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Der Herausgeber der Monatshefte hatte mich daran erinnert, daß in wenigen Monaten das fünfzigste Jahr sich vollende, seit ich als Beamter an die Berliner Museen berufen sei, und fragte an, ob ich nicht Erinnerungen aus dieser Zeit niedergeschrieben habe; sie würden auch für einen größeren deutschen Leserkreis selbst in dieser schwersten Prüfungszeit von Interesse sein. Allerdings habe ich Lebenserinnerungen niedergeschrieben, sogar ziemlich ausführliche, aber diese sind für meine Familie und für unsere Museen bestimmt; zur Veröffentlichung werden sie sich nur zum Teil eignen, und auch das erst…mehr

Produktbeschreibung
Der Herausgeber der Monatshefte hatte mich daran erinnert, daß in wenigen Monaten das fünfzigste Jahr sich vollende, seit ich als Beamter an die Berliner Museen berufen sei, und fragte an, ob ich nicht Erinnerungen aus dieser Zeit niedergeschrieben habe; sie würden auch für einen größeren deutschen Leserkreis selbst in dieser schwersten Prüfungszeit von Interesse sein. Allerdings habe ich Lebenserinnerungen niedergeschrieben, sogar ziemlich ausführliche, aber diese sind für meine Familie und für unsere Museen bestimmt; zur Veröffentlichung werden sie sich nur zum Teil eignen, und auch das erst nach meinem Tode. Die Wiedergabe kleiner persönlicher Erlebnisse scheint mir heute, wo wir Deutschen erst zum vollen Bewußtsein unserer wirtschaftlichen, politischen und geistigen Verelendung und dadurch hoffentlich einmal zum Wiederaufbau kommen werden, zu kleinlich. Dagegen habe ich mich gern bereitfinden lassen, von der Entwicklung unserer Sammlungen in dieser Zeit, soweit ich sie erweitert oder selbst ins Leben gerufen habe, einen Überblick zu geben. Freilich mußte er in dieser gedrängten Darstellung eine etwas lange und daher zum Teil selbst ermüdende Aufzählung von Tatsachen bringen, aber sie werden selbst dem mit unseren Sammlungen vertrauten Kunstfreund manches Neue bieten. Bei den Mitteilungen über die Art der wichtigeren Erwerbungen verlangte es die mir gegebene Aufgabe, daß ich meine Bestrebungen und Erfolge für unsere Museen in den Vordergrund stellen mußte; dies tritt noch schärfer hervor durch die knappe Form, auf die ich angewiesen war. Persönliche Erlebnisse habe ich ausnahmsweise nur dann einfließen lassen, wenn sie eine allgemeine Bedeutung hatten, wie namentlich bei den einleitenden Bemerkungen über die Förderer und Protektoren unserer Museen in diesem Zeiträume, denen wir für unsere Erfolge zu besonderem Dank verpflichtet sind, und für deren Charakteristik sie mir einen, wenn auch nur bescheidenen, Beitrag zu liefern scheinen.
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Autorenporträt
Wilhelm von Bode (* 10. Dezember 1845 in Calvörde; ¿ 1. März 1929 in Berlin), gebürtig Arnold Wilhelm Bode, geadelt 1914, war ein deutscher Kunsthistoriker. Bode war Museumsfachmann und gilt als der Mitbegründer des modernen Museumswesens. Er war eine der zentralen Persönlichkeiten in der deutschen Kultur des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. 1904 gründete er das Kaiser-Friedrich-Museum (heute Bode-Museum) auf der Museumsinsel in Berlin, war dort Generaldirektor der staatlichen Kunstsammlungen und schuf grundlegende Arbeiten zur Geschichte der deutschen, niederländischen und italienischen Malerei und Plastik. Aufgrund seines entscheidenden Einflusses auf die Entwicklung der Berliner Kunstsammlungen wurde er auch ¿Museums-Condottiere¿ und ¿Bismarck der Berliner Museen¿ genannt. 1889 bis 1914 leitete er ebenfalls die Neugründung der im Deutsch-Französischen Krieg vernichteten städtischen Kunstsammlungen der Stadt Straßburg.