprich: Nicht das Schicksal, sondern der aktive Wille entscheidet über das Ob der Partnerschaft. Auf die Frage nach dem Ob folgt die Frage nach dem Wer. In den Augen der Autorin ist dabei vor allem eines wichtig: Sich mit Hilfe einer Kriterienliste gegen die "Fallstricke der Hormone" zu wappnen. Er und Sie sollen stets eine Liste von Grundvoraussetzungen, Wunschvorstellungen und "Knockout-Kriterien" im Kopf haben, um den Ausstoß von Phenylethylamin im Fall einer irregulären Reaktion sofort stoppen zu können.
Denn wenn die Liebe schon nicht vom Himmel fällt, worüber uns Regel drei belehrt, so fällt sie erst recht nicht aus der Hypophyse. So jedenfalls die Autorin, die in ihrem Machbarkeitswahn für die freie Hirn-Entscheidung und gegen das Hirnanhangsdrüsen-Diktat plädiert. Freie Hirn-Entscheidung, das erfordert nach Carter-Scott eine ebenso kaltblütige Prüfung, wie man sie beim Autokauf an den Tag legen sollte. Und je nach dem Hubraum der Brust respektive der Brüste, je nachdem, was der Blick unter die Motorhaube an Rückschlüssen auf den Kilometerstand und den zu erwartenden Quietschton der Bremsen zuläßt, entscheiden Frau und Mann sich für oder gegen den Erwerb des Liebesgefährts oder -gefährten?
Schrulliger geht es nun wirklich nicht; auch muß es jeder Feministin das Herz zerreißen, wenn eine Autorin auf derart unbedarfte Art den Diskurs futuristischer Maschinen-Machos bedient. Und ist es nicht allzu berechnend, wenn man eine Beziehung allein deswegen eingeht, weil laut Regel vier gilt: "1 + 1 = 3"? Dabei ist übrigens nicht an etwaigen Nachwuchs gedacht, sondern an die Erweiterung zweier Ichs zu einem Wir, das mehr ist als diese. Dafür, daß die Partner gleichen Anteil am Wachstum ihrer Ressourcen haben und nicht etwa der eine oder die andere den ganzen Mehrwert für sich abschöpft, trägt Regel fünf Sorge, indem sie die Unentbehrlichkeit der "Kommunikation" beschwört. Das klingt zunächst nach Kommune 1, doch weit gefehlt, denn Regel sechs bringt die Kommunikation auf einen durchaus ökonomischen Nenner: "Sie müssen miteinander verhandeln" - um Lösungen zu finden, die für beide Teile "einen Gewinn darstellen".
Ist das Liebes-Spiel also doch ein Gewinnspiel? Investieren Er und Sie ihre Zeit und ihr Gefühl nur, um einen "Gewinn" zu erzielen? Carter-Scott legt dies nahe: Wer auf dem Beziehungsmarkt etwas erreichen will, muß sich demnach am aktuellen Stellenmarkt orientieren und neben der Schlüsselqualifikation Teamfähigkeit eine möglichst weitreichende Biegbarkeit der Hüften und des Charakters mitbringen. Das Minneprinzip, das auf dem beharrt, was Liebe meint, ehe Liebe erkennt, ist bei der Ergebnisorientierung Carter-Scotts, die auch als Management-Trainerin und Unternehmensberaterin tätig ist, auf ziemlich verlorenem Posten.
