"Wenn man sich vorstellt, man würde irgendwo abhauen und keiner würde merken, dass man weg ist, weil niemandem aufgefallen war, dass man überhaupt da war - das ist hart." (S. 14).
"15 kopflose Tage" ist kein einfaches Buch. So unterhaltsam das Cover auch rüberkommen mag - beim Lesen der
Inhaltsangabe sollte jedem klar werden, dass sich hier viel ernsterer Inhalt verbirgt. Und genau das trifft…mehr"Wenn man sich vorstellt, man würde irgendwo abhauen und keiner würde merken, dass man weg ist, weil niemandem aufgefallen war, dass man überhaupt da war - das ist hart." (S. 14).
"15 kopflose Tage" ist kein einfaches Buch. So unterhaltsam das Cover auch rüberkommen mag - beim Lesen der Inhaltsangabe sollte jedem klar werden, dass sich hier viel ernsterer Inhalt verbirgt. Und genau das trifft auch zu: "15 kopflose Tage" ist zwar unterhaltsam, die sozialkritischen Momente kommen dadurch aber keinesfalls zu kurz. Im Gegenteil, ich hatte an mehreren Stellen arg mit Mitleid für Laurence und seinen Bruder Jay zu kämpfen und war teilweise richtig erschüttert. Denn die beiden werden von einem Tag auf den anderen sich selbst überlassen von ihrer alkoholkranken Mutter, die einfach nicht wieder nach Hause kommt. Was Laurence anfangs noch gar nicht so sehr in Aufregung versetzt, wird nach einigen Tagen zur Gewissheit: die beiden sind auf sich selbst gestellt, haben kein Essen mehr im Haus und kein Geld. Außerdem werden Nachbarn, Lehrer und andere Personen zunehmend misstrauisch. Laurence versucht trotzdem alles, um den Schein zu wahren, um zu verhindern, dass das Jugendamt verständigt wird.
Die von Dave Cousins teils recht amüsant dargestellten Episoden, in denen der für sein Alter (in meinen Augen) recht naive Laurence alles versucht, um die anderen von der angeblich heilen Welt zu überzeugen, lassen sich kurzweilig und nachvollziehbar lesen. Gleichzeitig wurde der Kloß in meinem Hals beim Lesen aber immer dicker. Denn es ist schrecklich, wenn man sich vorstellt, diese Geschichte möge hier und da wirklich passieren: und so unwahrscheinlich ist dieses Szenario heutzutage leider nicht. Von Seite zu Seite habe ich Laurence und Jay die Daumen gedrückt und ihnen ein klein bisschen Glück gewünscht, das von unterschiedlichen Anlaufstellen schließlich auch kommt. Ich habe Laurence´ Durchhaltewille und seine Entschlossenheit bewundert, gleichzeitig wurde die Frage in meinem Kopf immer größer und drängender, warum er sich nicht endlich irgendjemandem anvertraut und sich helfen lässt.
Am Buch von Dave Cousins gefällt mir, dass es echt ist. Dass es ganz unverschnörkelt, aber trotzdem auf sehr lesenswerte und unterhaltsame Art Probleme vermittelt, von denen viele nicht das Geringste ahnen. Ein ernstes Thema wird angesprochen und von einer ganz anderen, weil ungewöhnlichen Sichtweise beleuchtet: hier geht´s nicht um die Perspektive der Alkoholkranken, sondern um das, was ihre Kinder erleben. Dadurch, dass das Buch so "locker" verfasst ist, eignet es sich bestens als Lesestoff, der zum Nachdenken anregt.