Tröstlich immerhin: "Sie werden all dies vergessen, wenn Sie sich verlieben." Wer nicht von selbst drauf kommt, daß der rosarote Ratgeber in einem solchen Ernstfall eher schadet als nützt, der sollte den Anti-Ratgeber von Michael Mary zur Hand nehmen. Der als Kämpfer wider den Beziehungskrampf bekannte Autor deckt darin "Liebeslügen" auf, deren Propagierung durch die Massenmedien der kommerziellen Eheberatung à la Carter-Scott den Profit sichert, dafür aber die Paare in den sexuellen Leistungsstreß treibt. Marys Haupteinwand gegen den Liebes-Experten lautet, daß die allmähliche Abkühlung der Leidenschaft in einer Langzeitbeziehung völlig natürlich und durchaus nicht therapiebedürftig sei: "Während Verläßlichkeit und Vertrautheit zunehmen, nimmt die sexuelle und erotische Spannung ab." Und dem sollte nicht etwa durch den Besuch von Sexmassage-Workshops krampfhaft Abhilfe geschaffen werden, sondern das sei ganz einfach hinzunehmen - zumal die Lebenspartnerschaft nicht der Sexualität bedürfe, um ihren Wert zu rechtfertigen. Die von Mary so genannte "Partnerschaftslüge" behauptet das Gegenteil, doch damit erreicht sie nichts, als die Paare der "Partnerlüge" auszuliefern, das heißt den vorgetäuschten Orgasmen innerhalb und den verheimlichten oder gar erkauften außerhalb der Ehe. Wenn nun die Frau des Mannes, der sich dorthin flüchtet, sexuell lieblos ist, so hat sie, der "Erlösungslüge" zufolge, "den Richtigen" noch nicht gefunden.
Die trostloseste und zugleich zeittypischste der "Fünf Lügen, die Liebe betreffend" ist aber wohl die "Techniklüge" , wonach sich die Sexualität "erarbeiten" läßt durch das "Wissen um ihr Funktionieren" - und das "Beherrschen ihrer Techniken". Warum diese "Techniklüge" so besonders zeittypisch ist? Weil die Menschen des 21. Jahrhunderts "im Überfluß sexueller Informationen" leben und "in einer Flut erotischer Propaganda" ertrinken. Die unausweichlichen Folgen sind Entzauberung und Langeweile; was bleibt, ist Hochleitungssport. So verfault der Bastard aus sexueller Revolution und kapitalistischem Leistungsprinzip bei gedoptem Leibe.
SANDRA KLUWE.
Chérie Carter-Scott: "Wenn die Liebe ein Spiel ist, sind dies die Regeln". Aus dem Amerikanischen von Anne Katrin Gudat. Heyne Verlag, München 2001. 336 S., geb., 29,90 DM.
Michael Mary: "Fünf Lügen, die Liebe betreffend". Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2001. 238 S., geb., 32,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süß-saure Freuden: Chérie Carter-Scott fordert freie Hirn-Entscheidung für die Liebe, aber Michael Mary hält das alles für reine Lüge
"Wann werden sich die ersten Verweigerer der sexuellen Pflichten in heimlichen Zirkeln treffen, wo sie sich frei von neuer Moral und Aufklärung durch Sexologen, Medien, Psychologen und Tantriker dem dann einzig Verbotenen, dem einzig verbliebenen Abenteuer, der Abstinenz, hingeben können?" Wer die Botschaft Michael Marys hört, dem sollte jeder Glaube an den Machbarkeitswahn der Liebesratgeber abhanden kommen. Doch so leicht gibt sich der amerikanische Traum nicht geschlagen. Wer Tellerwäscher war und Millionär geworden ist, der steigt auch vom buckligen Quasimodo zum Beziehungshelden auf - schließlich braucht er sich nur des positiven Denkens und der Lektüre von Chérie Carter-Scotts zehn rosaroten Liebes-Regeln zu befleißigen.
Regeln der Liebe? Kann es das geben? Die Autorin des Bestsellers "If Life is a Game, these are the Rules/Das Leben ein Spiel" hat diesem Zweifel selbst Vorschub geleistet: "Wenn die Liebe ein Spiel ist, sind dies die Regeln", lautet der hypothetische Titel ihres jüngst erschienenen Buches. Die Lauheit der Thesen einmal hintangestellt - "Die Erfahrung einer neuen Liebe gehört zu den süßesten Freuden des Lebens" - , ist also zunächst der Hypo-These nachzufragen: Ist die Liebe ein Spiel und wenn, was für eines? Funktionsspiel, Fiktionsspiel, Rollenspiel, Bettspiel? Ein Glücksspiel, bei dem es darauf ankommt, das rechte Los zu ziehen? Ein Machtspiel, eine ernst und verbissen zu betreibende Kampfsportart, bei welcher Bruno die Brunhild dreimal besiegen muß? Oder doch eher ein Kinderspiel?
Es scheint die Liebe von alledem etwas und mehr zu sein, und also ist sie ein offenes Spiel. Wie aber kann man Regeln, Leitsätze für etwas an die Hand geben, dessen Seinsart unbestimmt ist? Indem man das Spiel spielerisch regelt und seine Regeln im Fortgang des Spielens aufhebt, im elevatorischen Sinn: traumspielartig. Dann wäre die Liebe ein Spielespiel, das seinen Zweck in sich selbst hat: l'amour pour l'amour.
In Carter-Scotts gesammelten Liebesrezepten freilich lesen sich die zehn Regeln zur geschickten Verknotung von Ihm und Ihr etwa so romantisch wie die Anleitung eines "FÜR SIE"-Frisuren-Dossiers über den richtigen Gebrauch des Styling-Curls. Regel eins lautet: "Zuerst muß man sich selbst lieben", Regel zwei: "Man muß die Partnerschaft wollen"; sprich: Nicht das Schicksal, sondern der aktive Wille entscheidet über das Ob der Partnerschaft. Auf die Frage nach dem Ob folgt die Frage nach dem Wer. In den Augen der Autorin ist dabei vor allem eines wichtig: Sich mit Hilfe einer Kriterienliste gegen die "Fallstricke der Hormone" zu wappnen. Er und Sie sollen stets eine Liste von Grundvoraussetzungen, Wunschvorstellungen und "Knockout-Kriterien" im Kopf haben, um den Ausstoß von Phenylethylamin im Fall einer irregulären Reaktion sofort stoppen zu können.
Denn wenn die Liebe schon nicht vom Himmel fällt, worüber uns Regel drei belehrt, so fällt sie erst recht nicht aus der Hypophyse. So jedenfalls die Autorin, die in ihrem Machbarkeitswahn für die freie Hirn-Entscheidung und gegen das Hirnanhangsdrüsen-Diktat plädiert. Freie Hirn-Entscheidung, das erfordert nach Carter-Scott eine ebenso kaltblütige Prüfung, wie man sie beim Autokauf an den Tag legen sollte. Und je nach dem Hubraum der Brust respektive der Brüste, je nachdem, was der Blick unter die Motorhaube an Rückschlüssen auf den Kilometerstand und den zu erwartenden Quietschton der Bremsen zuläßt, entscheiden Frau und Mann sich für oder gegen den Erwerb des Liebesgefährts oder -gefährten?
Schrulliger geht es nun wirklich nicht; auch muß es jeder Feministin das Herz zerreißen, wenn eine Autorin auf derart unbedarfte Art den Diskurs futuristischer Maschinen-Machos bedient. Und ist es nicht allzu berechnend, wenn man eine Beziehung allein deswegen eingeht, weil laut Regel vier gilt: "1 + 1 = 3"? Dabei ist übrigens nicht an etwaigen Nachwuchs gedacht, sondern an die Erweiterung zweier Ichs zu einem Wir, das mehr ist als diese. Dafür, daß die Partner gleichen Anteil am Wachstum ihrer Ressourcen haben und nicht etwa der eine oder die andere den ganzen Mehrwert für sich abschöpft, trägt Regel fünf Sorge, indem sie die Unentbehrlichkeit der "Kommunikation" beschwört. Das klingt zunächst nach Kommune 1, doch weit gefehlt, denn Regel sechs bringt die Kommunikation auf einen durchaus ökonomischen Nenner: "Sie müssen miteinander verhandeln" - um Lösungen zu finden, die für beide Teile "einen Gewinn darstellen".
Ist das Liebes-Spiel also doch ein Gewinnspiel? Investieren Er und Sie ihre Zeit und ihr Gefühl nur, um einen "Gewinn" zu erzielen? Carter-Scott legt dies nahe: Wer auf dem Beziehungsmarkt etwas erreichen will, muß sich demnach am aktuellen Stellenmarkt orientieren und neben der Schlüsselqualifikation Teamfähigkeit eine möglichst weitreichende Biegbarkeit der Hüften und des Charakters mitbringen. Das Minneprinzip, das auf dem beharrt, was Liebe meint, ehe Liebe erkennt, ist bei der Ergebnisorientierung Carter-Scotts, die auch als Management-Trainerin und Unternehmensberaterin tätig ist, auf ziemlich verlorenem Posten.
Tröstlich immerhin: "Sie werden all dies vergessen, wenn Sie sich verlieben." Wer nicht von selbst drauf kommt, daß der rosarote Ratgeber in einem solchen Ernstfall eher schadet als nützt, der sollte den Anti-Ratgeber von Michael Mary zur Hand nehmen. Der als Kämpfer wider den Beziehungskrampf bekannte Autor deckt darin "Liebeslügen" auf, deren Propagierung durch die Massenmedien der kommerziellen Eheberatung à la Carter-Scott den Profit sichert, dafür aber die Paare in den sexuellen Leistungsstreß treibt. Marys Haupteinwand gegen den Liebes-Experten lautet, daß die allmähliche Abkühlung der Leidenschaft in einer Langzeitbeziehung völlig natürlich und durchaus nicht therapiebedürftig sei: "Während Verläßlichkeit und Vertrautheit zunehmen, nimmt die sexuelle und erotische Spannung ab." Und dem sollte nicht etwa durch den Besuch von Sexmassage-Workshops krampfhaft Abhilfe geschaffen werden, sondern das sei ganz einfach hinzunehmen - zumal die Lebenspartnerschaft nicht der Sexualität bedürfe, um ihren Wert zu rechtfertigen. Die von Mary so genannte "Partnerschaftslüge" behauptet das Gegenteil, doch damit erreicht sie nichts, als die Paare der "Partnerlüge" auszuliefern, das heißt den vorgetäuschten Orgasmen innerhalb und den verheimlichten oder gar erkauften außerhalb der Ehe. Wenn nun die Frau des Mannes, der sich dorthin flüchtet, sexuell lieblos ist, so hat sie, der "Erlösungslüge" zufolge, "den Richtigen" noch nicht gefunden.
Die trostloseste und zugleich zeittypischste der "Fünf Lügen, die Liebe betreffend" ist aber wohl die "Techniklüge" , wonach sich die Sexualität "erarbeiten" läßt durch das "Wissen um ihr Funktionieren" - und das "Beherrschen ihrer Techniken". Warum diese "Techniklüge" so besonders zeittypisch ist? Weil die Menschen des 21. Jahrhunderts "im Überfluß sexueller Informationen" leben und "in einer Flut erotischer Propaganda" ertrinken. Die unausweichlichen Folgen sind Entzauberung und Langeweile; was bleibt, ist Hochleitungssport. So verfault der Bastard aus sexueller Revolution und kapitalistischem Leistungsprinzip bei gedoptem Leibe.
SANDRA KLUWE.
Chérie Carter-Scott: "Wenn die Liebe ein Spiel ist, sind dies die Regeln". Aus dem Amerikanischen von Anne Katrin Gudat. Heyne Verlag, München 2001. 336 S., geb., 29,90 DM.
Michael Mary: "Fünf Lügen, die Liebe betreffend". Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2001. 238 S., geb., 32,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Liebes- und Beziehungsratgeber gibt es jede Menge. Sie füllen ganze Buchregale, von den zahlreichen Artikeln in Frauen- und Männermagazinen mal abgesehen. Und doch scheint das Thema noch nicht ausgeschöpft zu sein, wie die Bücher von Chérie Carter-Scott und Michael Mary zeigen, die sich dem Thema über Liebesregeln und Liebeslügen nähern.
1) Chérie Carter-Scott: "Wenn die Liebe ein Spiel ist, sind dies die Regeln"
Think positive und regle die Liebe selbst - so in etwa hat Sandra Kluwe die Botschaft der amerikanischen Bestsellerautorin verstanden. Doch fragt sich die Rezensentin nach der Lektüre des Ratgebers etwas ratlos, um welche Art des Spiels es sich bei der Liebe überhaupt handeln soll: Glücksspiel, Machtspiel, Rollenspiel, Bettspiel, Funktionsspiel, Traumspiel? Die Autorin bleibt ihr die Antwort darauf schuldig. Der Empfehlung, bei der Entscheidung für einen Partner oder eine Partnerin wie bei einem Autokauf vorzugehen, mag Kluwe jedenfalls nicht folgen. Den Ausführungen Carter-Scotts merke man leider überdeutlich an, dass die Verfasserin zu viel Managementtraining und Unternehmensberatung betrieben habe, denkt die Rezensentin. Erotik und Minnespiel jedenfalls hätten hier keinen Platz: "In Carter-Scotts gesammelten Liebesrezepten freilich lesen sich die zehn Regeln zur geschickten Verknotung von Ihm und Ihr etwa so romantisch wie die Anleitung eines 'FÜR SIE'-Frisuren-Dossiers über den richtigen Gebrauch des Styling-Curls."
2) Michael Mary: "Fünf Lügen, die Liebe betreffend"
Mit mehr Wohlgefallen hat Kluwe da eher den Anti-Liebesratgeber von Michael Mary gelesen. Der schreibe nämlich genau gegen die Bücher à la Carter-Scott an, die die Umsetzung von Beziehungsregeln propagierten und so Abertausende von krisengeschüttelten Paaren in den sexuellen Leistungsstress stürzten, referiert die Rezensentin. Mary plädiere vielmehr dafür, dass die Abkühlung von Leidenschaft und Erotik in einer Langzeitbeziehung als ganz normaler Vorgang zu betrachten ist, der keiner Therapie bedürfe. Und besonders erfreut ist die Rezensentin darüber, dass der Autor die Annahme, man könne über bestimmte Techniken mehr Spannung ins Beziehungsleben bringen, als Lüge entlarvt. "Wer die Botschaft Michael Marys hört", resümiert Kluwe, "dem sollte jeder Glaube an den Machbarkeitswahn der Liebesratgeber abhanden kommen."
© Perlentaucher Medien GmbH
1) Chérie Carter-Scott: "Wenn die Liebe ein Spiel ist, sind dies die Regeln"
Think positive und regle die Liebe selbst - so in etwa hat Sandra Kluwe die Botschaft der amerikanischen Bestsellerautorin verstanden. Doch fragt sich die Rezensentin nach der Lektüre des Ratgebers etwas ratlos, um welche Art des Spiels es sich bei der Liebe überhaupt handeln soll: Glücksspiel, Machtspiel, Rollenspiel, Bettspiel, Funktionsspiel, Traumspiel? Die Autorin bleibt ihr die Antwort darauf schuldig. Der Empfehlung, bei der Entscheidung für einen Partner oder eine Partnerin wie bei einem Autokauf vorzugehen, mag Kluwe jedenfalls nicht folgen. Den Ausführungen Carter-Scotts merke man leider überdeutlich an, dass die Verfasserin zu viel Managementtraining und Unternehmensberatung betrieben habe, denkt die Rezensentin. Erotik und Minnespiel jedenfalls hätten hier keinen Platz: "In Carter-Scotts gesammelten Liebesrezepten freilich lesen sich die zehn Regeln zur geschickten Verknotung von Ihm und Ihr etwa so romantisch wie die Anleitung eines 'FÜR SIE'-Frisuren-Dossiers über den richtigen Gebrauch des Styling-Curls."
2) Michael Mary: "Fünf Lügen, die Liebe betreffend"
Mit mehr Wohlgefallen hat Kluwe da eher den Anti-Liebesratgeber von Michael Mary gelesen. Der schreibe nämlich genau gegen die Bücher à la Carter-Scott an, die die Umsetzung von Beziehungsregeln propagierten und so Abertausende von krisengeschüttelten Paaren in den sexuellen Leistungsstress stürzten, referiert die Rezensentin. Mary plädiere vielmehr dafür, dass die Abkühlung von Leidenschaft und Erotik in einer Langzeitbeziehung als ganz normaler Vorgang zu betrachten ist, der keiner Therapie bedürfe. Und besonders erfreut ist die Rezensentin darüber, dass der Autor die Annahme, man könne über bestimmte Techniken mehr Spannung ins Beziehungsleben bringen, als Lüge entlarvt. "Wer die Botschaft Michael Marys hört", resümiert Kluwe, "dem sollte jeder Glaube an den Machbarkeitswahn der Liebesratgeber abhanden kommen."
© Perlentaucher Medien GmbH